BRASILIA (dpa-AFX) - Nach brisanten Enthüllungen um Schweigegeldzahlungen für einen Mitwisser in einem Korruptionsskandal hat Brasiliens Präsident Michel Temer alle Termine abgesagt und eine Erklärung angekündigt. Es gibt massive Forderungen nach einem Rücktritt.
In Brasilia war am Donnerstag nach Bekanntwerden von angeblich stark belastenden Tonaufnahmen von einer "Bombe" die Rede. Der konservative Politiker hatte erst vor einem Jahr die suspendierte und später des Amtes enthobene linke Präsidentin Dilma Rousseff abgelöst.
Der Leitindex Ibovespa (Bovespa) fiel an der Börse in Sao Paulo um mehr als 10 Prozent, der Handel musste zeitweilig ausgesetzt werden. Der Dollar wurde im Vergleich zum Real so stark wie seit Monaten nicht mehr notiert.
Dem Portal "O Globo" zufolge gab es ein Treffen Temers mit Joesley und Wesley Batista - den Brüdern gehört der größte Fleischkonzern der Welt, JBS. Temer soll grünes Licht gegeben haben, den inhaftierten Ex-Parlamentspräsidenten Eduardo Cunha mit einer Geldzahlung zum Schweigen zu bringen. Cunha gilt als einer der bestinformierten Politiker, wenn es um all die Verwicklungen des Lava-Jato-Skandals geht - führende Unternehmen zahlten jahrelang Schmiergelder, um an Aufträge zu kommen.
Laut "O Globo" soll anschließend der Abgeordnete Rodrigo Rocha Loures von Temers Partei PMDB dabei gefilmt worden sein, wie er einen Geldkoffer mit 500 000 Reais (146 000 Euro) entgegennahm - er soll von Temer mit dem Lösen der Sache beauftragt worden sein. Das Geld soll von Joesley Batista stammen, hieß es.
Dieser wiederum hatte die Gespräche mit Temer den Berichten zufolge mitgeschnitten und sich - womöglich um von einer Kronzeugenregelung zu profitieren - an einen Richter des Obersten Gerichtshofs gewandt.