(neu: Schlusskurse)
Zürich, 08. Dez (Reuters) - Die Angst vor einem erneuten
Aufflackern der Finanzkrise hat die Schweizer Börse am Dienstag
belastet.
Zu Handelsbeginn, der sehr ruhig ausgefallen war, hatten
Marktteilnehmer noch auf positive Impulse im Tagesverlauf
gehofft. Impulse gab es dann auch, aber positiv waren sie nicht.
Aus Dubai kamen neue Nachrichten, die die Sorgen um die
Finanzlage des Emirats nicht zu mindern vermochten. Die
Ratingagentur Fitch stuft Griechenland zurück, dessen
Staatshaushalt sich in Schieflage befindet. Und der
überraschende Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland im
Oktober deutete einen eher holprigen Weg aus der Krise an.
Zuguterletzt platze dann auch noch der hoch verschuldete
Anlagenbauer Oerlikon mit der Ankündigung eines
Kapitalsschnitts mitten in den Handel, was mit einem Kurssturz
von 27 Prozent quittiert wurde. Oerlikon erklärte, es habe ein
Informations-Leck gedroht und man habe deshalb kurzfristig mit
der Nachricht hinausgehen müssen. Immerhin wollen die
Oerlikon-Grossaktionäre Renova und Victory nach dem
Kapitalschnitt bei einer Wiederaufstockung des Kapitals
mitmachen. Der russische Milliardär Viktor Vekselberg will die
im nächsten Jahr fällige Kapitalerhöhung als "Underwriter" sogar
zeichnen. Die Oerlikon-Gläubigerbanken sollen Zinsverzicht
leisten und einen Teil ihrer Forderungen in Eigenkapital
wandeln.
Der SMI-Index<.SSMI> schloss 1,1 Prozent im Minus bei 6400
Zählern. Der europäische Leitindex<.STOXX50> wies ein Minus von
1,6 Prozent auf. Der breite SPI<.SSHI> sank um 1,1 Prozent auf
5505 Punkte.
Die Banken präsentierten sich schwächer. Während
UBS ein Prozent verloren, gaben Credit Suisse
2,1 Prozent nach. Die Aktien des Vermögensverwalters Julius
Bär lagen 0,7 Prozent im Minus. Im Vergleich zur
europäischen Branche hielten sich die Schweizer Banken noch
recht gut. Der Branchenindex<.SX7P> verlor 2,3 Prozent. In
London sackten die RBS-Aktien 7,7 Prozent ab. Sorgen
bereitet den Banken-Aktionären weiterhin die Entwicklung in
Dubai. Das traf neben Royal Bank of Scotland auch
Barclays, HSBC und Standard Chartered,
deren Aktien mehr verloren als die der Schweizer Banken.
Die Nestle-Aktien, die fester begonnen hatten,
tendierten zwei Prozent schwächer. Nach wie vor ist unklar, ob
der Schweizer Multi am Ende nicht doch noch auf irgendeine Weise
in das Bieterrennen um den britischen Süsswarenhersteller
Cadbury einsteigen könnte.
Gegen Schluss in die Verlustzone bewegten sich auch die
Titel von Novartis. Da half es nicht mehr, dass sich
ein Expertengremium der US-Gesundheitsbehörde FDA für die
Zulassung von Everolimus, ein Medikament zur Unterdrückung von
Abstossungsreaktionen nach Transplantationen, ausgesprochen hat.
Der "Bon" Roche verlor 0,4 Prozent. Actelion
büsste 1,6 Prozent ein, nachdem Roche die Zusammenarbeit bei dem
Actelion-Medikamentenkandidaten ACT-128800 aufgekündigt hat. Das
Medikament passt bei Roche nach der Voll-Übernahme von Genentech
nicht mehr ins Portfolio, hiess es.
Ems-Chemie spürt, auch dank der Auto-Abwrackprämie,
erste Zeichen einer Erholung: Nach einer deutlichen Erholung bei
Umsatz und Betriebsergebnis im dritten Quartal erwartet das
Unternehmen nun für das ganze Jahr einen nur leicht unter dem
Vorjahresniveau liegendes Betriebsergebnis. Bislang war mit
einem deutlich schwächeren Ergebnis als im Vorjahr gerechnet
worden. Die Aktien reagierten mit einem Kurssprung von zunächst
vier Prozent und tendierte gegen Schluss immer noch 3,6 Prozent
fester.
Bei durchschnittlichen Umsätzen fünf Prozent schwächer waren
die Sulzer-Titel. Oerlikon-Grossaktionär Vekselberg ist
auch an Sulzer beteiligt.
(Reporter: Albert Schmieder; redigiert von Oliver Hirt)