FRANKFURT (dpa-AFX) - Die neuerliche milliardenschwere Kapitalerhöhung der Deutschen Bank (ETR:DBK) kommt bei Investoren überraschend gut an. Das Institut wird die neuen Aktien nun mit einem geringeren Abschlag los als befürchtet. Die Bank holt sich daher 8,5 Milliarden Euro ins Haus - knapp 500 Millionen Euro mehr als noch Mitte Mai angekündigt. Mit dem frischen Geld will das größte deutsche Kreditinstitut seine vergleichsweise dünnen Kapitalpuffer stärken und sich zugleich Luft für Wachstumsinitiativen verschaffen. Im Zuge der Kapitalerhöhung wird Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani aus Katar größter Einzelaktionär der Bank.
Die neuen Aktien bietet das Institut zu einem Stückpreis von 22,50 Euro an. Verglichen mit dem Schlusskurs vom Mittwoch (29,72 Euro) und abzüglich des rechnerischen Preises für die Bezugsrechte von 1,57 Euro entspricht das einem Abschlag von 20 Prozent. Zuletzt war am Markt über einen Preisnachlass von 30 Prozent spekuliert worden. Insgesamt platziert die Bank im zweiten Teil ihrer Kapitalerhöhung 299,8 Millionen Aktien.
ZEITPLAN SCHEITERTE FAST AN AMTSGERICHT
Im ersten Schritt der Kapitalerhöhung war der Scheich aus dem Golfemirat mit seiner privaten Investmentgesellschaft Paramount Services Holdings vor rund zwei Wochen beim größten deutschen Geldhaus eingestiegen. Im Schnellverfahren hatte die Bank ihm rund 60 Millionen neue Aktien verkauft und dafür 1,75 Milliarden Euro kassiert. Auch beim zweiten Teil der Kapitalerhöhung will der Scheich nun seine Bezugsrechte ausüben und so seinen Anteil von rund sechs Prozent halten.
Das hätte allerdings fast den ambitionierten Zeitplan bei der Deutschen Bank durcheinander gebracht - die Unterlagen wurden offenbar erst sehr kurzfristig beim zuständigen Amtsgericht Frankfurt eingereicht. Der Einstieg des Scheichs wurde daher erst am Donnerstag rechtskräftig und verzögerte die Bekanntgabe der Details zur Kapitalerhöhung. Ursprünglich wollte die Deutsche Bank diese am Mittwochabend bekanntgeben.
ZWEIFEL AN KAPITALPUFFERN AUSRÄUMEN
Dass die Bank auf den angestrebten Erlös aus der Kapitalerhöhung kommt, steht bereits fest. Dafür garantieren die sie begleitenden Investmentbanken. Die Bezugsfrist beginnt an diesem Freitag (6. Juni) und soll voraussichtlich bis zum 24. Juni laufen. Erstmals gehandelt werden sollen die neuen Papiere an der Börse am 25. Juni. Altaktionäre haben ein Bezugsrecht. 18 alte Aktien berechtigen zum Kauf von 5 neuen. Wer nicht mitziehen will, kann sich das Bezugsrecht abkaufen lassen. Der Handel dafür läuft vom 6. bis zum 20. Juni.
Mit dem frischen Geld will das Kreditinstitut alle Zweifel an seinen Kapitalpuffern ausräumen. Die harte Kernkapitalquote soll dadurch von zuletzt 9,5 auf 12,0 Prozent steigen - und damit deutlich über den Vorgaben der Regulierer. Auch bei der neu geplanten Verschuldungsquote (Leverage Ratio), bei der die Bank besonders schwach da stand, soll jetzt mit 3,4 Prozent die künftige Vorgabe erfüllt werden.
LUFT FÜR NEUE RÜCKSCHLÄGE
Damit hätte die Bank Luft für mögliche neue Belastungen durch noch schärfere Regeln der Finanzaufseher und seine umfangreichen Rechtsrisiken. Ein Teil der Erlöse soll auch ins operative Geschäft fließen - etwa in die Verbesserung des digitalen Angebots im Privatkundengeschäft, in neue Vermögensberater und die Stärkung des Investmentbankings, in dem die Deutsche Bank von der Schwäche der Konkurrenten profitieren will.
Es ist die zweite Kapitalerhöhung der Deutschen Bank seit Anfang 2013. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte das Institut bereits 3 Milliarden Euro eingesammelt. Damit hatte der Vorstand eigentlich die Kapitalthemen für beendet erklärt und wollte wieder auf Wachstum schalten. Doch zahlreiche Rückschläge machten diese Rechnung zunichte. So rissen teure Vergleiche wegen Rechtsstreitigkeiten tiefe Löcher. Zudem kämpft das Institut mit den Anforderungen der Aufseher.
STRATEGIE BLEIBT UNVERÄNDERT
Trotz der Probleme hält die Doppelsitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen an ihrem Kurs fest, klassischem Bankgeschäfte mit dem schwankungsanfälligen Investmentbanking zu verbinden. Bis 2016 strebt das Institut so eine Eigenkapitalrendite von 12 Prozent an, im vergangenen Jahr waren es 1,2 Prozent. Aktien der Deutschen Bank sind in diesem Jahr zusammen mit Adidas (ETR:ADS) die schlechtesten Papiere im Dax ETR:DAX. Seit Jahresbeginn die Aktie rund 15 Prozent an Wert verloren, während der Leitindex ständig neue Höchststände markiert. Auch im internationalen Branchenvergleich hinkt die Deutsche Bank deutlich hinterher.br