Investing.com - Die Jahresendrallye an den Aktienmärkten nimmt nicht die erhoffte Richtung, dazu kommen fallende Anleiherenditen und ein akuter Schwächeanfall des US-Dollars. Dank dieser Gemengelage ist der Goldpreis am letzten Handelstag des Jahres bei geringem Handelsvolumen mit 1.525,39 US-Dollar auf den höchsten Stand seit Mitte September gestiegen. Zuletzt wurde der XAU/USD mit 1.524,68 US-Dollar je Feinunze mehr als 9 US-Dollar oder 0,63 Prozent im Plus gehandelt.
Der Terminkontrakt des Goldpreises übersprang bereits an Heiligabend die psychologisch bedeutende Marke von 1.500 US-Dollar je Feinunze. Aktuell notiert der Februar-Terminkontrakt auf 1.527,45 US-Dollar. In den letzten sieben Handelstagen verteuerte sich das gelbe Metall um etwas mehr als 2,6 Prozent. Seit Jahresanfang stieg Gold um knapp 19 Prozent.
Dollar-Schwäche treibt Goldpreis an
Zur Gold-Rallye in den letzten Tagen beigetragen hat der Schwächeanfall des US-Dollars, der nicht nur die Unterstützung bei 96,89 nachhaltig unterschritt, sondern auch ein neues Swing-Tief markierte. Gestern sank der US-Dollar-Index, der den Wert des Greenback gegenüber einen Korb von sechs Währungen vergleicht, mit 96,25 auf den tiefsten Stand seit Anfang Juli.
Die Gründe für den schwächeren US-Dollar in diesem Jahr waren u.a. die drei Zinssenkungen der Federal Reserve, die die Begeisterung für den Greenback dämpften. Befand sich die US-Notenbank in den letzten drei Jahren noch im Straffungsmodus, vollzog sie in diesem Jahr die Wende zu einer lockeren Geldpolitik. Das ließ nicht nur die geldpolitische Divergenz zwischen der Federal Reserve und der EZB schmelzen, sondern auch den Spread zwischen zehnjährigen US-Staatsanleihen und den Pendants aus Deutschland, der sich mit 204,4 Basispunkte auf den geringsten Stand seit Februar 2018 zusammenzog. Dieser Rückgang der Renditedifferenz hat Auswirkungen auf die großen Kapitalströme und insbesondere auf den US-Dollar. Das erklärt auch, warum sich der Euro in den letzten Tagen wieder über 1,12 US-Dollar erholen konnte.
Für gewöhnlich stehen Gold und der US-Dollar in inverser Beziehung zueinander. Wenn die US-Währung fällt, steigt der Goldpreis und umgekehrt.
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Zehnjahresrendite bleibt unter 200-Tage-Linie
Hinzu kommt, dass die Zehnjahresrendite aus den USA nach wie vor mit ihrer wichtigen 200-Tage-Linie bei 1,887 Prozent kämpft. Erst ein nachhaltiger Spurt über die Marke von 1,99 Prozent würde eine mittelfristige Bodenbildung signalisieren und damit einhergehend höhere Renditen in den USA. Die TIPS, also die US-Realzinsen, halten sich in der Zwischenzeit stabil bei 0,15 Prozent.
Höhere Renditen belasten den Goldpreis tendenziell, weil der Kauf von Anleihen im Vergleich zum Halten des Edelmetalls attraktiver wird.
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Saisonalität spricht auch im Januar für Gold
Preistreibend für den Goldpreis waren in den vergangenen Wochen sicherlich auch saisonale Faktoren. Ende November hatten wir bereits in einem Artikel hier auf Investing.com geschrieben, dass der Dezember für Gold ein positiver Monat ist. Von den Saisonalität her dürfte es aber auch im Januar Rückenwind geben. Schließlich ist der Goldpreis in den letzten 20 Jahren einer Auswertung von StockCharts zufolge mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent mit einem Plus aus diesem Monat gegangen. Die durchschnittliche Zuwachsrate im Januar beträgt 3,0 Prozent.
Momentumkäufer springen auf den fahrenden Gold-Zug auf
Der Herdentrieb zum Jahreswechsel spielt sicherlich auch eine wichtige Rolle. Das Momentum bei Gold ist aktuell so gut wie zuletzt im August, als das Edelmetall kontinuierlich neue Jahreshochs erreichte. In der Regel springen mehr und mehr Anleger auf den Zug auf, sobald das Momentum zunimmt und dies führt zu weiter steigenden Preisen. Da das Volumen zum Jahresende jedoch gering ist, kann sich das Blatt im neuen Jahr aber auch schnell wieder wenden, weshalb weiterhin eine gesunde Portion Skepsis angebracht ist.
Risikoaversion sorgt für positiven Preiseffekt auf Gold
Einen positiven Preiseffekt auf Gold hatte sicherlich auch die gestrige Korrektur an den Aktienmärkten, die eine leichte Welle an Risikoaversion hervorrief und das, obwohl die South China Morning Post berichtete, dass Chinas Vize-Premierminister Liu He noch in dieser Woche nach Washington reisen werde, um die Handelsvereinbarung der ersten Phase zwischen den USA und China zu unterzeichnen.
Der Dow Jones Industrial verlor 183 Punkte oder 0,6 Prozent auf 28.462,14 Zähler, während der marktbreitere S&P 500 0,5 Prozent der 18,73 Punkte auf 3.221,29 Zähler sank. Es war der größte Tagesverlust seit vier Wochen. Für den NASDAQ Composite ging es um 0,6 Prozent oder 60,62 Punkte nach unten auf 8.945,99 Zähler. Letzte Woche notierte der Technologieindex erstmals in seiner Geschichte über der psychologisch bedeutenden Marke von 9.000 Punkten. Angesichts der geringen Handelsaktivität und dem Mangel an relevanten News sollten Anleger jedoch nicht all zu viel in die jüngste Price Action hineininterpretieren.
Trotz der gestrigen Verluste steuert der S&P 500 mit einem Plus von aktuell 28,50 Prozent auf das beste Jahr seit 2013 zu.
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