FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der DAX ist wieder auf alten Höhen und etliche Profis führen die Seitenwechsel fort. Keine Belastung für den Markt, aber vielleicht für die Akteure selbst.
16. Oktober 2024. Auch in der vergangenen Sentiment-Woche haben die von uns befragten Anleger mehrheitlich ein geschicktes Händchen bewiesen. Nicht nur, weil der DAX zwei neue Allzeithochs markiert hat. Vielmehr generierte das Börsenbarometer seit vergangenem Mittwoch ein Plus von 2 Prozent im Punktvergleich - temporär war sogar ein Zuwachs von 2,9 Prozent zu beobachten gewesen. Diese starke Performance dürfte allerdings nicht nur heimischen Investoren zuzuschreiben sein. Denn die gestern publizierte Umfrage der Bank of America (NYSE:BAC) unter internationalen Fondsmanagern brachte zutage, dass die globale Übergewichtung in Aktien so stark wie zuletzt im Juni 2020 angezogen hat. Netto 31 Prozent der Fondsmanager (Vormonat 11 Prozent) gaben nämlich an, in Aktien übergewichtet zu sein.
Davon dürften auch Aktien der Eurozone profitiert haben. Denn im Gegensatz zur September-Befragung, als noch netto 20 Prozent der Befragten schwächere Notierungen erwarteten, gehen nun netto 18 Prozent von einem kurzfristigen Anstieg für Aktien der Eurozone aus. Gleichzeitig ist jedoch die Kassenquote der Fondsmanager auf 3,9 Prozent gefallen, womit für viele Beobachter ein Verkaufssignal für Aktien einhergeht.
Erneut Gewinne eingefahren
Allerdings ist nicht gesichert, ob die von uns befragten heimischen institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont bei ihren jüngsten Transaktionen dieses Signal zu Rate gezogen haben. Aber immerhin ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index im Vergleich zur Vorwoche deutlich um 26 Punkte auf einen neuen Stand von -12 gefallen. Erneut dürften die institutionellen Investoren profitabel agiert haben, denn der starke Zuwachs um 18 Prozentpunkte im Bärenlager geht fast zur Hälfte auf vormals bullish eingestellte Investoren zurück, die ihre Engagements nach dem Motto "Mühle auf, Mühle zu" abermals per Saldo um 180 Grad gedreht und somit, abseits aller makroökonomischen Erwägungen, Gewinne realisieren konnten. Die etwas größere Hälfte der neuen Pessimisten wird von vormals neutral eingestellten Investoren gestellt.
Wenig Veränderung gab es indes bei den Privatanlegern, in deren Panel sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche nicht bewegt hat und so auf dem Stand von +27 verharrt. Allerdings hat sich die Polarisierung zwischen Optimisten und Pessimisten erhöht - beide Gruppen gewinnen jeweils 4 Prozentpunkte dazu. Im gleichen Zug ist die Fraktion der Neutralen mit 13 Prozent der Befragten auf den niedrigsten Stand seit April 2020 gefallen. Übrigens: Das Abstimmungsverhalten von denjenigen Akteuren, die wir über Social Media befragen, ist dieses Mal mit dem der übrigen Anlegenden fast identisch.
Eine kleine Erfolgsserie
Die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren hat sich mit der heutigen Befragung wieder deutlich vergrößert. Auch wenn sich Letztere erneut auf der Short-Seite versuchen, verdeutlicht die Sicht auf drei und sechs Monate, dass der gezeigte Pessimismus in der relativen Betrachtung nicht sonderlich ausgeprägt ist. Nicht zuletzt deswegen gehen wir davon aus, dass die mehrheitlich bearishe Haltung der institutionellen Investoren lediglich kurzfristiger Natur sein dürfte. Letztlich mit der Absicht, die jüngsten Short-Positionierungen auf niedrigerem Niveau - erstmals größer etwa im Bereich 19.050/100 - wieder einzudecken. Diese zu erwartende Nachfrage, auch ermutigt durch frühere Erfolge auf ähnlich niedrigem Niveau, dürfte dem DAX zumindest temporär eine Stütze sein. Es sind allerdings auch diese Erfolge, die das Vertrauen der Akteure in die eigenen Fähigkeiten mit jeder weiteren profitablen Aktion (und damit einhergehend die Gefahr von Overconfidence) erhöhen werden. Aber aus Erfahrung auf dem Spielbrett und dem Börsenparkett wissen wir, dass die Strategie "Mühle auf, Mühle zu" auf Dauer nicht erfolgreich ist.
Von Joachim Goldberg
16. Oktober, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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