Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die Inflation überschritt im September im Großbritannien erneut die Marke von 10 %. Insbesondere hohe Lebensmittelpreise drücken derzeit die Haushaltseinkommen. Der Druck auf Premierministerin Liz Truss und die Bank of England dürfte derweil weiter steigen.
Der Verbraucherpreisindex stieg gegenüber August um 0,5 %, während die Kernverbraucherpreise um 0,6 % stiegen. Beide Werte lagen leicht über den Erwartungen der Analysten. Dadurch stieg die Gesamtinflation von 9,9 % auf 10,1 %, während die Kerninflation von 6,3 % auf 6,5 % stieg.
Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass sich die Preise auf Erzeugerebene mit einer leichten Zeitverzögerung nun auch in der Verbraucherpreisinflation ankommen. Seit August hat sich der Preisanstieg auf Herstellerebene verlangsamt, wenn auch weniger stark als angenommen. Die Preise ab Werk erhöhten sich nur um 0,2 %, so dass der Erzeugerpreisindex auf Jahresbasis von 16,4 % auf 15,9 % zurückging.
Neben Nahrungsmitteln wurde der Preisanstieg vor allem durch die Wohnkosten getrieben, da sich die Zinserhöhungen der Bank of England zunehmend auf die Hypothekenkosten auswirken.
Eine gewisse Erleichterung kam durch den üblichen saisonalen Rückgang der Flugpreise zum Ende der Sommerferien und durch einen weiteren Rückgang der Kraftstoffpreise. Benzin und Diesel verbilligten sich sogar den dritten Monat in Folge.
Da die Korrekturbewegung der Rohölpreise jedoch durch die Ankündigung der Produktionskürzung seitens der OPEC+ Anfang dieses Monats vorerst gestoppt wurde, scheinen die Chancen für eine weitere Entlastung aus dieser Richtung begrenzt.
Samuel Tombs, Analyst bei Pantheon Macroeconomics, sagte, dass der Verbraucherpreisindex voraussichtlich im Oktober seinen Höhepunkt erreichen wird, wenn die regulierten Energiepreise für Haushalte stark steigen werden. Danach würden Basiseffekte aus dem letzten Jahr in Verbindung mit einer schwächeren Nachfrage und nachlassenden Engpässen in der Lieferkette die Inflation über den Winter auf 6 % im April zurückgehen lassen.
Das setzt voraus, dass Großbritannien in den nächsten Monaten nach ein paar chaotischen Wochen in Westminster keine radikaleren politischen Wendungen vollzieht.
Was nach April passiert, so Tombs, wird weitgehend davon abhängen, wie sich die weltweiten Energiepreise – und die Reaktion der Regierung darauf – entwickeln. Jeremy Hunt, der neue britische Finanzminister, signalisierte am Montag, dass er die staatliche Unterstützung für Energierechnungen nach Ablauf des derzeitigen sechsmonatigen Sicherheitsnetzes kürzen wolle. Dieser Schritt würde wiederum zu einem weiteren starken Anstieg der Energierechnungen führen.