FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auf das Allzeithoch beim DAX folgten Gewinnmitnahmen. Zum Start der neuen Woche geht es aber wieder aufwärts. Die Charttechnik zeigt daher vorerst weiter grünes Licht. Spannend wird in dieser Woche der Start der Berichtssaison in den USA.
7. Oktober 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). "Die Rekordstimmung an den Börsen ist erst einmal verflogen" konstatiert die Helaba in ihrem aktuellen Wochenausblick. Demnach habe der Konflikt in Nahost eine zunehmende Risikoaversion an den Finanzmärkten befördert. Nachdem der DAX zum Ende der vorangegangenen Woche noch einen neuen Rekordstand bei 19.492 Punkten erreicht hatte, fiel er in den vergangenen Tagen zeitweise unter 19.000 Punkte zurück. Die Gegenbewegung am Freitag reduzierte das Wochenminus schlussendlich auf 1,8 Prozent. Im Vergleich zum Schlusskurs von 19.120 Punkten sind deutsche Bluechips heute morgen mit 19.150 Punkten in den Handel gestartet.
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Rezession in den USA wird unwahrscheinlicher
Die großen US-Indizes hatten am Freitag nach starken US-Arbeitsmarktdaten recht deutlich im Plus geschlossen. "Dieser Bericht dürfte die Sorgen verringern, dass die US-Wirtschaft vor einer Rezession steht", argumentieren die Analysten der Commerzbank (ETR:CBKG). Die Reaktion auf die Zahlen ist als klares Zeichen dafür zu werten, dass aktuell eindeutig die Konjunkturaussichten im Fokus stehen und weniger die Zinspolitik. Die NordLB weist nämlich darauf hin, dass die Arbeitsmarktdaten "gegen sehr offensive weitere Zinssenkungen durch die Fed" sprechen. Vor einigen Wochen hätte das wahrscheinlich noch zu fallenden Aktienkursen geführt.
In Deutschland ist vor allem die Krise der Automobilindustrie das große Thema. Die am Freitag beschlossenen EU-Zölle auf chinesische E-Autos kommen für die ohnehin angeschlagene Branche nach Meinung der Helaba "zur Unzeit". Die Analysten begründen ihre Einschätzung damit, dass auch deutsche Hersteller betroffen seien, die in China produzieren. Weil zudem die jüngsten Stimmungsindikatoren wie das ifo-Geschäftsklima "keine nahe Trendwende signalisieren", dürfte die "unruhige Zeit für den DAX noch nicht beendet sein".
Erste Quartalszahlen im Fokus
Mit dem Start in das letzte Quartal des Jahres werden in den kommenden Wochen wieder die Unternehmenszahlen in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. In den USA startet die Berichtssaison am Dienstag mit den Ergebnissen des Getränkeherstellers Pepsi (NASDAQ:PEP). Zum Wochenschluss berichten mit Wells Fargo (NYSE:WFC) und JPMorgan (NYSE:JPM) die ersten Schwergewichte aus dem Bankensektor. Die Erwartungshaltung könnte im Vorfeld unterschiedlicher nicht sein. Während die Analysten der LBBW die Erwartungen an die Gewinne der US-Blue-Chips allgemein als "recht ambitioniert" beschreiben, könnte nach Ansicht der Deka die Divergenz aus zuletzt gestiegenen Q3-Wachstumsprognosen und gleichzeitig deutlich fallenden Gewinnschätzungen der Analysten den Unternehmen "ein klares Übertreffen der Prognosen ermöglichen".
Angesichts der Index-Rekordstände und der bevorstehenden US-Wahlen könnten die Kursreaktionen laut Deka-Prognose aber trotzdem eher verhalten ausfallen. Die LBBW verweist zudem auf die saisonale Besonderheit, dass sich der Oktober in Jahren mit US-Präsidentschaftswahlen bislang häufig von seiner schwächeren Seite zeigte. "Die hiermit verbundene Unsicherheit lastete auf den Kursperspektiven". Das zeige sich sehr deutlich in der Q4-Bilanz dieser Jahre, die trotz der "typischen" Jahresendrallye mit einem durchschnittlichen Plus von nur 2,8 Prozent beim S&P 500 deutlich schwächer ausfiel als in den Jahren ohne eine Wahl (plus 7,1 Prozent).
Technisches Bild beim DAX (noch) bullish
Jörg Scherer von HSBC (LON:HSBA) weist in seiner aktuellen DAX-Analyse heute Morgen darauf hin, dass der führende deutsche Aktienindex in den Oktober wie schon in den beiden Monaten zuvor mit einer roten Wochenkerze gestartet ist. Das käme nach dem neuen Allzeithoch aber nicht überraschend und sei daher bislang nur ein typisches "Durchatmen". Solange die "horizontalen Unterstützungen bei rund 19.000 Punkten" nicht signifikant unterschritten würden, sieht der technische Analyst gute Chancen auf "Kursnotierungen jenseits der Marke von 20.000 Punkten". Dafür müsse das aktuelle Konsolidierungsmuster aber nach oben aufgelöst werden.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 7. Oktober
10.30 Uhr. Eurozone: Sentix Konjunkturindex. Die "Hiobsbotschaften von der Automobilindustrie und nach unten revidierte Konjunkturprognosen" dürften nach Ansicht der Deka auch bei der Stimmung der Finanzmarktanalysten Spuren hinterlassen haben: Beim sentix-Konjunkturindex für den Oktober rechnen die Volkswirte daher mit einem weiteren Rückgang auf minus 16.
Dienstag, 8. Oktober
8.00 Uhr: Deutschland: Industrieproduktion. Nach dem unerwartet starken Rückgang im Juli rechnet die Deka bei den August-Zahlen für das produzierende Gewerbe mit einer "verhaltenen Gegenbewegung" (plus 0,4 Prozent) nach oben. Dabei dürften sich die vorgezogenen Werksferien in der Automobilindustrie bemerkbar gemacht haben.
Mittwoch, 9. Oktober
20.00 Uhr. USA: Protokoll der letzten Fed-Sitzung. Die Analysten der Commerzbank blicken bei dem anstehenden Bericht vor allem "auf die Bereitschaft der Fed, der jüngsten Zinssenkung von 50 Basispunkten Anfang November eine weitere in ähnlichem Ausmaß folgen zu lassen".
Donnerstag, 10. Oktober
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise. Bei der laut der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) wichtigsten Datenveröffentlichung der laufenden Woche gehen deren US-Volkswirte gehen davon aus, dass sich der mittelfristige Preisanstieg verlangsamen wird, wobei der Gesamtindex bei +0,05 Prozent gegenüber +0,2 Prozent im August und der Kernindex bei +0,24 Prozent (nach 0,3 Prozent) gesehen wird.
Freitag, 11. Oktober
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen. Beim Konsumklima-Index der Uni Michigan sollte nach Ansicht der Deka das niedrigere Zinsumfeld stützend wirken. Die Volkswirts rechnen mit einem Wert von 72,0, während der Konsens nur bei 70,0 liegt.
von Thomas Koch
7. Oktober 2024, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.