Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis konnte am Donnerstag einen Teil seiner jüngsten Verluste wieder wettmachen, da ein schwacher Dollar den Käufern von Rohstoffen zugutekam. Allerdings zeigen sich die Märkte nun abwartend, was die Sitzungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of England bringen werden.
Kurz nach Bekanntgabe der Fed-Zinsentscheidung gestern stürzte die Rohölpreise ab. Die Entscheidung der Fed, die Zinsen in den kommenden Monaten weiter anzuheben, um gegen die hohe Inflation anzukämpfen, wurde aber allgemein vom Markt erwartet.
Allerdings führte dies dazu, dass die Märkte die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturabschwächung in den USA in diesem Jahr höher einschätzten, was sich negativ auf die Ölnachfrage auswirkte.
Die Angst vor einer drohenden Rezession sorgte unterdessen aber auch für Belastung beim US-Dollar. Viele Händler wetten derzeit darauf, dass eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums die US-Notenbank noch in diesem Jahr zu einer Abkehr von ihrer restriktiven Haltung bewegen wird. Folglich sank die US-Währung gegenüber einem Korb an anderen wichtigen Währungen auf ein 9-Monats-Tief.
Ein schwächerer Dollar wirkt sich allerdings positiv auf die Rohölmärkte aus, da er den Rohstoff für internationale Käufer billiger macht.
So verteuerte sich das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl um 0,3 % auf 83,06 USD je Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ebenfalls 0,3 % höher auf 76,66 USD je Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte waren gestern nach der Fed-Entscheidung um bis zu 3 USD gefallen.
Für die Rohölmärkte verlief der Jahresstart aufgrund der anhaltenden Sorgen vor einer konjunkturellen Abschwächung in diesem Jahr schwierig. Unsicherheiten bezüglich der weiteren Erholung der chinesischen Nachfrage sorgten ebenfalls für gedrückte Stimmung auf dem Ölmarkt.
Jetzt warten die Märkte die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of England ab, die heute im Laufe des Tages bekannt gegeben werden. Allgemein erwartet der Markt eine Anhebung der Zinssätze um 50 Basispunkte. Eine weitere Straffung der Geldpolitik erhöht aber auch die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Konjunkturabschwächung in diesem Jahr.
Die Befürchtung einer kurzfristigen Angebotsschwemme in den USA drückte im bisherigen Wochenverlauf auf die Ölpreise, da Regierungsdaten zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche zum 27. Januar stärker als erwartet auf ein 20-Monats-Hoch gestiegen sind.
Auch die OPEC+ ließ ihre Fördermengen auf einer Sitzung am Mittwoch unverändert, was kurzfristig kaum für Unterstützung für die Preise sorgte.
Wirtschaftsdaten aus China boten ein gemischtes Bild von der Erholung beim weltweit größten Ölimporteur. Zwar hat sich die Wirtschaftstätigkeit zweifellos verbessert, nachdem das Land Anfang des Jahres die meisten Coronamaßnahmen aufgehoben hat, doch zeigten private Daten in dieser Woche, dass einige Bereiche der Wirtschaft immer noch damit zu kämpfen haben, mit dem sprunghaften Anstieg der Coronafallzahlen fertig zu werden.
Der Coronaausbruch hat auch zu Unsicherheit darüber geführt, wann sich die chinesische Wirtschaft von einem pandemiebedingten Einbruch erholen könnte. Es wird jedoch erwartet, dass eine chinesische Erholung die Rohölnachfrage in diesem Jahr auf ein Rekordhoch treiben wird.