Die letzten Stunden haben geschlagen! Sparen Sie bis zu 50 % auf InvestingProJETZT ZUGREIFEN

ROUNDUP: Kabinett beschließt Steuersenkung - Weniger Schulden

Veröffentlicht am 07.12.2011, 14:29
Aktualisiert 07.12.2011, 14:32
BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung hat die von der schwarz-gelben Koalition ab 2013 geplante Steuerentlastung auf den Weg gebracht. Ungeachtet des Widerstands aus den Ländern sowie der sich verschärfenden Euro-Schuldenkrise billigte das Kabinett am Mittwoch in Berlin einen Gesetzentwurf von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum Abbau der sogenannten kalten Progression.

Die Steuersenkung in zwei Stufen kostet den Staat jährlich rund 6,1 Milliarden Euro. Einen Großteil dieser Summe will der Bund allein schultern. Die Länder sollen eine Kompensation der Einnahmeausfälle erhalten. Die SPD und mehrere Länder hatten angekündigt, die Steuerpläne über den Bundesrat zu blockieren. Sie halten die Entlastungen für unausgewogen und werfen der Koalition vor, sie auf Pump zu finanzieren. Im Bundesrat hat Schwarz-Gelb keine Mehrheit.

Schäuble rechnet dennoch mit Zustimmung der Länder. Eine Erhöhung des Grundfreibetrages sei ohnehin verfassungsrechtlich geboten, sagte Ministeriumssprecher Martin Kotthaus. Er glaube, dass sich der Bundesrat dem Gesetz nicht wird verschließen können. Die Steuerpläne sehen eine Anhebung des Grundfreibetrages in den Jahren 2013 und 2014 um insgesamt 350 Euro auf dann 8.354 Euro für Ledige pro Jahr vor. Parallel dazu soll - mit Ausnahme der 'Reichensteuer' - der Tarifverlauf so geändert werden, dass die Steuersätze künftig erst bei einem höheren Einkommen greifen. Profitieren sollen vor allem untere und mittlere Einkommen.

Zumindest in diesem Jahr wird der Bund stärker entlastet. Dank der weiter günstigen Konjunktur werde die Neuverschuldung 2011 aller Voraussicht nach unter 20 Milliarden Euro liegen, bestätigten die Haushaltsexperten der Koalition, Norbert Barthle (CDU) und Otto Fricke (FDP). Zuletzt war mit 22 Milliarden Euro gerechnet worden. Fricke sprach von einer 'guten Botschaft angesichts immer neuer Verschuldungsszenarien innerhalb Europas'. Für 2012 hat Schäuble eine Neuverschuldung von 26,1 Milliarden Euro veranschlagt. Die Koalition strebt an, am Ende erneut unter der Planzahl zu bleiben.

Für das Wahljahr 2013 schwört Schäuble angesichts der nachlassenden Konjunktur und anderer Risiken alle Ressorts auf einen strikten Sparkurs ein. Die bisher vorgesehenen Mittel könnten 'keine Besitzstände' darstellen, heißt es laut 'Rheinischer Post' in einem Schreiben von Haushaltsstaatssekretär Werner Gatzer.

Das Phänomen der 'kalten Progression' entsteht, wenn eine Lohnerhöhung gerade einmal den Preisanstieg ausgleicht. Die reale Kaufkraft des Arbeitnehmers steigt dann nicht, er muss aber mehr Steuern zahlen als zuvor. Im Gesetzentwurf heißt es: 'Ziel ist es zu verhindern, dass Lohnerhöhungen, die lediglich die Inflation ausgleichen, aufgrund des progressiv ausgestalteten Einkommensteuer- Tarifs zu einem höheren Durchschnittssteuersatz führen.' Der veränderte Tarifverlauf schlägt zudem bei den Kosten für das Elterngeld zu Buche. Hier sind laut Gesetzentwurf Mehrkosten von voraussichtlich maximal 70 Millionen Euro zu erwarten.

Um der SPD entgegenzukommen, sollen die Steuerentlastungen so ausgestaltet werden, dass ein gut verdienender Facharbeiter stärker entlastet wird als ein Spitzenverdiener, der die sogenannte Reichensteuer zahlt. So soll die 'Reichensteuer' von 45 Prozent wieder ab einem niedrigeren Einkommen greifen - und zwar ab 250.000 Euro für Ledige. Derzeit wird sie bei 250.731 Euro fällig. Damit wird verhindert, dass Top-Verdiener wie alle anderen behandelt werden.

Die finanzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Nicolette Kressl, warf der Regierung vor, ihrer Steuersenkungsideologie Vorrang vor einer soliden Finanzpolitik zu geben. Angesichts der auch in den kommenden Jahren hohen Neuverschuldung gebe es keine Spielräume. Hauptprofiteure seien zudem Bezieher hoher Einkommen.

Nach Berechnungen des Berliner Steuerexperten Frank Hechtner würde ein gut bezahlter Facharbeiter, der ein Einkommen von 60.000 Euro versteuern muss, von der Steuersenkung stärker profitieren als ein Spitzenverdiener mit 270.000 Euro. Die Steuerlast des Facharbeiters sinke um etwa 380 Euro, die des Spitzenverdieners um 367 Euro.

Laut Finanzministerium wird ein allein stehender Arbeitnehmer mit einem Jahresbruttoarbeitslohn von 30.000 Euro ab 2014 jährlich um etwa 150 Euro entlastet. Ein verheirateter Arbeitnehmer mit zwei Kindern mit einem Bruttolohn von 30.000 Euro zahle 164 Euro weniger Steuern. Ein vergleichbarer Arbeitnehmer mit 60.000 Euro Jahresbruttoarbeitslohn werde um 301 Euro entlastet./sl/DP/jkr

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.