Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise haben am Montag aufgrund wachsender Sorgen vor einer globalen Konjunkturabschwächung und einem möglichen Anstieg des iranischen Ölangebots sichtbar nachgegeben.
Bis 15.25 Uhr MEZ gab der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 3,1 % auf 87,75 Dollar ab, während der Preis für die Nordseesorte Brent um 2,72 % auf 94,10 Dollar sank. Beide Öl-Referenzkontrake waren bereits in der vergangenen Woche aufgrund eines erstarkten Dollars und Nachfragesorgen um 1,5 % eingebrochen.
Der Preis für US-Benzin lag 0,7 % tiefer bei 2,9977 Dollar je Gallone.
Berichte, wonach ein Abkommen zur Wiederauflage des Atomabkommens zwischen dem Iran und den westlichen Mächten kurz vor der Unterzeichnung steht, haben die Stimmung an den Märkten belastet.
Wie der katarische Nachrichtensender Al Jazeera am Wochenende berichtete, steht ein solches Abkommen unmittelbar bevor, während das Weiße Haus bestätigte, dass die Staats- und Regierungschefs der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands die Pläne am Wochenende besprochen hätten.
"Angesichts des Potenzials von mehr als 1 Million Barrel täglich an zusätzlichem Ölangebot, das auf den Markt kommen könnte, wird der Markt sehr genau verfolgen, wie sich die Gespräche entwickeln", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. "Eine Einigung (und die Aufhebung der Ölsanktionen) würde den Markt in eine komfortablere Situation bringen."
Aber auch die Sorge vor einer globalen Konjunkturabkühlung belastete den Ölmarkt am Montag. Die USA sind bereits in eine technische Rezession gerutscht. Die größte Volkswirtschaft der Welt hat in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen ein negatives Wachstum registriert. Auch in China, wo die Zentralbank am Montag erneut die Zinssätze senkte, um die Wirtschaft anzukurbeln, trüben sich die Aussichten ein. Die Entscheidungsträger im Reich der Mitte machen sich vor allem Sorgen über die Auswirkungen der Corona-Lockdowns sowie über die sich zuspitzende Lage auf dem hiesigen Immobilienmarkt.
Darüber hinaus sei eine Rezession in der größten Volkswirtschaft der Eurozone, Deutschland, immer wahrscheinlicher, wie die Bundesbank in ihrem Monatsbericht vom Montag feststellte. Grund dafür sei die Inflation, die im Herbst dieses Jahres einen Höchststand von mehr als 10 % erreichen könnte.
"Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung in den Wintermonaten ist sehr viel wahrscheinlicher geworden", so die Bundesbank. "Die hohe Unsicherheit über die Gasversorgung in diesem Winter und die starken Preissteigerungen dürften die Haushalte und Unternehmen stark belasten."
Die Unsicherheit in Bezug auf die Gasversorgung nahm am Montag zu, als der russische Energieriese Gazprom ankündigte, eine wichtige Pipeline noch in diesem Monat wegen Wartungsarbeiten stilllegen zu wollen.
Gazprom (MCX:GAZP) hatte den Gasdurchfluss durch die wichtige Pipeline im vergangenen Monat wegen Reparaturarbeiten eingestellt und nach der Wiedereröffnung nur noch 20 % der Maximalkapazität bereitgestellt.
"Der europäische Markt macht sich mit Blick auf die nächste Heizperiode zunehmend Sorgen darüber, wie sich die russischen Lieferungen entwickeln werden", so die ING weiter. "Im Moment sind die europäischen Lagerbestände jedoch komfortabel und liegen bei 77 %, was im Großen und Ganzen dem 5-Jahres-Durchschnitt entspricht und deutlich über den 64 % liegt, die zum gleichen Zeitpunkt des letzten Jahres zu verzeichnen waren."