FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 7. März. Die Furcht vor einem Rückschritt im griechischen Sanierungsplan belastet derzeit den Euro. Für die Zukunft der Gemeinschaftswährung zeigen sich Devisenexperten aber unbesorgt.
Es war nur ein kurzes Intermezzo, der Höhenflug des Euro gegenüber dem US-Dollar Ende Februar: Notierte die Gemeinschaftswährung Anfang des vergangenen Monats noch bei 1,31, stieg sie zwischenzeitlich auf über 1,35 US-Dollar, gab dann aber wieder nach. Jetzt wird der Euro abermals zu 1,31 US-Dollar gehandelt.
'Den Wendepunkt markierte der Auftritt von Fed-Chef Bernanke im US-Kongress, wo deutlich wurde, dass eine weitere quantitative Lockerung derzeit nicht zu erwarten ist', erläutert die Commerzbank. Am selben Tage habe die EZB ihren neuen Dreijahrestender mit einem Rekordvolumen zugeteilt.
Bibbern um Umschuldung
Zudem belastet die Unsicherheit um den Schuldenschnitt für griechische Anleihen den Euro: Bis zum morgigen Donnerstag müssen sich private Gläubiger entscheiden, ob sie auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten wollen. Ist das nicht der Fall, wäre dies ein erheblicher Rückschlag für den Sanierungsplan.
Christian Apelt von der Helaba macht sich allerdings keine allzu großen Sorgen um die Gemeinschaftswährung: 'Das Allerschlimmste in der Eurokrise sollte vorbei sein', meint der Devisenanalyst. Durch die anstehende Entscheidung seitend der Gläubiger befürchtet er keine größeren Verwerfungen, auch wenn das Thema Griechenland in den kommenden Monaten präsent bleiben werde. 'Der Dreijahrestender wirkt sich außerdem nur kurzfristig negativ aus', ergänzt Apelt. Das sei auch beim ersten Langfristtender im Dezember der Fall gewesen. 'Längerfristig wird der Euro von der mit steigender Liquidität wachsenden Risikoneigung profitieren.'
Kein Ausscheiden Griechenlands
Auch Sintje Boie von der HSH Nordbank ist optimistisch: 'Es wird zwar immer wieder Rückschläge durch die Schuldenkrise geben, der Kurs könnte auch zwischenzeitlich unter 1,30 US-Dollar rutschen. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Eurozone weiter stabilisieren und es zu keinem Austritt Griechenlands kommen wird.' Für die Jahresmitte prognostiziert die Bank noch einen Kurs von 1,30 US-Dollar zum Euro, dann werde der Euro aber erstarken und bis auf 1,40 US-Dollar klettern.
Laut Commerzbank ist ebenfalls nicht mit einer nachhaltigen Stärke des US-Dollars zu rechnen. 'Sollte die Erholung der US-Wirtschaft ins Stocken kommen, wird die Fed wieder auf die Thematik weiterer Anleihekäufe zurückkommen, zumindest aber diesbezüglich Phantasie wecken.'
Yen-Schwäche berechtigt
Auch der japanische Yen leidet unter der Aussicht auf weitere quantitative Schritte. 'Der Markt befürchtet, dass diese eher früher als später erfolgen und sieht sich offenbar in dieser Einschätzung durch die deutlich unter dem Notenbankziel von 1 Prozent liegende Inflationsrate von 0,1 Prozent bestärkt', erklärt die Commerzbank. Für einen US-Dollar müssen aktuell 81 Yen gezahlt werden, Anfang Februar waren es nur 76 Yen.
Die HSH Nordbank zeigt sich davon nicht überrascht. Die heimlichen Devisenmarktinterventionen der japanischen Notenbank ließen Marktteilnehmer vorsichtiger werden. 'Außerdem stimmen die Aufstockung des Anleihekaufprogramms und sowie die aktuellen Konjunkturdaten skeptisch.' Etwa habe Japan für 2011 ein Handelsbilanzdefizit ausgewiesen. 'Die Yen-Schwäche wird sich noch fortsetzen, auch wenn kurzfristig Gegenbewegungen möglich sind', resümiert Boie. Für Mitte 2013 prognostiziert die HSH Nordbank einen Kurs von 86 Yen für einen US-Dollar.
'Langfristig spricht einiges gegen den Yen', erklärt auch Apelt mit Blick auf die Staatsverschuldung und den Außenhandel Japans. 'Der Yen ist eher überbewertet.' Er rechnet allerdings vorerst noch mit einer Seitwärtsbewegung des Währungspaares und ein Pendeln um den Kurs von 80 Yen zum US-Dollar.
Belastungsfaktoren für Pfund
Das britische Pfund, lange Profiteur der Eurokrise, schwächelte im Februar ebenfalls - allerdings nur kurzzeitig: Zu Monatsanfang kostete ein Euro noch 0,83 Pfund, vor knapp zwei Wochen waren es dann 0,85 Pfund. Auch hier hieß aber schnell: zurück auf Los, der Euro geht wieder zu 0,83 Pfund über den Tisch.
Nach Ansicht der Devisenmarktanalysten spricht allerdings einiges gegen die Inselwährung: 'Sollte das Anleihekaufprogramm der Bank of England nochmals ausgeweitet werden, wäre das eine Belastung für das Pfund', erklärt Apelt.
Boie rechnet ebenfalls mit einer Schwächung des Pfunds, wenn auch nur einer leichten: 'Die Eurozone wird sich stabilisieren. Außerdem wurde durch die jüngsten Protokolle der Notenbanksitzungen deutlich, dass einige Notenbanker das Ankaufprogramm forcieren wollen.' Mitte 2013 sieht die Bank einen Wechselkurs von 0,86 Pfund zum Euro.
© 7. März 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Es war nur ein kurzes Intermezzo, der Höhenflug des Euro gegenüber dem US-Dollar Ende Februar: Notierte die Gemeinschaftswährung Anfang des vergangenen Monats noch bei 1,31, stieg sie zwischenzeitlich auf über 1,35 US-Dollar, gab dann aber wieder nach. Jetzt wird der Euro abermals zu 1,31 US-Dollar gehandelt.
'Den Wendepunkt markierte der Auftritt von Fed-Chef Bernanke im US-Kongress, wo deutlich wurde, dass eine weitere quantitative Lockerung derzeit nicht zu erwarten ist', erläutert die Commerzbank. Am selben Tage habe die EZB ihren neuen Dreijahrestender mit einem Rekordvolumen zugeteilt.
Bibbern um Umschuldung
Zudem belastet die Unsicherheit um den Schuldenschnitt für griechische Anleihen den Euro: Bis zum morgigen Donnerstag müssen sich private Gläubiger entscheiden, ob sie auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten wollen. Ist das nicht der Fall, wäre dies ein erheblicher Rückschlag für den Sanierungsplan.
Christian Apelt von der Helaba macht sich allerdings keine allzu großen Sorgen um die Gemeinschaftswährung: 'Das Allerschlimmste in der Eurokrise sollte vorbei sein', meint der Devisenanalyst. Durch die anstehende Entscheidung seitend der Gläubiger befürchtet er keine größeren Verwerfungen, auch wenn das Thema Griechenland in den kommenden Monaten präsent bleiben werde. 'Der Dreijahrestender wirkt sich außerdem nur kurzfristig negativ aus', ergänzt Apelt. Das sei auch beim ersten Langfristtender im Dezember der Fall gewesen. 'Längerfristig wird der Euro von der mit steigender Liquidität wachsenden Risikoneigung profitieren.'
Kein Ausscheiden Griechenlands
Auch Sintje Boie von der HSH Nordbank ist optimistisch: 'Es wird zwar immer wieder Rückschläge durch die Schuldenkrise geben, der Kurs könnte auch zwischenzeitlich unter 1,30 US-Dollar rutschen. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Eurozone weiter stabilisieren und es zu keinem Austritt Griechenlands kommen wird.' Für die Jahresmitte prognostiziert die Bank noch einen Kurs von 1,30 US-Dollar zum Euro, dann werde der Euro aber erstarken und bis auf 1,40 US-Dollar klettern.
Laut Commerzbank ist ebenfalls nicht mit einer nachhaltigen Stärke des US-Dollars zu rechnen. 'Sollte die Erholung der US-Wirtschaft ins Stocken kommen, wird die Fed wieder auf die Thematik weiterer Anleihekäufe zurückkommen, zumindest aber diesbezüglich Phantasie wecken.'
Yen-Schwäche berechtigt
Auch der japanische Yen leidet unter der Aussicht auf weitere quantitative Schritte. 'Der Markt befürchtet, dass diese eher früher als später erfolgen und sieht sich offenbar in dieser Einschätzung durch die deutlich unter dem Notenbankziel von 1 Prozent liegende Inflationsrate von 0,1 Prozent bestärkt', erklärt die Commerzbank. Für einen US-Dollar müssen aktuell 81 Yen gezahlt werden, Anfang Februar waren es nur 76 Yen.
Die HSH Nordbank zeigt sich davon nicht überrascht. Die heimlichen Devisenmarktinterventionen der japanischen Notenbank ließen Marktteilnehmer vorsichtiger werden. 'Außerdem stimmen die Aufstockung des Anleihekaufprogramms und sowie die aktuellen Konjunkturdaten skeptisch.' Etwa habe Japan für 2011 ein Handelsbilanzdefizit ausgewiesen. 'Die Yen-Schwäche wird sich noch fortsetzen, auch wenn kurzfristig Gegenbewegungen möglich sind', resümiert Boie. Für Mitte 2013 prognostiziert die HSH Nordbank einen Kurs von 86 Yen für einen US-Dollar.
'Langfristig spricht einiges gegen den Yen', erklärt auch Apelt mit Blick auf die Staatsverschuldung und den Außenhandel Japans. 'Der Yen ist eher überbewertet.' Er rechnet allerdings vorerst noch mit einer Seitwärtsbewegung des Währungspaares und ein Pendeln um den Kurs von 80 Yen zum US-Dollar.
Belastungsfaktoren für Pfund
Das britische Pfund, lange Profiteur der Eurokrise, schwächelte im Februar ebenfalls - allerdings nur kurzzeitig: Zu Monatsanfang kostete ein Euro noch 0,83 Pfund, vor knapp zwei Wochen waren es dann 0,85 Pfund. Auch hier hieß aber schnell: zurück auf Los, der Euro geht wieder zu 0,83 Pfund über den Tisch.
Nach Ansicht der Devisenmarktanalysten spricht allerdings einiges gegen die Inselwährung: 'Sollte das Anleihekaufprogramm der Bank of England nochmals ausgeweitet werden, wäre das eine Belastung für das Pfund', erklärt Apelt.
Boie rechnet ebenfalls mit einer Schwächung des Pfunds, wenn auch nur einer leichten: 'Die Eurozone wird sich stabilisieren. Außerdem wurde durch die jüngsten Protokolle der Notenbanksitzungen deutlich, dass einige Notenbanker das Ankaufprogramm forcieren wollen.' Mitte 2013 sieht die Bank einen Wechselkurs von 0,86 Pfund zum Euro.
© 7. März 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)