FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Ende einer durchwachsenen Woche und eines schwachen Quartals kann der Dax nochmals Boden gutmachen. Gegen Mittag legte der Leitindex um 0,64 Prozent auf 18 326,50 Punkte zu und baute damit anfängliche Gewinne etwas aus. Damit hob er sich positiv ab vom MDax , der mit 25 361,10 Zählern knapp im Minus lag. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stand auch nur relativ moderat mit 0,2 Prozent im Plus.
An der Wall Street war es nach dem europäischen Handelsende leicht nach oben gegangen und die Futures bestätigen am Freitag diese Tendenz für die tonangebenden US-Börsen (ETR:SXR4). Dies hilft zu Wochenschluss auch hierzulande, wo am Morgen Inflationssignale aus Frankreich, Spanien und Italien im Mittelpunkt standen, die die Erwartungen erfüllten. Später rückt der sogenannte PCE-Deflator aus den USA in den Fokus, der das von der US-Notenbank Fed bevorzugte Inflationsmaß ist.
Ein Thema war auch der wacklige Auftritt von US-Präsident Joe Biden im ersten TV-Duell mit Herausforderer Donald Trump. Anleger blicken außerdem kritisch auf die erste Runde der Parlamentswahlen, die am Wochenende in Frankreich ansteht. "Die rechtsorientierte Partei von Marine Le Pen steht in den Startlöchern, die Regierungsgeschäfte in Frankreich zu übernehmen", sagte der Marktanalyst Frank Sohlleder vom Broker Activtrades. "Die Wahl wird zwar am Sonntag nicht entschieden, doch es wird Tendenzen geben, in welche Richtung das Pendel in Frankreich ausschlagen wird."
Im Wochenverlauf steht der Dax mit fast einem Prozent im Plus, womit er sich tendenziell weiter stabilisiert zeigt. Am letzten Handelstag im Juni ist es aber auch an der Zeit, ein Fazit für das erste Halbjahr zu ziehen: Aktuell steuert der Dax hier auf ein Plus von mehr als neun Prozent zu, das allerdings stark vom ersten Quartal geprägt ist. Im zweiten Jahresviertel hat der Leitindex aktuell um 0,6 Prozent nachgegeben.
Gestützt wurde der Dax von einer Erholung im europäischen Automobilsektor, was sich bei den Aktien von Mercedes-Benz (ETR:MBGn) in einem Anstieg um 2,4 Prozent äußerte. In einer Telefonkonferenz habe der Autobauer weiter Zuversicht signalisiert für die Margenambitionen der Kernmarke Mercedes, merkte der Analyst Philippe Houchois von Jefferies Research positiv an.
Vor allem standen aber Adidas (ETR:ADSGN) und Puma (ETR:PUMG) im Mittelpunkt wegen eines sehr enttäuschenden Ausblicks von Nike . Während der US-Kontrahent im neuen Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang erwartet, blieben die Adidas-Anleger entspannt. Es setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Probleme bei den Amerikanern hauptsächlich hausgemacht sind.
Die Adidas-Aktien legten ein halbes Prozent zu, weil es zum zweiten Quartal des deutschen Sportartikelherstellers positive Stimmen gab. Auf Halbjahresebene dürfte ein gewisser Optimismus für Adidas unterstrichen werden, schrieb der Jefferies-Analyst James Grzinic. Puma dagegen lagen zuletzt noch mit 2,7 Prozent im Minus. Für die Nike-Aktien (NYSE:NKE) zeichnete sich an den US-Börsen ein prozentual zweistelliges Minus ab.
Mit 1,3 Prozent ein Verlierer waren am Freitag auch die Aktien von Delivery Hero (ETR:DHER) , die ein Tief seit Anfang März erreichten. Für Unsicherheit sorgte dort der vorgezogene Abschied des bisherigen Finanzchefs Emmanuel Thomassin, der eigentlich erst für September angekündigt war. Vermeldet wurde zunächst nur eine Übergangslösung.
Im MDax sackten Teamviewer (ETR:TMV) mit einem Kursrutsch um 7,7 Prozent auf ein Tief seit November 2022. Der Spezialist für Fernwartungslösungen ist nach eigenen Angaben Opfer eine Cyberattacke geworden. Am Mittwoch habe das Sicherheitsteam eine "Auffälligkeit" in der internen IT-Umgebung festgestellt.
Schwer unter Druck gerieten auch die im SDax gelisteten Papiere der Deutschen Beteiligungs AG (ETR:DBANn) , die wegen der angekündigten Ausgabe einer 100 Millionen Euro schweren Wandelanleihe um fast sieben Prozent absackten. Mit der Maßnahme könnte den Anlegern eine Gewinnverwässerung drohen.
Besser schlugen sich in dem drittklassigen Index die fast vier Prozent höheren Aktien von Deutz (ETR:DEZG) . Der Motorenbauer gab mit Blue Star Power Systems eine Übernahme in den USA bekannt. Warburg-Analyst Stefan Augustin wertete die Expansion im Bereich der Stromerzeugungsaggregate positiv.