FRANKFURT (dpa-AFX) - In der neuen Woche könnten die Anleger am deutschen Aktienmarkt zunächst Vorsicht walten lassen. Angesichts eines starken Euro (EU0009652759) und der Fahrt aufnehmenden US-Berichtssaison agierten die Anleger zunächst zurückhaltender, hieß es am Markt.
Sollten die Unternehmen mit ihren Geschäftszahlen enttäuschen, könnten auch für den Dax (DAX) die Zeichen auf weitere Konsolidierung stehen, sagten Analysten. Das bisherige Rekordhoch bei 13 525 Punkten von Anfang November 2017 dürfte dann erst einmal kein Thema mehr sein.
Nach seiner starken ersten Handelswoche des Jahres hatte der Dax zuletzt merklich an Schwung verloren. Die Hauptschuld trägt der deutlich gestiegene Eurokurs. Für die exportorientierten deutschen Unternehmen ist dies schlecht, weil die Nachfrage nach ihren Waren im Ausland dadurch gedämpft werden kann. Wertet die Gemeinschaftswährung weiter auf, könnten somit weitere Kursverluste drohen.
In den USA hatten dagegen zuletzt der Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) und der breit gefasste S&P 500 weitere Bestmarken aufgestellt. Analyst Markus Reinwand von der Helaba erinnerte daran, dass die ersten fünf Handelstage an der Wall Street mit einem Plus geendet hatten. "Da dem Jahresauftakt eine gewisse Indikatorfunktion für das Gesamtjahr zugeschrieben wird, ist dies Wasser auf die Mühlen jener, die den Aufwärtstrend fortschreiben. Verlassen sollte man sich darauf aber nicht", so der Experte.
Laut Reinwand ist im Dax das Chance-Risiko-Verhältnis derzeit ausgesprochen ungünstig. Daher biete es sich an, bei steigenden Notierungen antizyklisch Positionen abzubauen, anstatt auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Und die Experten vom Börsenstatistik-Magazin Index Radar hoben hervor, dass die Dax-Entwicklung aus charttechnischer Sicht kurzfristig eindeutig nach unten zeige. Um den langfristigen Trend müssten sich die Anleger aber keine Sorgen machen.
Die allmählich beginnende Berichtssaison wird die Investoren in der neuen Woche beschäftigen. Hierzulande veröffentlicht gleich zum Wochenstart der Lebensmittelhändler Metro (0:B4B) seinen Zwischenbericht mit Hinweisen zum wichtigen Weihnachtsgeschäft. Am Mittwoch kommen Zahlen vom Online-Modehändler Zalando (4:ZALG).
In den USA, wo am Montag wegen eines Feiertags die Börsen geschlossen bleiben, rückt am Dienstag der Geschäftsbericht von UnitedHealth (112:UNH) in den Blick und am Donnerstag der des IT-Konzerns IBM (112:IBM), beide im Dow notiert. Besonders im Fokus stehen aber die Berichte amerikanischer Banken - mit der Citigroup (112:TRVC) am Dienstag sowie Goldman Sachs (112:GS) und Bank of America (112:BAC) am Mittwoch. Am Donnerstag berichten Morgan Stanley (112:MWD) sowie der Kreditkartenanbieter American Express (112:AXP). Am Markt wird allgemein damit gerechnet, dass den Banken die Belastungen im Zuge der US-Steuerreform das Schlussquartal verhagelt haben.
JPMorgan (112:JPM) hatte bereits am Freitag (12. Januar) Zahlen vorgelegt. Das Ergebnis war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent abgerutscht. Ohne die Belastung durch die Steuerreform wäre der Gewinn laut der größten US-Bank praktisch stabil geblieben. Bankchef Jamie Dimon lobte die Steuerreform aber ausdrücklich - sie würde die US-Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen und damit allen Amerikanern zugute kommen.
Für die Autoindustrie steht mit der "Detroit Motor Show" das erste wichtige Ereignis des Jahres auf der Agenda. Sie lockt Hersteller aus aller Welt an. Die Ausstellung öffnet am Montag zunächst für die Presse und Händler, vom 19. bis zum 28. Januar dann auch für Privatbesucher. Im Laufe der Zeit hat die Automesse allerdings verstärkt Konkurrenz bekommen. So läuft bereits in dieser Woche in Las Vegas die Technik-Schau CES, wo ebenfalls Autobauer auftreten - Schwerpunkte dort sind selbstfahrende und elektrische Fahrzeuge sowie Vernetzung.
Am Dienstag endet zudem die Übernahmefrist für die Aktien des Kraftwerkbetreibers Uniper (4:UN01). Der Energiekonzern Eon (4:EONGn) hatte jüngst endgültig beschlossen, für knapp 3,8 Milliarden Euro seine Beteiligung von rund 47 Prozent an Uniper dem finnischen Versorger Fortum (16:FORTUM) anzubieten. Fortum zahlt Eon 22 Euro je Aktie und hat dieses Angebot auch allen anderen Aktionären gemacht.
Unter den Konjunkturdaten der neuen Woche dürfte insbesondere die US-Industrieproduktion für Dezember interessieren. Die US-Wirtschaft wachse weiter sehr ordentlich, und dies liege vor allem an der Industrie, so die Ökonomen der Commerzbank (DE:CBKG). Die anstehenden Produktionszahlen dürften dies erneut zeigen.