Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis konnte sich am Donnerstag auf einem 3-Wochen-Hoch behaupten, allerdings scheint der jüngsten Rallye vorerst die Puste ausgegangen zu sein. Die Märkte müssen den Schritt der OPEC+ zur drastischen Kürzung der Fördermengen noch einordnen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verlor 0,2 % auf 93,59 USD pro Barrel. Auch das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI konnte um 0,2 % auf 87,95 USD pro Barrel zulegen. Beide Kontrakte stiegen am Mittwoch um etwa 2 % und verzeichnen bisher eine starke Handelswoche.
Die OPEC und ihre Verbündeten (OPEC+) hatten am Mittwoch angekündigt, ihr Angebot um 2 Millionen Barrel täglich zu kürzen. Damit soll die jüngste Schwäche der Rohölpreise korrigiert werden. Selbst die USA konnten den Ölverbund nicht von dem Plan abbringen.
Dieser Schritt gepaart mit Anzeichen eines größeren wöchentlichen Rückgangs der US-Rohöllagerbestände, führte zu einer starken Rally der Ölpreise. Das schwarze Gold konnte sich so von seinem 8-Monats-Tief, das im September erreicht wurde, erholen.
Aber die OPEC+ lieferte kaum Details darüber, welche ihrer Mitglieder die Produktion kürzen würden und wann die Drosselung umgesetzt wird. Die Organisation ging auch nicht darauf ein, wie die Kürzung ein Defizit des täglichen Produktionsziels von 3,5 Millionen Barrel pro Tag berücksichtigen würde.
US-Präsident Joe Biden deutete an, dass seine Regierung eine Reaktion auf die Förderkürzung der OPEC vorbereitet. Eine Möglichkeit ist beispielsweise die Freigabe von mehr Öl aus der strategischen Reserve. Die Biden-Regierung hat die strategische Ölreserve bereits auf den niedrigsten Stand seit 1984 heruntergefahren. Das erklärte Ziel des Präsidenten ist es, die Preise kurz vor den Zwischenwahlen im November zu senken.
Analysten warnten derweil davor, dass die Rohölmärkte in den kommenden Tagen wahrscheinlich eine erhöhte Volatilität erleben werden. Goldman Sachs argumentierte, dass das tatsächliche Ausmaß der Förderkürzung durch die OPEC angesichts der Versorgungsengpässe tatsächlich etwa 500.000 Barrel pro Tag betragen werde.
Entsprechend erhöhte die Investmentbank ihr Ölpreisziel für das 4. Quartal auf 110 USD pro Barrel.
In Schach halten könnte den Ölpreis die anhaltende Stärke des Dollars. Das schwächere Wachstum der Weltwirtschaft trübt dagegen die Nachfrageaussichten ein.
Andererseits dürfte eine weitere Verknappung des Rohölangebots aufgrund von Sanktionen gegen Russland den Preisen zugutekommen. Daher wird erwartet, dass ein harter Winter in Europa für solide Unterstützung sorgen wird.