Zürich, 06. Okt (Reuters) - Die Schweizer Börse hat am
Dienstag deutlich fester tendiert. Der Anstieg ging vor allem
auf das Konto der Finanzwerte, allen voran der Banken, die von
positiven Branchenstudien der US-Institute Goldman Sachs und
BofA Merrill Lynch profitierten. Angesichts moderater Umsätze
wollten Händler aber nicht von einem nachhaltigen Trend
sprechen. Eher handle es sich um eine technische Reaktion auf
die jüngst starken Einbussen. Vor dem Start der Berichtssaison
am Mittwoch mit dem Quartalsbericht des Aluminiumproduzenten
Alcoa überwiege die Zurückhaltung.
"Man ist gespannt, wie die Zahlen wirklich kommen", sagte
ein Börsianer. Sie würden als erster Test dafür angesehen, wie
es wirklich um die Konjunktur stehe, nachdem die
Unternehmensergebnisse im zweiten Quartal vor allem dank
Sparmassnahmen überraschend guten ausgefallen waren. In der
Schweiz gilt es am Freitag ernst, wenn mit dem Aromen- und
Riechstoffkonzern Givaudan das erste grössere heimische
Unternehmen Umsatzzahlen vorlegt.
Der Leitindex SMI<.SSMI> notierte am frühen Nachmittag um
1,6 Prozent höher bei 6261 Punkten. Die Charttechniker der
Deutschen Bank bleiben angesichts der markanten Verluste in der
Vorwoche skeptisch und sehen das Aufwärtspotenzial mit maximal
6275 Zählern begrenzt. "Bullenmärkte besitzen einen anderen
Charakter." Der breite SPI<.SSHI> rückte 1,5 Prozent auf 5401
Punkte vor.
Die Aktien der UBS und der Credit Suisse
schnellten jeweils um 3,4 Prozent hoch. "Das kommt aus Amerika.
Dort hat Goldman den Bankensektor hochgestuft", sagte ein
Händler. In den USA hatte die Branche deutliche Kursgewinne
verzeichnet, nachdem die Analysten von Goldman Sachs ihre
Einschätzung amerikanischer Grossbanken auf "Attractive" von
"Neutral" revidiert hatten. Der Markt habe das Ergebnispotenzial
noch nicht erkannt, so die Experten. Ihre Haltung zu den
US-Regionalbanken beliessen sie bei "Cautious". Ausserdem
stuften die Analysten der BofA Merrill Lynch die europäischen
Banken auf "Overweight" von "Neutral" hoch.
Die Aktien von kleinen und mittelgrossen Banken wie St.
Galler Kantonalbank oder Sarasin legten deutlich
weniger stark zu oder es gab wie bei Vontobel, VP
Bank oder Liechtensteinischer Landesbank sogar
Verluste.
Die Titel der Privatbank Julius Bär rückten 3,5
Prozent vor. Bär-Chef Boris Collardi rechnet bald mit einer
Entscheidung über den Verkauf des Schweizer Privatbankgeschäfts
der niederländischen ING, wie er am Montag auf der
Reuters Global Wealth Management Konferenz in Genf sagte. Die
Schweizer gelten als aussichtsreichster Kandidat.
Überwiegend zu höheren Kursen gehandelt wurden auch die
Versicherungsaktien, wobei Swiss Re mit einem Plus von
3,4 Prozent herausstach. Sal. Oppenheim hat den Rückversicherer,
der als einer der von der Finanzkrise am schwersten getroffenen
Branchenvertreter gilt, auf "Buy" von Neutral" hochgestuft. Und
UBS die Kursziele für die Schweizer Versicherer erhöht.
Auch die defensiven Schwergewichte Nestle und
Roche stiegn um mehr als ein Prozent. Novartis
holte anfängliche Verluste auf und notierte 0,5 Prozent höher.
Der Pharmakonzern hat in den USA die 27 Millionen Dosen des
Impfstoffs Fluvirin gegen die saisonale Grippe ausgeliefert.
Bei den Nebenwerten zogen verschiedene konjunkturzyklische
Industriewerte wie Clariant, Georg Fischer,
Rieter, Schmolz+Bickenbach,
Arbonia-Forster oder Dufry markant an.
(Reporter: Paul Arnold; redigiert von Andrew Thompson)