(Neu: Aussagen aus einem Interview und Aktienkurs)
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown (ETR:AT1) hat im ersten Halbjahr wegen einer erneuten Abwertung des Immobilienportfolios wieder rote Zahlen geschrieben. Der Verlust fiel aber laut einer Mitteilung am Mittwoch deutlich geringer aus als noch vor einem Jahr. "Ich erwartet eine geringere Abwertung im zweiten Halbjahr als im ersten Halbjahr", sagte zudem Vorstandsmitglied Oschrie Massatschi der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das Unternehmen stehe kurz davor, bei den Abwertungen den Boden zu erreichen. Der Immobilienkonzern sieht zudem ein besseres Wirtschaftsumfeld sowie eine verbesserte Stimmung auf dem Immobilienmarkt. Für das operative Geschäft im laufenden Jahr wurde Aroundtown zuversichtlicher.
Am Aktienmarkt kam die Halbjahresbilanz und das erhöhte Jahresziel gut an. Nach zwischenzeitlichen Kursverlusten drehten die Aroundtown-Aktien ins Plus. Zuletzt wurden sie mit Kursen um 2,35 Euro rund 3,5 Prozent teurer gehandelt als am Vortag - und gehörten damit zu den Spitzenreitern im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte.
In den ersten sechs Monaten hatte sich der Wert der Aroundtown-Immobilien auf vergleichbarer Basis um 2,4 Prozent verringert - nach einem Wertverlust von elf Prozent im vergangenen Jahr. Während Massatschi mit einer Stabilisierung der Wertentwicklung bei Wohn- und Hotelimmobilien rechnet, hält er eine weitere Abwertung der Büroimmobilien für möglich. Arbeitgeber bräuchten weniger Büroflächen, erläuterte der Manager. Gleichzeitig suchten Unternehmen nach noch zentraleren Lagen für Büros. Die Mieten in Spitzenlagen seien in den vergangenen beiden Jahren weiter gestiegen, obwohl der Gesamtmarkt einen höheren Leerstand vorweise. Viele Unternehmen wollten aber auch vermehrt, dass ihre Mitarbeiter aus dem Büro arbeiteten.
Deutlich besser läuft es für Aroundtown mit Hotels. Freizeithotels haben seit letztem Jahr ein sehr starkes Comeback, sagte Massatschi. Sie seien nahezu ausgebucht. Auch Hotels in zentralen Stadtlagen, die sowohl von Geschäftsreisende als auch von Touristen am Wochenende genutzt würden, liefen sehr gut. Die auf Konferenzen und Events ausgerichteten Hotels hätten hingegen noch nicht die gleichen Kapazitäten erreicht wie vor der Pandemie. Da das Unternehmen von der letzten Kategorie nur wenige habe, gebe es in diesem Jahr auch keine Mietausfälle mehr im Unternehmensbereich Hotels.
Derweil wird das Aroundtown-Management zuversichtlicher für das operative Geschäft und peilt für das laufende Jahr beim operativen Gewinn nun 290 bis 320 Millionen Euro an. Das entspricht an beiden Enden der Spanne jeweils zehn Millionen Euro mehr. Das Unternehmen hat Analystin Stephanie Dossmann vom Investmenthaus Jefferies zufolge damit das Rentabilitätsziel um circa 3,5 Prozent erhöht. Sie hatte bislang eher mit einem Wert am unteren Ende der ursprünglichen Prognosespanne gerechnet. 2023 war das operative Ergebnis um acht Prozent auf 332 Millionen Euro gesunken.
Wie viele Konkurrenten ringt Aroundtown nach Jahren des Immobilienbooms schon länger mit den hohen Zinsen und reagiert darauf unter anderem mit dem Verkauf von Immobilien. Seit Jahresanfang seien Verkäufe in Höhe von 475 Millionen Euro unterzeichnet worden und dies um den Buchwert, teilte das Unternehmen weiter mit. Immobilien im Wert von 340 Millionen Euro hätten in den ersten sechs Monaten den Besitzer gewechselt.
"Wir haben etwa 400 Millionen Euro an Immobilienwert identifiziert, den wir gerne innerhalb der nächsten 12 Monate verkaufen möchten", sagte Massatschi. Die Zahl ändere sich aber ständig, da das Management kontinuierlich durch das Portfolio gehe. Der Verkaufserlös soll in den Bestand investiert, für den Schuldenabbau oder Kauf von Immobilien verwendet werden.
Wegen der Verkäufe fielen die Nettomieteinnahmen im ersten Halbjahr um ein Prozent auf 587,6 Millionen Euro. Der operative Gewinn (FFO1) ging wegen höherer Kosten, vor allem für ewige Anleihen, um 12 Prozent auf 154,1 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich fiel wegen der geringeren Bewertung der Immobilien ein Verlust von 329,6 Millionen Euro an. Ein Jahr zuvor war ein Fehlbetrag von gut 1,3 Milliarden Euro angefallen. Im Gesamtjahr 2023 war das Unternehmen deutlicher in die Verlustzone gerutscht.