Investing.com - Nach crashartigen Bewegungen am Mittwochnachmittag hat sich Bitcoin bis zum Ende des Tages wieder etwas erholt - ein Zeichen dafür, dass der Ausverkauf der Kryptowährungen die Talsohle erreicht hat, zumal sich Befürchtungen, dass die Regulierungsbehörden in China hart durchgreifen könnten, als unangebracht erweisen.
Gegen 07.01 Uhr MEZ notierte der BTC/USD auf 24-Stunden-Sicht knapp ein Prozent im Plus bei 39.600 Dollar. Gestern war er zwischenzeitlich auf ein Tief von 30.261 Dollar abgestürzt. In den letzten sieben Tagen ist die Krypto-Leitwährung um fast 30% eingebrochen.
"Wir haben eine signifikante Erholung von den Tiefstständen gesehen, was darauf hindeutet, dass ein Großteil der Verkaufsaktivitäten bereits abgeschlossen sein könnte", sagte Seamus Donoghue, VP für strategische Allianzen bei METACO, in einer E-Mail.
Das Krypto-Blutbad, das die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich zog, wurde größtenteils auf ein regulatorisches Durchgreifen in China zurückgeführt. Aber diese Darstellung "ist ziemlich irreführend, weil es die People's Bank of China (PBOC) war, die lediglich eine Richtlinie aus 2017 wiederholte, anstatt ein neues Verbot zu erlassen", fügte Donoghue hinzu.
"Die gestrige Preisbewegung geht wohl eher auf exzessive Spekulationen und sich ausweitende Verluste zurück, die eine Kette von Glattstellungen auslösten, an deren Ende ein Drawdown von bis zu 50% gegenüber den Bitcoin-Höchstständen zu beobachten war."
Peking gilt seit langem als Todfeind des Bitcoins. Im Vorfeld des vorigen Bullenmarktes im Jahr 2017, als Initial Coin Offerings (ICOs) - ein Instrument zur Kapitalbeschaffung - immer beliebter wurden, schaltete sich die People's Bank of China ein, um die Aktivitäten einzudämmen und zwang einige Krypto-Börsen, keine Neuregistrierungen von Nutzern mehr zuzulassen.
Auch andere Analysten stimmen dem zu und verweisen auf eine Kombination von Faktoren, die darauf hindeuten, dass der Krypto-Ausverkauf nicht auf Aktionen aus China zurückzuführen war.
"Es sieht nicht so aus, als ob der aktuelle Einbruch auf die Meldungen aus China zurückzuführen ist, sondern eher auf die Entwicklungen in den USA - zum einen auf die von Elon Musk geäußerten Ansichten und zum anderen auf die in den Büros der OCC, IRS und FDIC herrschende Stimmung gegenüber Bitcoin. Der Markt stand Anfang letzter Woche unter leichtem Stress durch die US-Bundesaufsichtsbehörden, konnte dem aber standhalten, doch Elons Tweet hat das Fass wohl zum Überlaufen gebracht", so Eli Taranto, Chief Business Development Officer bei der EQIBank.
Ein See von Rot quer durch die Kryptomärkte schürte die Sorge, dass institutionelle Investoren, die einer der Haupttreiber der Krypto-Hausse waren, die Flucht ergreifen könnten.
JPMorgan (NYSE:JPM) goss Öl ins Feuer. Die US-Großbank deutete an, dass institutionelle Investoren ihren Appetit auf BTC als digitales Gold verlieren und in die Sicherheit des traditionellen sicheren Hafens Gold zurückkehren würden.
"Das Bitcoin-Flow-Bild verschlechtert sich weiter und lässt auf einen anhaltenden Rückzug der institutionellen Anleger schließen," schrieb JPMorgan in einer Kundenmitteilung, wie CNBC berichtet. "Im vergangenen Monat verzeichneten die Bitcoin-Futures ihre steilste und nachhaltigste Glattstellung seit Beginn des Bitcoin-Anstiegs im Oktober letzten Jahres."
Aber die Aktivitäten der institutionellen Anleger haben nicht abgenommen, sondern scheinen sogar noch zuzunehmen, da die Akzeptanz der Blockchain-Technologie noch in den Kinderschuhen steckt.
"Im Gegensatz zum Krypto-Winter 2018 konnten wir beobachten, dass jede größere Bank nun Kapazitäten im Bereich Krypto aufbauen möchte und damit 2021/2022 an den Start gehen will. Einige der größten Institutionen wie Standard Chartered (OTC:SCBFF), Northern Trust (NASDAQ:NTRS), DBS und BBVA (MC:BBVA) gehen alle mit entsprechenden Kundenangeboten an den Start", sagte Donoghue. " Vergleichbar mit der Spitze eines Eisbergs handelt es sich dabei nur um einen Vorgeschmack auf das, was in Bezug auf die institutionelle Akzeptanz noch kommen wird."