FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - "Aus dem Gröbsten heraus, aber noch nicht unbedingt im Trockenen" sind die Märkte, heißt es. Erwartet werden zwar weitere Schwankungen, aber keine größere Korrektur. Dafür seien die fundamentalen Rahmenbedingungen zu gut.
12. August 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach turbulenten Tagen mit heftigen Verlusten und einer kräftigen Gegenbewegung sieht es in der neuen Woche nach mehr Normalität aus. "Die Sorgen der Anleger haben sich etwas zerstreut", erklärt Helaba-Analystin Claudia Windt. Bei Standartwerten sei wieder zugegriffen worden. "Solange sich die US-Rezessionssorgen als übertrieben herausstellen, sollten sich die Aktienmärkte beruhigen können." Auch nach Einschätzung der Commerzbank (ETR:CBKG) wird sich die Stimmungsberuhigung diese Woche fortsetzen. "Eine Rückbesinnung auf Fundamentaldaten ist in Gang", erklärt Thorsten Weinelt. Die Märkte seien "aus dem Gröbsten heraus, aber noch nicht unbedingt im Trockenen". "Saisonal ist die Sommerzeit eine der schwächeren und die Verlangsamung des US-Wachstums ist nun da, auch wenn die Rezessionsbefürchtungen übertrieben scheinen." Bis zur "aufmunternden" Fed-Sitzung seien es auch noch fünf Wochen. "Diese Zeit dürfte volatil bleiben."
Der DAX, der vor einer Woche in Richtung 17.000 Zähler gefallen war, steht am Montagmorgen bei gut 17.800 Punkten - nach 17.723 am Freitag zu Handelsschluss deutlich im Plus. Die US-Börsen (ETR:SXR4) waren am Freitag mit leichten Gewinnen aus dem Handel gegangen.
"Korrekturpotenzial begrenzt"
Laut DekaBank waren zwar die Sorgen um die US-Konjunktur Auslöser für die Korrektur, der eigentliche Grund sei aber die notwendige Stimmungsbereinigung in einzelnen Marktsegmenten gewesen. "Vor allem die den Markt beherrschenden Technologie- und Plattformunternehmen stehen unter Anpassungsdruck", erklärt Chefvolkswirt Ulrich Kater. Für die Börsen insgesamt sei das Korrekturpotenzial fundamental begrenzt. "Das globale Wachstum ist intakt, die Unternehmensgewinne steigen leicht an, die Notenbanken senken die Zinsen, und die Bewertungen sind mit der Kurskorrektur wieder unter ihre langjährigen Durchschnittswerte gefallen", erklärt Kater. Die erhöhten Kursschwankungen sollten somit für regelmäßige Zukäufe genutzt werden. Die Bank sieht den DAX in sechs Monaten bei 19.000 und in zwölf Monaten bei 20.000 Punkten.
Zeit für Stock-Picking
Auch nach Ansicht der Fondsgesellschaft DWS (ETR:DWSG) war die Korrektur überfällig - trotz aller positiven Aussichten für die Künstliche Intelligenz. Die Entwicklungen zeigten aber gut, dass eine breite Streuung bei der Aktienanlage wichtig sei. "Anleger konnten in den vergangenen zwei Jahren auch ohne Diversifikation sehr erfolgreich sein, sofern sie auf die großen Technologietitel gesetzt haben", erklärt Aktienfondsmanagerin Madeleine Ronner. Langfristig gesehen sei eine vernünftige Diversifikation innerhalb der Anlageklasse Aktien aber ein Muss. Stock-Picking werde wieder wichtiger, also die gezielte Auswahl einzelner Werte. Etwa sei der US-Markt nur zum Teil hoch bewertet, manches sei unter Bewertungsaspekten hingegen interessant - etwa die Medizintechnologie und Transport. "Es gibt auch spannende Branchen, die nichts mit KI zu tun haben, etwa die Luft- und Raumfahrtindustrie", so Ronner.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Dienstag, 13. August
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen August. Es läuft alles andere als rund in Deutschland, erklärt die DekaBank. Geopolitische Unsicherheiten und noch dazu schwache Konjunkturindikatoren weckten Zweifel an der erhofften Erholung im dritten Quartal. Das schlage sich in sinkenden Umfrageindikatoren nieder und werde sich auch erneut in der ZEW-Konjunkturumfrage zeigen.
Mittwoch, 14. August
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Juli. In den USA hat sich die Inflation der Commerzbank zufolge deutlich beruhigt, was die Zahlen bestätigen würden.
Donnerstag, 15. August
4.00 Uhr. China: Industrieproduktion Juli. Die Industrieproduktion ist weiterhin die wichtigste Stütze der chinesischen Wirtschaft, schreibt die DekaBank. Aufgrund eines Basiseffekts sei die Jahresveränderungsrate im Juli wohl leicht gestiegen. Angesichts der schwachen Nachfrageentwicklung sei hier in den kommenden Monaten allerdings keine Beschleunigung zu erwarten.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Juli. Die US-Einzelhandelsumsätze sind laut DekaBank wohl relativ kräftig gegenüber dem Vormonat gestiegen. Hierauf deuteten Vorabschätzungen sowie ein deutlicher Anstieg der Fahrzeugverkäufe hin.
Von Anna-Maria Borse, 12. August 2024, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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