BERLIN (dpa-AFX) - Die Stiftung Warentest prüft im Schnitt fast 100 Produkte und Dienstleistungen am Tag. Dabei gebe es im Durchschnitt vier bis fünf Rechtsstreitigkeiten jährlich mit Firmen, die sich unfair behandelt fühlten, sagte Holger Brackemann, der den Bereich Untersuchungen leitet, dem "Spiegel". "Bei 35.000 getesteten Produkten und Dienstleistungen jährlich", wie Brackemann betonte.
Man betreibe enormen Aufwand, um die Tests unabhängig, objektiv und nachvollziehbar durchzuführen. "Das können wir auch vor Gericht darlegen." Vor Gericht gehe man fast immer als Gewinnerin hervor.
Die Stiftung Warentest wird am Mittwoch 60 Jahre alt. Am 4. Dezember 1964 wurde ihre Gründungsurkunde unterzeichnet. Zwei Tage vorher hatte der Bundestag die Stiftung ins Leben gerufen.
Brackemann: Tests haben großen Einfluss auf Aldi, Lidl und Co.
Bei all den Tests geht hin und wieder etwas schief. "Gelegentlich explodiert auch mal eine Waschmaschine", sagte Brackemann. "Aber das liegt nicht an uns, sondern an dem Gerät, das dem Dauertest nicht standhält."
Die Stiftung Warentest ist mit ihren Testergebnissen für viele Konsumentinnen und Konsumenten bei ihrer Entscheidung eine wichtige Orientierung. Mit dem Begriff "Macht" fremdele er aber etwas, sagte Brackemann. "Sicher haben wir Einfluss auf Märkte, aber das ist ja keine Willkür." Große Einzelhändler wie Aldi, Lidl, Edeka oder Rewe reagierten sehr stark auf die Testergebnisse. "Wenn ein Produkt schlecht abschneidet, wird es ausgelistet."
Es gibt im Übrigen einige Produkte, die die Prüforganisation noch nicht getestet hat. "Im Grunde alles, was sehr teuer ist und nur in geringen Stückzahlen auf dem deutschen Markt verkauft wird", sagte Brackemann und nannte die Beispiele Fertighäuser und Luxusjachten. Besonders großes Interesse bestehe an klassischen Investitionsgütern im Haushalt wie Waschmaschinen, Kühlschränken und Staubsaugern. Derzeit seien Saug- und Wischroboter sehr populär.