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Börse Frankfurt-News: Alles aufgeblasen? (Anleihen)

Veröffentlicht am 23.12.2013, 11:02
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1.November 2013. Die Liquidität könnte schon bald noch weiter steigen - obwohl jetzt schon Anlagenotstand besteht. Händler sprechen bereits von Blasenbildung.

Gerade schien die Zinswende in vollem Gange, da sind die Renditen auch schon wieder klar auf dem Rückzug: Während die zehnjährige Bundesanleihe im September über 2 Prozent Zinsen abwarf, sind es jetzt gerade mal noch 1,68. Vor einer Woche waren es 1,75 Prozent. 'Der rückläufige Trend der Renditen spiegelt vermutlich ein gewisses Misstrauen gegenüber der Rallye an den Aktienmärkten sowie die Notwendigkeit wider, den globalen Liquiditätsüberschuss notfalls auch an den Rentenmärkten unterzubringen', konstatieren Stefan Gäde und Cyrus de Rubia von der HSH Nordbank.

Ganz ähnlich sieht das Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft, der sogar erste Parallelen zur Blase des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende ausmacht: 'Es besteht Anlagenotstand, die Leute wissen nicht wohin mit dem Geld - was ja auch am Immobilienmarkt die Preise in die Höhe treibt. Und dass die EZB womöglich schon bald erneut die Zinsen senken wird, dürfte die Lage nicht gerade verbessern.' Zumindest habe das geldpolitische Aufpumpen bisher nicht zu einer sich selbst tragenden Wirtschaft geführt. 'Die Zuversicht unter den Leuten fehlt weiterhin und es wird sehr spannend, was passiert, wenn die US-Notenbank tatsächlich die Schrauben wieder anzieht und ihre Anleihekäufe zurückfährt', ergänzt Daniel.

Inflation auf Vierjahrestief

Die in dieser Woche veröffentlichten Inflationszahlen für den Euroraum hatten Spekulationen angeheizt, dass die EZB ihren Leitzins vom derzeitigen Rekordtief bei 0,5 Prozent weiter senken oder sogar zu breit aufgestellten Anleihe-Käufen - ähnlich wie die US-Notenbank - übergehen könnte. Im Oktober ist die Teuerungsrate auf ein Vierjahrestief von 0,7 Prozent gefallen und liegt damit klar unterhalb des Preisstabilitätsziels der EZB von knapp unter 2 Prozent.

Der Euro-Bund-Future hat sich angesichts der Gerüchte über eine bereits in der kommenden Woche anstehenden EZB-Zinssenkung bis zum Freitagmittag wieder über die Marke von 142,0 Prozent vorgearbeitet. Vergangene Woche notierte der Indikator für langfristige Zinserwartungen noch bei knapp 141 Punkten.

Fed-Ausstieg aus Anleihekäufen weiter unklar

Ansonsten wird, wie Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank beobachtet, am Markt weiterhin über den Zeitpunkt für die Rückführung der Anleihekäufe in den Vereinigten Staaten spekuliert. 'Auf der US-Notenbank-Sitzung am Mittwoch wurde der Zeitpunkt offen gelassen. Nach einem eher zögerlichen Aufschwung und der derzeitigen Beschäftigungssituation seien die Voraussetzungen für eine Reduzierung der so genannten quantitativen Lockerung noch nicht geschaffen, argumentierten die Notenbanker. Das Leitzinsniveau blieb ebenfalls unverändert', fasst Hellwig zusammen.

USA machen wieder kräftig Schulden

Von der jüngst noch drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA ist aktuell jedenfalls nicht mehr viel zu spüren: 'Über 200 Milliarden US-Dollar haben die USA in dieser Woche über den Primärmarkt refinanziert. So wurden Geldmarktpapiere in einem Volumen von 109 Milliarden US-Dollar angeboten und zusätzlich wurden T-Bonds mit verschiedenen Laufzeiten in einem Gesamtvolumen von 96 Milliarden US-Dollar begeben', weiß Klaus Stopp von der Baader Bank. Deutschland stockte in dieser Woche eine Bundesanleihe (WKN 110232) mit Fälligkeit im August 2023 planmäßig um 4 Milliarden Euro auf nun insgesamt 14 Milliarden auf, das italienische Schatzamt nahm über zwei Aufstockungen 6 Milliarden Euro ein.

Gewinnmitnahmen bei griechischen Schuldtiteln

Nach dem Kursanstieg griechischer Anleihen in den vergangenen Monaten machen einige Investoren hier offenbar Kasse, meldet Daniel und kommentiert: 'Kein Wunder, die Kursgewinne seit Mitte 2012 sind ja sehr ansehnlich: So notierte etwa eine bis 2023 laufende Anleihe des Landes im Mai vergangenen Jahres noch bei unter 15 Prozent, jetzt sind es fast 70.'

Fremdwährungsanleihen

Unterdessen hat die jüngste Erholung der norwegischen Krone einige Anleger in Fremdwährungsanleihen gelockt, wie Stopp berichtet: 'Konnte der Euro noch zu Monatsbeginn ein Dreijahreshoch bei 8,20 Kronen erreichen, zeigte sich die Krone in den vergangenen Handelstagen erholt und notiert aktuell bei 8,09 je Euro. Einige Anleger sahen darin eine Chance, sich in Anleihen auf norwegische Kronen zu engagieren.' Neben diesen Bonds, gehörten laut Stopp in den vergangenen Handelstagen auch Währungsanleihen auf australische Dollar, US-Dollar sowie brasilianische Real zu den gefragten Titeln.

Primärmarkt springt wieder an

Am Markt für Unternehmensanliehen hat die Emissionstätigkeit laut Baader Bank in der vergangenen Woche wieder deutlich zugenommen. 'Unter anderem begab Tennet, ein 1998 gegründeter niederländischer Stromnetzbetreiber mit Sitz in Arnheim, zum Wochenschluss eine siebenjährige Anleihe (WKN A1HSTL) mit Fälligkeit November 2020 und einem Kupon von 2,125 Prozent', berichtet Stopp. Daneben wurde am Montag eine siebenjährige Anleihe der Deutschen Bahn AG (WKN A1HSX0) mit Fälligkeit im November 2020 emittiert. Der Kupon liegt bei 1,75 Prozent, das Volumen der Anleihe beträgt 300 Millionen Euro.

FFK Environment stürzen ab

Zu den umsatzstärksten Anleihen im Mittelstandssegment zählten in dieser Woche laut Hellwig unter anderem die Scheine von FFK Environment (WKN A1KQ4Z). In der Vorwoche hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet. In Folge dessen wurde die Anleihe zunächst ausgesetzt, war aber zu Beginn dieser Woche wieder handelbar. 'Erwartungsgemäß stürzten die Kurse in den Keller der einstelligen Notierung. Die Handelsspanne war dementsprechend breit, sie lag zwischen 4 und 8,125 Prozent vom Nennwert', meldet Hellwig. Vor gut zwei Wochen notierte die Anleihe noch bei rund 80 Prozent.

3W Power auf Talfahrt

Rainer Petz von Close Brothers Seydler meldet zudem rege Umsätze in der Anleihe von 3W Power (WKN A1A29T). 'Die Titel, die ja ohnehin schon eine ganze Weile unter Druck stehen, sind diese Woche von knapp 50 auf unter 20 Prozent abgesackt, nachdem das Unternehmen die Einberufung einer Gläubigergesellschaft angekündigt hat', weiß der Spezialist. Der Hersteller von leistungselektronischen Systemen und Lösungen für die industrielle Stromversorgung und erneuerbare Energieanwendungen hat externe Finanz- und Rechtsberater damit beauftragt, den Businessplan, die Liquiditätslage und die Ertragsaussichten des Unternehmens zu begutachten, um im Anschluss mögliche Anpassungen der Kapitalstruktur vorzunehmen.

Auf und Ab bei A.T.U

Von einer Berg- und Talfahrt spricht Petz mit Blick auf die Anleihe der Autowerkstattkette A.T.U (WKN A0DLQW). 'Nach der Abwendung des drohenden Bankrotts hat sich das Unternehmen offenbar mit den Großinvestoren KKR und Centerbridge Partners auf einen umfangreichen bilanziellen Schuldenabbau verständigt', weiß Petz. Zusätzlich verbessere sich die Liquidität des Unternehmens durch ein neues Investment von Centerbridge Partners in Höhe von 25 Millionen Euro. Spekulationen über eine bevorstehende Pleite hatten die A.T.U-Anleihe in den vergangenen Monaten von rund 50 Prozent auf 20 gedrückt. 'Im Laufe der Woche schnellte der Kurs zeitweise auf knapp unter 40 Prozent nach oben, sackte dann aber wieder in sich zusammen. Aktuell notiert die Anleihe wieder bei um die 20 Prozent', berichtet Petz.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG

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© 1. November 2013

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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