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Trotz Brexit-Countdown nur maue Nachfrage nach EU-Banklizenzen

Veröffentlicht am 07.09.2017, 10:54
© Reuters. View of Canary Wharf and the Shard can be seen in London
DBKGn
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- von Francesco Canepa und Hans Seidenstuecker und Frank Siebelt

Frankfurt (Reuters) - Trotz des näher rückenden Brexit haben Insidern zufolge bislang nur wenige internationale Geldhäuser mit Sitz in London neue Banklizenzen für die EU beantragt.

Weniger als zehn der rund 40 Institute mit Geschäften in der EU hätten um Genehmigungen nachgesucht, sagten drei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben viele Treffen, aber es gibt nicht genug konkrete Aktionen", sagte ein Bankenwächter. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Deutsche-Bank-Chef John Cryan rührten unterdessen die Werbetrommel für Frankfurt als Brexit-Exil.

Die britische Lizenz, mit der in London ansässige Geldhäuser derzeit in der ganzen Europäischen Union agieren, verliert mit dem Brexit voraussichtlich ihre Gültigkeit. Dann können Banken von dort aus keine Produkte mehr in den verbleibenden 27 EU-Ländern vertreiben. Dafür ist dann eine Lizenz in einem EU-Land erforderlich. Banken befürchten, Top-Leute zu verlieren, wenn sie Geschäfte auf den Kontinent verlagern. Aufseher hatten zudem davor gewarnt, dass Geldhäuser versuchen könnten, lediglich Broker-Lizenzen bei den nationalen Aufsehern zu beantragen. Damit sind allerdings volle Bankgeschäfte nicht möglich.

Die Brexit-Verhandlungen müssen laut EU-Recht bis Ende März 2019 abgeschlossen sein. Bankvorständen zufolge kann es 18 Monate oder länger dauern, um eine Tochtergesellschaft in der EU aufzubauen. Darüber hinaus könnte es für die Aufseher zu einem Problem werden, sollte kurz vor Toresschluss eine Welle von Lizenzanträgen auf sie zurollen. Die EZB-Bankenaufsicht wollte sich zu der Zahl der Anträge nicht äußern.

EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hatte unlängst die Institute bereits eindringlich dazu aufgerufen, sich rasch über ihre Pläne klar zu werden. "Ich habe eine sehr klare Botschaft für sowohl kleine als auch große Banken: Die Uhr tickt", erklärte die Vize-Chefin der EZB-Bankenaufsicht. "Die Banken sind noch nicht so weit vorangekommen, wie wir es gerne hätten."

Die EZB und die nationalen Bankenaufseher der EU-Länder brauchen üblicherweise sechs bis zwölf Monate, um Lizenz-Anträge zu prüfen. Dabei werden unter anderem Geschäftspläne durchleuchtet, die Kapitalausstattung sowie die Liquiditätslage untersucht und das Risikomanagement unter die Lupe genommen. Auch das Management wird auf seine Eignung hin überprüft. Dabei betonen die Kontrolleure, dass wichtige Funktionen wie das regionale Management oder die interne Revision auch tatsächlich in der EU angesiedelt sein müssen. Briefkastenfirmen und leere Unternehmenshüllen wollen die Bankenwächter nicht akzeptieren.

SCHÄUBLE UND CRYAN BRECHEN LANZE FÜR FRANKFURT

© Reuters. View of Canary Wharf and the Shard can be seen in London

Im Kampf der Finanzzentren um die Vormacht in der EU nach dem Brexit sehen Schäuble und Cryan die Stadt Frankfurt schon jetzt als große Gewinnerin. "Natürlich gibt es keinen besseren Platz in Kontinentaleuropa als Frankfurt am Sitz der Europäischen Zentralbank", sagte Schäuble in einer Zuschaltung zu einer Bankenkonferenz in der Main-Metropole. Auch für die Europäische Bankenaufsicht (EBA), die bisher in London sitzt, sei Frankfurt der beste Platz. Zahlreiche Länder buhlen um die EBA. "Ich hoffe, wir werden uns mit den besseren Argumenten für den Standort Frankfurt durchsetzen", sagte der CDU-Politiker.

"Für mich ist das Rennen eigentlich schon gelaufen, ehe es angefangen hat", sagte Cryan. Zwar würden auch in Dublin, Amsterdam oder Paris neue Arbeitsplätze im Finanzsektor entstehen. "Aber keiner dieser Standorte hat die Strukturen, um wirklich einen substanziellen Teil des Geschäfts aus London zu übernehmen. Diese Voraussetzungen bringt nur eine europäische Stadt mit, und das ist Frankfurt."

Vor allem die Ballung von Aufsichtsbehörden, großen Anwaltskanzleien und Beratungsfirmen sowie die digitale Infrastruktur sprächen für die Mainmetropole. "Wenn wir, die Deutsche Bank (DE:DBKGn), uns derzeit darauf vorbereiten, mehr Geschäfte außerhalb Londons abwickeln zu können, dann ist Frankfurt unsere natürliche Anlaufstelle - und für viele unserer Wettbewerber sieht es ähnlich aus." Wie viele Stellen das größte deutsche Geldhaus wegen des Brexits von der Themse nach Frankfurt verlagern will, ließ Cryan offen.

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