Investing.com - Für den Ölpreis ging es am Mittwoch im asiatischen Handel kräftig nach unten, da aktuelle Branchendaten auf einen unerwarteten Anstieg der US-Rohöllagerbestände hindeuten. Schwache Konjunkturdaten aus den USA und China haben zudem für getrübte Nachfrageaussichten gesorgt.
Frisch veröffentlichte Daten des American Petroleum Institute zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 12. Mai um etwa 3,7 Millionen Barrel zugenommen haben. Damit wurden die Markterwartungen eines Rückgangs um 1,3 Millionen Barrel nicht erfüllt. Die Benzin- und Destillatvorräte gingen dagegen deutlich zurück.
Die Daten kündigen in der Regel einen ähnlichen Trend für die heute anstehenden offiziellen Regierungsdaten an. Aus ihnen geht hervor, dass die Ölversorgung beim weltweit größten Ölverbraucher nach wie vor aufgebläht ist, auch wenn die Freigaben aus der strategischen Erdölreserve (SPR) ebenfalls zum Bestandsaufbau beigetragen haben.
Der Rückgang bei den Benzin- und Destillatbeständen deutet auf eine steigende Nachfrage vor der Sommersaison hin, in der üblicherweise mehr Flug- und Autoreisen stattfinden.
Andere Daten aus den USA wiesen jedoch nach wie vor auf sich verschlechternde Wirtschaftsaussichten in diesem Jahr hin. So sind die Einzelhandelsumsätze im April hinter den Erwartungen zurückgeblieben und auch die Industrieproduktion war weiterhin rückläufig. Dies und die zunehmende Marktunsicherheit im Hinblick auf den Politik-Thriller bei der Anhebung der US-Schuldenobergrenze sorgen für Belastung bei den Rohölpreisen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verlor 0,6 % auf 74,44 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI 0,7 % ins Minus rutschte und bei 70,33 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte waren gestern um 0,7 % gefallen.
Schwächer als erwartet ausgefallene Daten zum Einzelhandelsumsatz und zur Industrieproduktion aus China sorgten gestern auch dafür, dass sich die Rohölpreise nicht weiter erholten.
Viele Anleger zeigten sich im Hinblick auf eine Nachfrageerholung beim weltweit größten Ölimporteur besorgt. Eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten in diesem Monat zeigt, dass der Aufschwung in China nach der Coronapandemie wahrscheinlich an Fahrt verloren hat. Das wirft die Frage auf, ob das Land noch dafür sorgen kann, dass die Ölnachfrage in diesem Jahr auf ein Rekordhoch steigen wird, wie von einigen Organisationen prognostiziert.
Im Hinblick auf die aktuelle Datenlage sind viele Händler dazu übergegangen, diese Prognosen, die einerseits von der Internationalen Energieagentur und andererseits von der OPEC aufgestellt wurden, zu ignorieren.
Die Pläne der US-Regierung, mit der Wiederauffüllung ihrer strategischen Erdölreserve zu beginnen, gaben den Ölpreisen in dieser Woche nur begrenzt Auftrieb. Der von der Regierung angekündigte Kauf von zunächst 3 Millionen Barrel entspricht nur einem Bruchteil des täglichen Weltverbrauchs.
Eine Erholung des Dollars sorgte ebenfalls dafür, dass die Preisentwicklung beim Rohöl gedämpft bleibt, nachdem eine Reihe von Vertretern der Fed eine restriktive Geldpolitik in Aussicht gestellt hatte. Derzeit liegt die Inflation in den USA weiterhin hartnäckig weit über der Zielmarke von 2 %.