Tokio (Reuters) - Trotz drohender Rezession in Japan wagt die Notenbank noch keine weitere Öffnung der Geldschleusen.
Den Strafzins für einige Einlagen von Finanzinstituten beließ sie am Donnerstag bei 0,1 Prozent. Zugleich bekräftigten die Währungshüter ihr Programm zum Ankauf von Anleihen und Wertpapieren von jährlich 80 Billionen Yen (rund 650 Milliarden Euro). Zudem beschlossen sie ein Hilfsprogramm über umgerechnet 2,4 Milliarden Euro für Banken, um den Wiederaufbau in den Krisengebieten im Süden des Landes zu unterstützen. Dort hatte kürzlich ein Erdbeben schwere Schäden angerichtet. An der Börse in Tokio machte sich Enttäuschung breit, da Investoren auf größere Konjunkturspritzen gesetzt hatten.
Der Leitindex Nikkei rauschte in den Keller und schloss 3,61 Prozent im Minus bei 16.666 Punkten. Der Yen verteuerte sich zum Euro so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Als weiterer Stimmungsdämpfer erwies sich das Eingeständnis der Bank of Japan (BoJ), dass sie trotz ihrer massiven Geldspritzen erst für März 2018 mit dem Erreichen des Inflationsziels von zwei Prozent rechnet. Damit wurde der Zeitpunkt um ein halbes Jahr nach hinten geschoben. Japans Währungshüter fürchten auf breiter Front fallende Preise, die das Land lange Zeit gelähmt hatten. in einer solchen deflationären Abwärtsspirale sinken auch die Löhne und Investitionen stocken. Die BoJ hält seit Jahren mit einer Nullzinspolitik und viel billigem Geld dagegen.
Dennoch ist der Aufschwung ins Stocken geraten. "Es sieht doch sehr stark danach aus, als ob die Wirtschaft des Landes in eine Rezession schlittert", meint Ökonom Stefan Große von der NordLB. Die Wirtschaftsleistung in dem Fernostland war Ende 2015 um 0,3 Prozent geschrumpft. Bei einem weiteren Rückgang zu Jahresbeginn 2016 wäre Japan nach gängiger Definition in der Rezession. BoJ-Chef Haruhiko Kuroda ist jedoch zuversichtlich, dass der moderate Aufwärtstrend die Wirtschaft trotz der jüngsten Konjunkturflaute nicht gebrochen ist. Experten sehen die geldpolitische Zurückhaltung der Notenbank auch als Zeichen, dass die BoJ ihr Pulver für eine weitere Verschärfung der wirtschaftlichen Lage trocken halten will: "Kuroda hält seine Geschütze für den Notfall bereit", meint Notenbank-Beobachter Masashi Murata von der Privatbank Brown Brothers Harriman.