FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat nach der erwarteten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) einen Teil seiner Tagesgewinne eingebüßt. Der deutsche Leitindex stieg bis zum frühen Donnerstagnachmittag noch um 0,78 Prozent auf 18.473,06 Punkte und stemmte sich so gegen seinen Abwärtstrend nach Erreichen des Rekordhochs Anfang des Monats. Im Handelsverlauf hatte er noch deutlich von dem starken Rückenwind der US-Technologieaktien profitiert.
Für den MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen ging es um 0,62 Prozent auf 25.261,78 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,02 Prozent.
Die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen im Euroraum. Der richtungsweisende Einlagenzins, den Banken für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, verringert sich wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Die gesunkene Inflation und die schwächelnde Wirtschaft hatten den Weg für diese Zinssenkung geebnet. Zudem wird die Wirtschaft im Euroraum nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank etwas schwächer wachsen als zuletzt erwartet.
"Die EZB betrachtet es auf der Grundlage der aktualisierten Beurteilung der Inflationsaussichten nun als angemessen, einen weiteren Schritt bei der Reduzierung des Grades der geldpolitischen Straffung zu gehen", schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Ampeln für Zinssenkungen in höherer Frequenz stünden indes noch nicht auf grün, denn hierfür sei der Preisdruck im Dienstleistungssektor noch zu hoch.
Für gute Stimmung im US-Technologiesektor hatten Aussagen von Nvidia-Chef Jensen Huang gesorgt. Er sprach auf einer Konferenz der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) in San Francisco von einer hohen Nachfrage nach den knappen Chips des Vorzeigeunternehmens in puncto Künstliche Intelligenz (KI). "In New York ist die KI-Fantasie mit voller Wucht aufs Parkett zurückgekehrt", kommentierte Marktanalyst Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Hierzulande stiegen die Aktien des Chipherstellers Infineon (ETR:IFXGn) im Dax um 2,6 Prozent.
Zudem standen nach dem Kurssprung um 16,6 Prozent zur Wochenmitte die Aktien der Commerzbank (ETR:CBKG) weiter im Fokus und legten um gut ein Prozent zu. Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) sieht den Einstieg der italienischen Bank Unicredit (BIT:CRDI) bei dem deutschen Finanzhaus als Signal für ihren Übernahmewillen. Inzwischen bekräftigte auch Unicredit-Chef Andrea Orcel das Interesse an einem möglichen Kauf der Commerzbank. Er betonte aber auch, dass die Unicredit nach dem Einstieg mit neun Prozent bei der weiteren Vorgehensweise flexibel sei. So könne der Anteil auch erhöht oder reduziert werden. Er sehe dabei keinen Zeitdruck: "Wir sind sehr geduldig".
Unter den besten Werten im MDax gewannen die Anteilsscheine des Softwarespezialisten Teamviewer (ETR:TMV) gut drei Prozent und profitierten damit ebenfalls von einem zuversichtlichen Analystenkommentar. Der enorme Pessimismus nehme etwas ab, schrieb der Experte Ben Castillo-Bernaus von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas (ETR:BNPP). Die Markterwartungen erschienen inzwischen vernünftiger.
Der Euro wurde am frühen Nachmittag zu 1,1019 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1043 (Dienstag: 1,1031) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9055 (0,9065) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,10 Prozent am Vortag auf 2,12 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20 Prozent auf 127,40 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,07 Prozent auf 135,24 Punkte.