von Robert Zach
Investing.com - Die Ölpreise seien schnell auf ein Niveau angestiegen, auf dem das Risiko von Preisrückgängen zunehme, da die Nachfrage fragil bleibe, warnte Morgan Stanley (NYSE:MS) am Montag in einem Reuters-Bericht. Der Ölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) erreichte zu Wochenbeginn den höchsten Stand seit drei Monaten, konnte das Niveau aber nicht halten und rangierte zuletzt 3,40 Prozent im Minus.
Der Verbund OPEC+ hatte sich am Wochenende darauf geeinigt, die vereinbarten Produktionssenkungen in Rekordhöhe bis Ende Juli zu verlängern, während Chinas Rohölimporte im Mai ein Allzeithoch erreichten.
Die US-Großbank teilte mit, dass ihre Basisprognose weiterhin besteht, dass die Ölmärkte in der zweiten Hälfte dieses Jahres zunehmend unterversorgt sein und die Lagerbestände im Schlussquartal 2020 und im ersten Quartal 2021 schrumpfen werden.
In der Notiz hieß es jedoch, dass die Rallye "eher angebots- als nachfrageorientiert erscheint und die Frage aufwirft, wie stark die Raffinerieauslastung vor diesem Hintergrund zunehmen kann".
Die Raffineriemargen sind historisch niedrig und die Lagerbestände an Ölprodukten bleiben im Vergleich zu den Rohölreserven erhöht, was andeutet, dass die Erholung der Nachfrage relativ fragil ist.
Es ist unwahrscheinlich, dass der Verbrauch vor Ende 2021 wieder vollständig auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie zurückkehren wird, meinte Morgan Stanley und fügte hinzu, dass die Lager nach den Einspeisungen im April ungewöhnlich voll seien.
Das Wachstum der US-Schieferölförderung könnte zudem auf Niveaus zurückkehren, die zu hoch sind, sollte die US-Leitsorte WTI zu deutlich über Werten von 40 Dollar gehandelt werden.
Die Bank sieht auch ein Risiko bei der Einhaltung der Produktionskürzungen durch die OPEC-Staaten, die zu ungewöhnlich hohen Kapazitätsreserven geführt haben.
"Wenn die Kürzungen einmal aufgehoben werden, könnte die Produktion stark zunehmen", gab Morgan Stanley zu Bedenken.
Auch JBC Energy warnte vor allzu großer Euphorie am Ölmarkt. Die erhöhten Ölpreise könnten mit Blick auf die fragile Nachfragebelebung vom Kauf abhalten.
"Wir haben das Gefühl, dass der Markt preislich schon sehr weit gelaufen ist und einen guten Mix aus positiven Überraschungen bräuchte, um das aktuelle Preisniveau zu halten", so JBC.
Obwohl sich sich die Ölpreise seit Ende April dynamisch erholt haben, liegen sie immer noch deutlich unter dem Break-Even-Point der meisten US-Schieferproduzenten, was zu Betriebsstilllegungen, Entlassungen und Kostensenkungsmaßnahmen beim größten Ölproduzenten der Welt führen könnte.
Gleichwohl kündigte zum Beispiel einer der führenden Anbieter im Fracking-Segment, EOG Resources (NYSE:EOG), letzte Woche an, die Ölproduktion in der zweiten Jahreshälfte wieder hochfahren zu wollen. Auch der Schieferölförderer Parsley Energy (NYSE:PE) und einige Ölproduzenten im North Dakota wollen ihre Hähne wieder aufdrehen.
Im letzten Energiebericht vom 6. April der Federal Reserve Bank of Dallas geht aus einer Umfrage unter 92 Erdöl- und Explorationsunternehmen hervor, dass der Durchschnittspreis von WTI Öl im Permischen Becken zwischen 46 bis 52 Dollar liegen sollte, damit die Produzenten profitabel Öl fördern können.
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