MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der mögliche Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist Schwerpunktthema der Ifo-Jahresversammlung am Donnerstag (14.00 Uhr) in München. Der neue Ifo-Präsident Clemens Fuest will in seinem Antrittsvortrag über "Die Europäische Union am Scheideweg" sprechen und mit Professor John Ryan von der renommierten London School of Economics darüber diskutieren.
Fuest hatte als Professor unter anderem in Oxford gelehrt und war zuletzt Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Seit 1. April leitet er als Nachfolger von Hans-Werner Sinn das Ifo-Institut. Die britischen Wähler entscheiden in einer Volksabstimmung am 23. Juni über einen Austritt aus der EU.
Fuest sieht der Abstimmung mit großer Sorge entgegen. "Deutschland wäre wahrscheinlich der größte Verlierer eines Brexit, abgesehen von Großbritannien selbst", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Eine weitere zentrale Krise für die EU sieht er in Griechenland, weil Verträge einfach nicht mehr eingehalten würden.
Der 68-jährige Sinn legt auf der Jahresversammlung seinen letzten Rechenschaftsbericht vor. Er hatte das Institut 17 Jahre lang geleitet und und es zu einer führenden wissenschaftlichen Einrichtung gemacht. Vor Beginn der Ifo-Jahresversammlung wollen sich Fuest und Sinn gemeinsam auf einer Pressekonferenz (9.00 Uhr) den Fragen der Journalisten stellen.
In München übernimmt der 47-jährige Fuest als Nachfolger von Sinn an der Universität auch den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft und die Leitung des von Sinn gegründeten internationalen Forschungsnetzwerks Center for Economic Studies (CES). Am Ifo-Institut will er seine eigenen Forschungsschwerpunkte Europa und Steuern einbringen.