Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die größte Krypto-Börse der Welt, Binance, unterhält nach eigenen Angaben kein Engagement bei der in Schieflage geratenen Krypto-Bank Silvergate Capital (NYSE:SI). Damit will der Marktplatz für Kryptowährungen die Nerven seiner Kunden beruhigen, die durch den Kollaps des Instituts, das sich als Bank für die Krypto-Branche positioniert hatte, am Mittwoch in Sorge waren.
Binance habe keine Vermögensverluste durch Silvergate erlitten, twitterte Binance-Gründer und -CEO Changpeng Zhao kurz nach der Meldung, dass Silvergate seine Geschäftstätigkeit aufgibt.
Silvergate bot mehreren großen Krypto-Börsen herkömmliche Bankdienstleistungen an. Das Unternehmen hatte katastrophale Verluste aus seinem Anleihenportfolio erlitten, als die Fluchtbewegung aus der Krypto-Anlageklasse im Zuge des FTX-Kollaps dazu führte, dass die Krypto-Kunden von Silvergate ihre Einlagen von der Bank abzogen, um die Forderungen ihrer eigenen Kunden zu erfüllen.
Die Analysten vom Investmenthaus Cowen meinen, dass es für die übrigen in den USA ansässigen Krypto-Börsen schwierig werden dürfte, die von Silvergate angebotenen Dienstleistungen gleichwertig zu ersetzen. Große Banken dürften das regulatorische Risiko scheuen, während kleinere Institute das Liquiditätsrisiko, das Silvergate in den Konkurs getrieben hat, möglicherweise nicht eingehen wollen.
Die Nachricht über die Entscheidung zur Abwicklung des Unternehmens versetzte den Preisen für Kryptowährungen einen erneuten Schlag und drückte den Bitcoin auf ein Monatstief, bevor er sich leicht erholte und um 12.17 Uhr MEZ bei 21.651 Dollar lag, ein Minus von 1,3 %. Aktien von Krypto-Unternehmen wie Coinbase (NASDAQ:COIN), Riot Platforms (NASDAQ:RIOT) und MicroStrategy (NASDAQ:MSTR) gaben im vorbörslichen Geschäft ebenfalls nach.
Kunden zogen auch weiterhin ihr Geld aus Binance USD ab, dem nativen Token der Binance-Börse, mit dem ein Großteil der Handelsaktivitäten auf der Plattform abgewickelt wird. Die ausstehende Marktkapitalisierung ist im letzten Monat um die Hälfte auf etwas mehr als 8 Milliarden Dollar eingebrochen und hat sich seit dem FTX-Kollaps um zwei Drittel verringert.
Wie viele andere Unternehmen hat auch Binance in den USA in der Vergangenheit mit Silvergate kooperiert. Offenbar hat sich diese Beziehung jedoch mit der Zeit abgeschwächt. Reuters berichtete letzten Monat, dass Binance.US in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 mehr als 400 Millionen Dollar von Silvergate auf andere Konten transferiert hatte. Der Bericht war insofern interessant, als er behauptete, dass der Vermögenstransfer mit Hilfe der Offshore-Niederlassung von Binance durchgeführt wurde. Das würde die von Zhao wiederholt aufgestellten Behauptungen in Zweifel ziehen, dass Binance.US unabhängig von seiner unregulierten Tochtergesellschaft arbeitet.
Reuters zitierte eine Mitteilung von Catherine Coley, der damaligen Geschäftsführerin von Binance.US, in der sie sagte, dass die Transfers ohne ihr Wissen stattgefunden hätten, sie nannte sie "unerwartet" und sagte, "niemand hat sie erwähnt".
Eine Person, die mit der Angelegenheit vertraut ist, soll außerdem gesagt haben, dass die Binance-Finanzmanagerin Susan Li Zugang zum Binance.US Silvergate-Konto hatte. In einem Dokument von Binance.US aus dem Jahr 2021 wird Silvergate als Zahlungskanal identifiziert, der zu diesem Zeitpunkt von Binance.com kontrolliert wurde.
Binance erklärte gegenüber Reuters, die Informationen seien "veraltet", ging aber nicht näher darauf ein.