Investing.com - Goldman Sachs (NYSE:GS) sieht 2025 als weiteres schwieriges Jahr für die europäischen Volkswirtschaften. Die Experten der US-Bank verweisen auf eine Mischung aus globalen und strukturellen Faktoren, die das Wachstum in der Eurozone und Großbritannien belasten könnten.
Laut einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung rechnet Goldman für die Eurozone mit einem Wirtschaftswachstum von lediglich 0,8 Prozent. Großbritannien soll mit 1 Prozent etwas besser abschneiden – beide Werte liegen jedoch unter den bisherigen Markterwartungen.
Wachstumsbremsen im Detail
Zu den Herausforderungen zählen unter anderem die von US-Präsident-elect Trump geplanten Zölle, die europäische Exporte empfindlich treffen könnten. Zudem machen strukturelle Probleme im verarbeitenden Gewerbe und eine fortlaufende Haushaltskonsolidierung in der Eurozone den Ländern zu schaffen.
Trotz eines in diesem Jahr wider Erwarten stabilen Arbeitsmarktes schwächelt das Lohnwachstum in der Eurozone. Das liege laut Goldman Sachs daran, dass sich Gehaltsanpassungen zunehmend an den gestiegenen Preisen der Vergangenheit orientieren. Gleichzeitig hat sich die Kerninflation nach dem Sommer spürbar abgekühlt.
EZB: Weitere Zinssenkungen erwartet
In diesem Umfeld hat die Europäische Zentralbank (EZB) bereits die Zinsen um 100 Basispunkte gesenkt, um die Konjunktur zu stützen. Goldman rechnet mit weiteren, schrittweisen Kürzungen um jeweils 25 Basispunkte. Bis Juli 2025 könnte der Leitzins bei 1,75 Prozent liegen – vorausgesetzt, die wirtschaftliche Lage verschärft sich nicht noch stärker. Sollte es doch zu einem deutlicheren Abschwung kommen, könnten aggressivere Maßnahmen folgen.
Großbritannien: Bank of England zurückhaltender
Anders sieht es auf der anderen Seite des Ärmelkanals aus. In Großbritannien bleibt die Inflation hartnäckig hoch, insbesondere bei Dienstleistungen und Löhnen. Dies zwingt die Bank of England (BoE) zu einem vorsichtigeren Kurs. Die BoE hat den Leitzins in diesem Jahr bislang nur zweimal gesenkt. Für 2025 rechnet Goldman dennoch mit vierteljährlichen Zinssenkungen, da ein schwächerer Arbeitsmarkt die Inflationsdynamik stärker bremsen könnte.
2024: Ein Jahr voller Enttäuschungen
Bereits 2024 verlief enttäuschend für die europäische Wirtschaft. Zu Jahresbeginn keimte noch Optimismus auf, als steigende Realeinkommen und bessere Finanzierungsbedingungen die Hoffnung auf eine Erholung nährten. Doch im weiteren Verlauf drückten zögerliche Konsumenten, hohe Energiepreise und zunehmender Wettbewerb aus China auf das Wachstum.
Das Ergebnis: Die Eurozone und Großbritannien hinkten der wirtschaftlichen Dynamik der USA erneut hinterher. Für 2025 sehen die Experten von Goldman Sachs keine grundlegende Entspannung, sondern warnen vor einem weiteren Jahr mit niedrigen Wachstumsraten und einer anhaltenden Belastung durch strukturelle Schwächen.