(neu: Aussagen Konzernchef Ralph Dommermuth, Details, Aktienkurs aktualisiert.)
MONTABAUR (dpa-AFX) - Der Internetdienstleister United Internet ETR:UTDI hat zu Jahresbeginn von neuen Kunden und geringeren Werbeausgaben profitiert. Der Gewinn sprang im ersten Quartal im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um ein gutes Drittel auf 59,9 Millionen Euro, wie das TecDax-Schwergewicht (ETR:TDXP) am Dienstag mitteilte. Das lag unter anderem an geringeren Ausgaben für die Kundengewinnung im Geschäft mit Webanwendungen.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stand beim Gewinn ein Plus von knapp einem Viertel auf gut 112 Millionen Euro. Beim Umsatz zahlte sich das Wachstum bei zahlenden Kunden in einem Plus von 13 Prozent auf rund 710 Millionen Euro aus. Damit traf das Unternehmen mit den Marken 1&1, GMX und Web.de in etwa die Schätzungen der Analysten. Am Markt kamen die Ergebnisse gut an, die Aktie legte um gut sieben Prozent zu.
DOMMERMUTH: SIND AUF KURS ZU JAHRESZIELEN
Die Erlöse wuchsen schneller als für das Jahr mit rund 10 Prozent veranschlagt. Konzernchef Ralph Dommermuth sah seinen Konzern damit "gut auf Kurs" zu den Jahreszielen, die bestätigt wurden. Im laufenden Jahr sollen mehr als 2,9 Milliarden Euro umgesetzt werden, rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Ziel für das Ebitda liegt nach wie vor bei 520 Millionen Euro. Das zweite Quartal habe gut begonnen, so Dommermuth. Grund für eine Anhebung der Prognose gebe es nicht. Die bestehenden Ziele seien bereits ehrgeizig, sagte Dommermuth der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Bei der Zahl der Mitarbeiter dürfte sich das Wachstum verlangsamen. "Ich gehe davon aus, dass wir Ende des Jahres mehr als 7000 Mitarbeiter beschäftigen werden", sagte Dommermuth. Aktuell sind es bereits mehr als 6900. Rund 5300 davon arbeiten in Deutschland - 30 Prozent am Hauptsitz in Montabaur, 45 Prozent in Karlsruhe. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen auch in Deutschland deutlich Personal aufgestockt. "Wir investieren viel in die Gewinnung von qualifiziertem Personal, trotzdem bleiben am Ende oft offene Stellen", sagte Dommermuth. In dem Markt herrsche Vollbeschäftigung. Trotz Entwicklungsstandorten im Ausland bleibe Deutschland Hauptmotor der Innovation im Konzern.
ZUGANGSGESCHÄFT BRUMMT DANK SUBVENTIONEN
Im Zugangsgeschäft mit DSL-Anschlüssen und Mobilfunk konnte das Unternehmen kräftig zulegen, weil eine Marketingaktion mit stark subventionierten Tablets DSL-Kunden anlockte. Das ließ sich das Unternehmen rund 14 Millionen Euro kosten - Lohn der Investition waren insgesamt 180 000 Neuverträge im sogenannten Access-Segment, 70 000 davon DSL-Verträge. Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank bezeichnete den DSL-Kundenzuwachs als überraschend stark.
Bei Webanwendungen fuhr Dommermuth hingegen die Marketingausgaben etwas herunter. Mit einem Baukastenprinzip können sich hier kleinere Unternehmen und Vereine etwa ihre Webseiten selbst zusammenbauen. Die Anlaufverluste neuer Produkte fielen von rund 29 Millionen Euro vor einem Jahr auf nun 11 Millionen Euro. Der Umsatz in der Sparte stieg aber deutlich um knapp 12 Prozent, weil United Internet hier rund 90 000 sogenannte Top-Level-Domains verkaufte, also individuelle Webseitenadressen.
DE-MAIL BLEIBT BAUSTELLE
Baustellen bleiben: Mehr Unterstützung von Behörden erhofft sich Dommermuth etwa für die De-Mail für den rechtssicheren E-Mail-Verkehr. Hier stellt das Unternehmen die verschickten Mails in Rechnung, Monatsabos gibt es nicht. "Gerade bei der Kommunikation mit der öffentlichen Hand hätte die De-Mail einen hohen praktischen Nutzen", sagte Dommermuth.
Allerdings gebe es zu wenige Anwendungsfälle. Von 590 000 angemeldeten Kunden haben sich bislang 250 000 auch freischalten lassen - laut Dommermuth mit steigender Tendenz. Bei Geschäftskunden existiere dagegen eine rege Nachfrage. Dommermuth bleibt zuversichtlich: "Ich habe immer gesagt, dass wir in diesem Geschäft einem langen Atem brauchen."/men/zb/stb