Berlin (Reuters) - Die deutschen Exporteure bleiben trotz Brexit-Gefahr, der starken Konjunkturabkühlung in China und anderer Krisenherde auf Erfolgskurs.
"Für das laufende Jahr erwarten wir neue Rekorde", sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner, am Donnerstag in Berlin. Die Ausfuhren dürften demnach um bis zu 4,5 Prozent auf etwa 1,25 Billionen Euro wachsen, die Importe um vier Prozent auf 986 Milliarden Euro. Damit bleibt der BGA bei seinen Prognosen vom Jahresbeginn. Börner geht davon aus, dass die USA als größter deutscher Handelspartner weiter stark zulegen und China seine Schwierigkeiten meistern kann. Das Gewicht der Euro-Länder hat nach seinen Worten für die deutschen Exporteure zuletzt deutlich abgenommen. Nur noch etwas mehr als ein Drittel der Ausfuhren gingen dorthin.
Börner hofft auf eine anhaltende Unterstützung durch einen niedrigen Euro-Kurs. Dafür werde wahrscheinlich auch EZB-Chef Mario Draghi mit seiner extrem lockeren Geldpolitik sorgen. Die Europäische Zentralbank hatte den Leitzins zuletzt auf null gesenkt und das umstrittene Anleihen-Kaufprogramm erneut ausgeweitet. Das schwächt den Euro zum Dollar, weil in den USA die Zinsen zuletzt wieder leicht gestiegen sind. Ein teurer Euro ist Gift für die deutschen Exporteure.
Die Gefahr eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU, den sogenannten Brexit, sieht Börner als "Schreckensgespenst". Das würde die gesamte Europäische Union bedrohen. Allerdings setzt er wie viele Politiker in Deutschland darauf, dass es am Ende nicht so weit kommt. Sorge bereiteten, dass Probleme zunehmend national angegangen würden. Auch der Protektionismus sei ein Problem. "Man muss den Europäern die Angst vor Europa nehmen", so Börner. Nur gemeinsam werde man Herausforderungen bestehen. Deshalb dürften Europäer und Amerikaner auch nicht die ökonomischen Chancen des geplanten, aber sehr umstrittenen Freihandelsabkommens TTIP verspielen.