FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. Oktober 2014. Krisenherde und Konjunkturschwächen bestimmen derzeit die Finanzmärkte. Kommt der Crash oder wird es ein schöner Spätsommer, fragte ich noch letzte Woche. In dieser Woche wird die Antwort klar: weder, noch. Die Börsen korrigieren aufgrund gewisser Unsicherheiten. Nur die Notenbanken könnten den negativen Trend umkehren, doch werden sie das tun?
Die Lage
Die Börsen glänzen derzeit mit nichts. Politische Krisen im Irak, der Ukraine, und Demokratieforderungen in Hongkong verunsicherten die Anleger zuletzt und setzten eine Fluchtbewegung aus Risikoanlageklassen in Gang. Deshalb kann von einem gelungenen Start ins dritte Quartal nicht die Rede sein. Durch schlechte Daten aus den USA, China und dem Euroraum gerieten die Aktienmärkte weltweit unter Druck. Sicherheit ist gesucht, so dass Staatsanleihen profitieren konnten. Wogegen der deutsche Leitindex knapp 3 Prozent verlor. Auf Jahresbasis steht man damit in der Verlustzone. Nicht ganz so tragisch verhält es sich mit den US-Werten. Dort kann man noch kleine Gewinne seit Jahresanfang erhalten. Gleichzeitig stabilisierte sich der Euro. Die Talfahrt gegenüber dem US-Dollar wurde etwas gebremst, verharrt nun aber auf niedrigem Niveau.
Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. So könnte das Fazit der Woche lauten. Die Weltökonomie ist nicht auf Rezessionskurs, aber in gewissen Regionen reicht das Wachstum nicht aus, eine weitreichende weltweite Dynamik in den Wirtschaftskreislauf zu bekommen. Es ist eben nicht so, dass die Ampeln überall auf Rot stehen. Vielmehr zeigen die jüngsten Daten deutlich dass es große Unterschiede gibt.
In den USA läuft es rund, aber der Höhepunkt scheint bereits erreicht. Europa ist schwer angeschlagen und leidet noch immer unter Ausgabendisziplin und staatlichem Sparkurs. In China präsentiert sich die Wirtschaft, mit 7 Prozent Wachstum, immerhin robust, aber nicht ausreichend für Europa.
Es muss also zwar keine globale Rezession befürchtet werden, doch fallen die sich selbst verstärkenden Impulse in diesem Aufschwung wohl weg für Europas Wirtschaft. Hier ist das Risiko eines konjunkturellen Einbruchs nicht zu leugnen. Deutschland schwächelt, was anhand der eingebrochenen Auftragseingänge zuletzt deutlich wurde. Die EZB arbeitet zwar dagegen, aber bisher relativ erfolglos. Bis zur Bekanntgabe des Bankenstresstests, wird die erhoffte Vergrößerung des Kreditvolumens nicht umsetzbar sein, und damit der Kampf gegen Deflation zahnlos bleiben. Das EZB-Wertpapierkaufprogramm nimmt aber Formen an. Das könnte zur Entspannung im Bankensektor langfristig beitragen. Das aber nichts vor 2015. Es bleibt deshalb auch spannend.
Der Trend
In den nächsten Tagen werden wir viel von der US-Konjunktur erfahren. Die US-Berichtssaison startete bereits positiv mit Alcoa. Weitere positive Überraschungen könnten die fallenden Märkte unterstützen und auf niedrigem Niveau stabilisieren. Die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt laufen bestens. Einkaufsmanagerumfragen und Arbeitsmarktzahlen werden den positiven Trend bestätigen. Die US-Zinswende kommt, aber sie kommt vielleicht später als gedacht. Das könnte den Börsen helfen. Es bleibt stürmische an der Börse, aber eine Beruhigung zu Jahresende ist nicht auszuschließen.
Die Aussichten: Die Ampel steht auf gelb. Der Abwärtstrend verstärkt sich immer mehr und bleibt in Takt. Die 8.920 Punkte im Dax sollte halten. Darunter ist bis Platz bis 8300 Punkte. Die Sorgenfalten der Anleger bis Jahresende werden immer tiefer. Aber die Kurse können bereits für Käufe genutzt werden. Niedrige Zinsen verheißen weiter Freude an der Börse. Doch der aktuelle Trend ist volatil nach unten. Die Kursspanne im Dax ist 8720 bis 9180 Punkte.
Oliver Roth, Close Brothers Seydler Bank AG
© 10. Oktober 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)