Investing.com – Ethereum erging es in der vergangenen Woche wie dem Rest der Kryptowährungen. Vor dem Hintergrund des Terra-Kollapses kam es zu einer Beschleunigung der Verluste. Damit notiert der Ether mehr als 50 Prozent unter seinem Allzeithoch.
Die jüngsten Marktverwerfungen stimmten den Ethereum-Gründer Vitalik Buterin nachdenklich. Er musste sich beispielsweise selbst eingestehen, dass er Nutznießer einiger Entwicklungen im Bereich der digitalen Vermögenswerte ist, die nicht wirklich in sein Weltbild passen.
„Ich habe eine Abneigung gegen viele moderne Finanz-Blockchain-Anwendungen (3-Millionen-Dollar-Affen usw.). Gleichzeitig schätze ich die Tatsache, dass dieses Zeug einen großen Teil dessen ausmacht, was das Krypto-Ökosystem am Laufen hält und all meine coolen DAO/Governance-Experimente finanziert.“
Aus seiner Sicht müsste Ethereum außerdem eine Blockchain sein, die sämtlichen Widrigkeiten gewachsen ist. Ein Gedanke, der aufgrund der jüngsten Geschehnisse sicherlich an Bedeutung gewonnen haben dürfte, doch die Realität sieht anders aus, wie Buterin erläuterte:
„Es besteht ein Widerspruch zwischen meinem Wunsch, Ethereum zu einem L1 zu machen, das wirklich extreme Umstände überstehen kann. Denn gleichzeitig ist mir bewusst, dass viele wichtige Apps auf Ethereum schon jetzt auf weitaus fragileren Sicherheitsannahmen beruhen als alles, was wir im Ethereum-Protokolldesign für akzeptabel halten.“
Hinzu kommt, dass Vitalik Buterin die Entwicklung der Kryptoindustrie viel zu langsam voranschreitet. Für viele, die in diesem Bereich unterwegs sind, ist Krypto mit Vermögenswerten gleichgesetzt, mit denen es sich prima spekulieren lässt. Doch die Blockchain-Technologie kann weitaus mehr:
„Es besteht ein Zwiespalt zwischen meinem Wunsch, dass Krypto über den Finanzbereich hinaus wächst, und meiner Erkenntnis, dass der Finanzbereich (inkl. Zahlungen+SoV) immer noch der mit Abstand erfolgreichste Sektor von Krypto-Apps ist. *Besonders* bei Menschen aus der Dritten Welt, Menschenrechtsaktivisten und generell gefährdeten Menschen.“
Damit zeigt der Ether-Gründer, dass die gesamte Industrie sowohl technisch als auch ethisch noch so manche Herausforderung zu meistern hat und noch lange nicht so viel Beachtung erfährt, wie sie es verdient hätte.
Seit Monaten geht es kontinuierlich bergab. Der Krypto-Winter, von dem bereits gesprochen wird, ist jedoch wohl noch lange nicht vorbei. Der 22V Research Analyst John Roque rechnet jedenfalls damit.
Er geht davon aus, dass es für den ETH/USD um weitere 80 Prozent bergab gehen könnte. Das würde bedeuten, dass wir die Marke von 420 Dollar zu sehen bekommen, bevor eine neue nachhaltige Rallye einsetzt, wie Bloomberg berichtete.
Von Marco Oehrl
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