Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis gab am Donnerstag im frühen europäischen Handel weiter nach, da die Märkte ihre Aussichten für die Nachfrage in diesem Jahr angesichts der Anzeichen für eine Abkühlung des Wirtschaftswachstums und der zunehmenden Wetten auf weitere Zinserhöhungen der großen Zentralbanken neu bewerteten.
Ein starker Dollars drückte ebenfalls auf die Rohölpreise, da die US-Währung nach einer Reihe hawkischer Kommentare von Fed-Vertretern fester tendierte.
Das gestern veröffentlichte Beige Book der Fed hat gezeigt, dass sich das Wirtschaftswachstum in den zurückliegenden Wochen abgeschwächt hat. Derweil bleibt die US-Inflation weiterhin konstant hoch, was zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik führen könnte.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Brent Öl notierte 0,8 % schwächer auf 82,42 USD pro Barrel. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ging es sogar 0,9 % nach unten auf 78,53 USD pro Barrel. Beide Kontrakte verloren gestern mehr als 2 %.
Weiterhin hohe Inflationswerte in Großbritannien und der Eurozone zementierten derweil die Erwartungen, dass die Bank of England und die Europäische Zentralbank ihren jeweiligen Leitzins erneut anheben werden.
Auch auf der anderen Seite des Atlantiks sprachen sich mehrere Fed-Vertreter ebenfalls für eine weitere Zinserhöhung im Mai aus. Ihrer Ansicht nach sind künftige Erhöhungen von den hereinkommenden Wirtschaftsdaten abhängig.
Die Fed-Funds-Futures deuten darauf hin, dass die Märkte eine 85%ige Wahrscheinlichkeit einpreisen, dass die Fed die Zinsen im Mai um 25 Basispunkte anheben wird. Unterdessen hält eine wachsende Zahl von Marktteilnehmern auch eine Zinsanhebung im Juni für möglich.
All das hat die Rohölpreise stark belastet, da steigende Zinssätze und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum die Aussichten auf eine Rezession in diesem Jahr erhöhen, wodurch die Nachfrage stark zurückgehen könnte. Die Märkte befürchten auch, dass die Verlangsamung des Wachstums im Westen die Nachfrageerholung in Asien, allen voran in China, weitgehend ausgleichen könnte.
Während das Land im 1. Quartal 2023 ein unerwartet starkes Wachstum verzeichnete, scheint das verarbeitende Gewerbe, das normalerweise ein Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit ist, nach der Coronapandemie immer noch nicht zu alter Stärke zurückgefunden zu haben.
Die US-Rohöllagerbestände zeichneten ebenfalls ein gemischtes Bild von Angebot und Nachfrage beim größten Rohölverbraucher der Welt. Auch wenn sich die US-Ölreserven in der vergangenen Woche stärker als erwartet verringerten, zeigte ein unerwarteter Anstieg der Benzinvorräte, dass die Kraftstoffnachfrage an den Zapfsäulen nach wie vor auf niedrigem Niveau stagniert.
Medienberichten zufolge erreichten die Ölexporte aus den westlichen Häfen Russlands im April ein 4-Jahres-Hoch, was die Spekulationen auf eine Verknappung des Angebots nach den jüngsten Produktionskürzungen der OPEC+ etwas dämpfte.