MÜNCHEN (dpa-AFX) - Dem fränkischen Autozulieferer Schaeffler drohen nach einer hohen Strafzahlung für verbotene Preisabsprachen möglicherweise weitere Belastungen aus der Affäre. Das von der EU am Mittwoch verhängte Bußgeld in Höhe von 370 Millionen Euro verdarb dem Unternehmen bereits die Bilanz 2013 - trotz der gute laufenden Geschäfte der Autosparte. 'Das ist sehr bitter für uns', sagte Übergangschef Klaus Rosenfeld am Donnerstag in München. Das einzig Positive an der Nachricht sei, dass das Verfahren abgeschlossen sei.
Doch das bezieht sich nur auf die EU. Noch offen sei, ob die Kunden des Konzerns - also verschiedene Autobauer - Schadenersatzansprüche anmelden würden. In den USA und in Kanada seien bereits Klagen erhoben worden. Das Risiko sei aber nicht zu beziffern, sagte der Finanzvorstand, der den Chefposten bei Schaeffler nach dem Abgang des langjährigen Unternehmenslenker Jürgen Geißinger im Oktober übernommen hatte und im Mai an den neuen Chef Klaus Deller übergibt.
Bereits 2013 hatte der Konzern rund 380 Millionen Euro für die Strafe zur Seite gelegt. Obwohl die Geschäfte in der Autosparte glänzend liefen, drückte die Rückstellung den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dort um mehr als ein Viertel auf 736 Millionen Euro. Dass Schaeffler unter dem Strich mit einem Gewinn von 865 Millionen Euro nur wenig schlechter da steht als im Vorjahr, verdanken die Franken ihrer Beteiligung am deutlich größeren Autozulieferer Continental (ETR:CON).
Allein 614 Millionen Euro flossen aus Conti-Gewinnen in der Kassen von Schaeffler. Dazu kommen 187 Millionen Euro, die das Unternehmen mit dem Verkauf von Anteilen an Conti verdiente. Ohne das Geld aus Hannover stünde unter dem Strich also gerade ein Gewinn von 64 Millionen Euro. Doch das Strafgeld trübt nicht nur die Bilanz, sie bremst auch den Schuldenabbau. Schaeffler ächzt seit der Conti-Übernahme vor fünf Jahren unter einem enormen Schuldenberg. Weltweit hat das Unternehmen 74 000 Mitarbeiter, 29 800 sind es in Deutschland.
Es sei unwahrscheinlich, dass Schaeffler angesichts der Sonderlasten die Verbindlichkeiten von noch immer 5,4 Milliarden Euro verringern könne, sagte Rosenfeld. Immerhin: Schaeffler und Conti sollen nach den Problemen der vergangenen Jahre nun deutlich enger zusammenarbeiten. Es seien mehrere Projekte gestartet worden, einige liefen bereits, etwa beim Bau von Getrieben, für die gemeinsame Entwicklungsarbeit und Teile beider Firmen eingesetzt würden.
Wie viel Geld die Unternehmen damit einsparen können oder künftig wollen, mochte Rosenfeld nicht sagen. Immerhin: Die Geschäfte im Automobilbereich, der inzwischen mehr 70 Prozent der Umsätze erwirtschaftet, sollen dieses Jahr weiter wachsen. Dort läuft es angesichts des anhaltenden Wachstums der Automärkte in Übersee ausgesprochen gut. Auch das im vergangenen Jahr schwache Industriegeschäft werde sich zumindest langsam erholen. Ende 2014 will Schaeffler deutlich besser da stehen als im vergangenen Jahr.br