FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 14. Dezember 2011.Die Rally zum Jahresende scheint frühzeitig zu Ende, bei den Aussichten für DAX und Dow Jones erkennen technische Analysten bestenfalls eine Seitwärtsbewegung.
Trübe Aussichten für die Feiertage bescheinigen technische Analysten dem deutschen Leitindex. Die wichtigsten Unterstützungen im Bereich von 5.800 Punkten seien erst einmal unterschritten und positive Vorzeichen aus Politik oder Wirtschaft rar gesät.
In der fundamentalen Gleichung gibt es beispielsweise der Helaba zufolge nach wie vor zu viele Unbekannte. Der ungewisse Ausgang der europäischen Schuldenkrise etwa oder die drohende Herabstufung der Bonitätsnote Deutschlands und der anderen Euroländer könnten dem DAX weiter zusetzen.
Ähnlich wolkenverhangen seien die technischen Aussichten für den Dow Jones Industrial Average. Einem moderaten konjunkturellen Wachstum und einer Verbesserung am Arbeitsmarkt stünden eine schwächelnde Weltwirtschaft entgegen.
Weitere Kursverluste in Sicht
Der übergeordnete Bärenmarkt im DAX meldet sich zurück und vermiest Anlegern nach Ansicht von Jana Meier kurz vor Weihnachten die Festtagslaune. 'Derzeit scheinen nahezu täglich neue zyklische Tiefstände auf der Agenda zu stehen', beobachtet die technische Analystin von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Charttechnisch stelle dabei vor allem der Anfang des Monats gescheiterte Angriff auf den alten Aufwärtstrend seit September bei aktuell 6.386 Punkten einen Belastungsfaktor dar.
Zusammen mit dem entscheidenden Kreuzwiderstand aus diversen Hochs bei 6.081/170 Punkten sowie dem Abwärtstrend seit Juli bei aktuell 6.090 Punkten hätten sich die Aktienmarktbullen dort die Zähne ausgebissen. Per Saldo habe sich damit ein Rückschlag an die alte Trendlinie ausgeprägt. 'Das begünstigt grundsätzlich weitere Kursverluste', bemerkt Meier.
Auf kurze Sicht stelle nun das Cluster aus der 90-Tages-Linie bei 5.727 Punkten sowie das Tief vom 10. November und das Hoch vom 29. September bei 5.722/04 Punkten eine Unterstützung dar. 'Ein Bruch dieser Marken würde den Grundstein für ein Schließen der Kurslücke vom 28. November bei 5.573 bzw. 5.529 Zählern legen', prognostiziert die Analystin. Auch ein Wiedersehen mit dem Novembertief bei 5.367 Punkten scheint möglich. 'Solange die angeführten Widerstände bei rund 6.100 Punkten nicht zurückerobert werden können, muss übergeordnet von einem intakten Bärenmarkt ausgegangen werden', schließt Meier.
DAX-Jahresendrallye frühzeitig beendet
Bestenfalls eine Seitwärtsbewegung für den deutschen Leitindex prognostiziert Martin Siegert für die verbleibenden Wochen dieses Jahres. Es habe zwar eine Jahresendrallye beim DAX gegeben. 'Diese wurde aber vorgezogen und scheint bereits Mitte Dezember abgearbeitet', beobachtet der technische Analyst der Landesbank Baden-Württemberg. Ein wichtiger Widerstand habe dem DAX den nachhaltigen Durchbruch von 6.100 Zählern verwehrt. Derzeit notiert der deutsche Bluechip-Index Siegert zufolge im Unterstützungsbereich zwischen 5.700 und 5.800 Punkten. 'Gehalten werden kann diese Unterstützungszone vermutlich nicht', glaubt Siegert und stellt kurzfristig für den DAX-Verlauf einen Test der Aufwärtstrendlinie oder gar des jüngsten Tiefs bei rund 5.400 Punkten in Aussicht.
Negative Vorgaben aus den USA und ein neues Verkaufssignal beim MACD-Indikator lasteten auf dem europäischen Markt. In den vergangenen Tagen habe der Dow Jones Industrial Average zwar einen Anlauf auf die Topps von Ende Oktober vollzogen. 'Mit dem Rückschlag im gestrigen Handelsverlauf wurde die runde und psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten im US-Index indes unterschritten', bemerkt Siegert. Gleichzeitig sei damit eine kurzfristige Unterstützung nach unten durchbrochen worden. Technisch habe sich die Lage beim Dow Jones damit deutlich verschlechtert. 'Dies wird entsprechende Auswirkungen auf den DAX haben.'
Korrekturgelüste im Dow Jones
'Im Dow Jones bissen die Bullen zuletzt eher auf Granit', bestätigt Meier die Beobachtung von Martin Siegert. Angriffe auf den horizontalen Widerstand in Form des jüngsten zyklischen Hochs bei 12.284 Punkten, verstärkt durch 'kleinere' Marken wie das Hoch vom 3. März und das Tief vom 18. Juli bei 12.283 bzw.12.296 Zählern, seien vorerst gescheitert. Erst die Eroberung der angeführten Hürden ebne den Pfad zurück zu den Verlaufshochs vom Sommer bei 12.751 bzw. 12.754 Punkten und gar zum bisherigen Jahreshoch bei 12.876 Zählern. Die technischen Indikatoren wie Stochastik und MACD näherten sich zudem mit großen Schritten dem überkauften Bereich. 'Das verringert die Chance auf einen nachhaltigen Sprung zurück auf die Oberseite', meint die Analystin.
Im Falle einer Korrektur biete kurzfristig die 200-Tages-Linie bei aktuell 11.943 Punkten Halt. Das Augenmerk der Anleger solle dennoch auf der Kombination aus dem Märztief bei 11.556 Punkten und der 90-Tages-Linie bei aktuell 11.480 Zählern liegen. 'Von hier aus ist es bis zum jüngsten Verlaufstief bei 11.232 Punkten und damit zum Startsignal für den Abschluss eines ausgeprägten Doppeltopps nicht mehr weit', bemerkt Meier und stellt mit der Komplettierung dieser oberen Umkehr ein Abschlagspotential von mehr als 1.000 Punkten in Aussicht.
Stimmung der Anleger bleibt gut
Im Gegensatz zur trüben Stimmung der technischen Analysten überwiegt bei Anlegern weiterhin der Optimismus, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips erreicht im Wochenvergleich 63,9 Punkte und ist damit nur leicht abgefallen. 2 Prozent der Befragten sind vom Bullenlager zu den neutral Gestimmten gewechselt.
Weniger optimistisch sehen Anleger die Entwicklung bei den Technologiewerten, der Bull/Bear-Index sackt in dieser Woche deutlich von 64,3 auf 55 Punkte. Insgesamt 9 Prozent der Anleger haben das Bullenlager verlassen, 4 Prozent sind nun short und 5 Prozent vermuten den TecDAX in vier Wochen auf einem unveränderten Niveau.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 14. Dezember 2011 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Trübe Aussichten für die Feiertage bescheinigen technische Analysten dem deutschen Leitindex. Die wichtigsten Unterstützungen im Bereich von 5.800 Punkten seien erst einmal unterschritten und positive Vorzeichen aus Politik oder Wirtschaft rar gesät.
In der fundamentalen Gleichung gibt es beispielsweise der Helaba zufolge nach wie vor zu viele Unbekannte. Der ungewisse Ausgang der europäischen Schuldenkrise etwa oder die drohende Herabstufung der Bonitätsnote Deutschlands und der anderen Euroländer könnten dem DAX weiter zusetzen.
Ähnlich wolkenverhangen seien die technischen Aussichten für den Dow Jones Industrial Average. Einem moderaten konjunkturellen Wachstum und einer Verbesserung am Arbeitsmarkt stünden eine schwächelnde Weltwirtschaft entgegen.
Weitere Kursverluste in Sicht
Der übergeordnete Bärenmarkt im DAX meldet sich zurück und vermiest Anlegern nach Ansicht von Jana Meier kurz vor Weihnachten die Festtagslaune. 'Derzeit scheinen nahezu täglich neue zyklische Tiefstände auf der Agenda zu stehen', beobachtet die technische Analystin von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Charttechnisch stelle dabei vor allem der Anfang des Monats gescheiterte Angriff auf den alten Aufwärtstrend seit September bei aktuell 6.386 Punkten einen Belastungsfaktor dar.
Zusammen mit dem entscheidenden Kreuzwiderstand aus diversen Hochs bei 6.081/170 Punkten sowie dem Abwärtstrend seit Juli bei aktuell 6.090 Punkten hätten sich die Aktienmarktbullen dort die Zähne ausgebissen. Per Saldo habe sich damit ein Rückschlag an die alte Trendlinie ausgeprägt. 'Das begünstigt grundsätzlich weitere Kursverluste', bemerkt Meier.
Auf kurze Sicht stelle nun das Cluster aus der 90-Tages-Linie bei 5.727 Punkten sowie das Tief vom 10. November und das Hoch vom 29. September bei 5.722/04 Punkten eine Unterstützung dar. 'Ein Bruch dieser Marken würde den Grundstein für ein Schließen der Kurslücke vom 28. November bei 5.573 bzw. 5.529 Zählern legen', prognostiziert die Analystin. Auch ein Wiedersehen mit dem Novembertief bei 5.367 Punkten scheint möglich. 'Solange die angeführten Widerstände bei rund 6.100 Punkten nicht zurückerobert werden können, muss übergeordnet von einem intakten Bärenmarkt ausgegangen werden', schließt Meier.
DAX-Jahresendrallye frühzeitig beendet
Bestenfalls eine Seitwärtsbewegung für den deutschen Leitindex prognostiziert Martin Siegert für die verbleibenden Wochen dieses Jahres. Es habe zwar eine Jahresendrallye beim DAX gegeben. 'Diese wurde aber vorgezogen und scheint bereits Mitte Dezember abgearbeitet', beobachtet der technische Analyst der Landesbank Baden-Württemberg. Ein wichtiger Widerstand habe dem DAX den nachhaltigen Durchbruch von 6.100 Zählern verwehrt. Derzeit notiert der deutsche Bluechip-Index Siegert zufolge im Unterstützungsbereich zwischen 5.700 und 5.800 Punkten. 'Gehalten werden kann diese Unterstützungszone vermutlich nicht', glaubt Siegert und stellt kurzfristig für den DAX-Verlauf einen Test der Aufwärtstrendlinie oder gar des jüngsten Tiefs bei rund 5.400 Punkten in Aussicht.
Negative Vorgaben aus den USA und ein neues Verkaufssignal beim MACD-Indikator lasteten auf dem europäischen Markt. In den vergangenen Tagen habe der Dow Jones Industrial Average zwar einen Anlauf auf die Topps von Ende Oktober vollzogen. 'Mit dem Rückschlag im gestrigen Handelsverlauf wurde die runde und psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten im US-Index indes unterschritten', bemerkt Siegert. Gleichzeitig sei damit eine kurzfristige Unterstützung nach unten durchbrochen worden. Technisch habe sich die Lage beim Dow Jones damit deutlich verschlechtert. 'Dies wird entsprechende Auswirkungen auf den DAX haben.'
Korrekturgelüste im Dow Jones
'Im Dow Jones bissen die Bullen zuletzt eher auf Granit', bestätigt Meier die Beobachtung von Martin Siegert. Angriffe auf den horizontalen Widerstand in Form des jüngsten zyklischen Hochs bei 12.284 Punkten, verstärkt durch 'kleinere' Marken wie das Hoch vom 3. März und das Tief vom 18. Juli bei 12.283 bzw.12.296 Zählern, seien vorerst gescheitert. Erst die Eroberung der angeführten Hürden ebne den Pfad zurück zu den Verlaufshochs vom Sommer bei 12.751 bzw. 12.754 Punkten und gar zum bisherigen Jahreshoch bei 12.876 Zählern. Die technischen Indikatoren wie Stochastik und MACD näherten sich zudem mit großen Schritten dem überkauften Bereich. 'Das verringert die Chance auf einen nachhaltigen Sprung zurück auf die Oberseite', meint die Analystin.
Im Falle einer Korrektur biete kurzfristig die 200-Tages-Linie bei aktuell 11.943 Punkten Halt. Das Augenmerk der Anleger solle dennoch auf der Kombination aus dem Märztief bei 11.556 Punkten und der 90-Tages-Linie bei aktuell 11.480 Zählern liegen. 'Von hier aus ist es bis zum jüngsten Verlaufstief bei 11.232 Punkten und damit zum Startsignal für den Abschluss eines ausgeprägten Doppeltopps nicht mehr weit', bemerkt Meier und stellt mit der Komplettierung dieser oberen Umkehr ein Abschlagspotential von mehr als 1.000 Punkten in Aussicht.
Stimmung der Anleger bleibt gut
Im Gegensatz zur trüben Stimmung der technischen Analysten überwiegt bei Anlegern weiterhin der Optimismus, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips erreicht im Wochenvergleich 63,9 Punkte und ist damit nur leicht abgefallen. 2 Prozent der Befragten sind vom Bullenlager zu den neutral Gestimmten gewechselt.
Weniger optimistisch sehen Anleger die Entwicklung bei den Technologiewerten, der Bull/Bear-Index sackt in dieser Woche deutlich von 64,3 auf 55 Punkte. Insgesamt 9 Prozent der Anleger haben das Bullenlager verlassen, 4 Prozent sind nun short und 5 Prozent vermuten den TecDAX in vier Wochen auf einem unveränderten Niveau.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 14. Dezember 2011 / Iris Merker
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