Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat vor dem Milchgipfel am Montag die Unterstützung auch des Lebensmitteleinzelhandels eingefordert. Die Supermarkt- und Discounterketten könnten den Beweis erbringen, dass sie mit ihren Milchpreisen nicht die Existenz der Bauern zerstören, erklärte der Vizepräsident des Bauernverbands, Udo Folgart, am Donnerstag in Berlin. "Wir erwarten Unterstützung für die Milchbauern statt fortgesetzte Preisdrückerei im Einkauf."
Der wirtschaftliche Druck sei zwischen Molkereien, dem Lebensmitteleinzelhandel und den Milcherzeugern "äußerst ungleich verteilt". Zum Milchgipfel am Montag hat Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Vertreter der Spitzenverbände der Landwirtschaft, der Molkereien und des Einzelhandels eingeladen.
Beim ersten Milchgipfel im Sommer 2008, als die Preise für Milch ebenfalls im Keller waren, hatte der damalige Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) mit Vertretern des Einzelhandels ausgehandelt, dass die Preise in den Supermärkten wieder angehoben wurden.
Ein Liter Milch kostet im Supermarkt derzeit nur noch 46 Cent; die Bauern bekommen von den Molkereien teils nur noch 20 Cent oder weniger pro Liter. Sie brauchen nach eigenen Angaben aber mindestens 40 Cent, um kostendeckend wirtschaften zu können.
Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) fürchtet "verheerende" Folgen für Arbeitsplätze, Tourismusregionen und Kulturlandschaft, sollte die Entwicklung so weitergehen. "Vor allem für ein Flächenland wie Bayern wäre es ökostrukturell eine verheerende Entwicklung, die wir unbedingt verhindern müssen", sagte er der "Passauer Neuen Presse" vom Donnerstag. Von deutschlandweit 75.000 Milchbauern produzieren nach seinen Angaben rund 32.000 in Bayern.
Brunner forderte von der Europäischen Union eine Milliarde Euro Hilfsleistungen für die europäischen Milchbauern, "damit die Betriebe, die existenzielle Sorgen haben, schnellstmöglich Hilfe gewährt bekommen". Darüber hinaus "würde sich jetzt anbieten, dass man in Krisenregionen auch Milchprodukte zur Verfügung stellt", sagte Brunner weiter.