KÖLN (dpa-AFX) - Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe stellt sich auf weitere Preisrunden ein. "Tatsache ist, dass wir weitere Preiskämpfe haben werden", sagte Rewe-Discount-Vorstand Manfred Esser am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Köln. In den ersten drei Monaten des Jahres hätten die Wettbewerber fast wöchentlich die Preise reduziert - und Rewe müsse dabei etwa mit der Tochter Penny mitziehen. "Im Discount haben wir keinen Millimeter Platz", sagte Esser. Etwa die Hälfte der Discount-Kunden seien Sparer, ergänzte Vorstandskollege Jan Kunath. Der Preis sei beim Einkauf das ausschlaggebende Kriterium.
Dennoch geht der Konzern davon aus, dass er im laufenden Jahr ähnlich stark wachsen wird wie 2013. Mit dem Start in das laufende Geschäftsjahr zeigte sich Rewe-Chef Alain Caparros zufrieden. In den ersten zwei Monaten wuchsen die Erlöse der deutschen Rewe-Märkte um mehr als vier Prozent, die von Penny in Deutschland um über zwei Prozent und der Touristik-Umsatz sogar um über fünf Prozent. Die Pleite des Konkurrenten Praktiker (ETR:PRA) spielte den Toom-Baumärkten in die Hände, die Januar und Februar zusammengenommen um mehr als 17 Prozent zulegten. Im Laufe des Jahres dürfte sich dieser Trend aber wieder normalisieren, sagte Caparros.
Nach ersten Berechnungen stieg der Umsatz der Rewe-Gruppe inklusive der Beiträge der selbstständigen Kaufleute im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent auf 50,6 Milliarden Euro. Besonders gut lief es für die deutschen Supermärkte, die den Angaben zufolge die Branche in den Schatten stellten. Die Tochter Penny legte ebenfalls zu und konnte ihre Verluste laut Finanzvorstand Christian Miesch eindämmen. Spätestens 2016 soll die Discount-Tochter schwarze Zahlen schreiben. Die Touristik verbuchte als einzige Sparte im Konzern ein leichtes Minus. Die politischen Unruhen in Ägypten und Thailand belasteten das Geschäft. Auch Geschäftsreisende hielten sich zurück.
Das Konzernergebnis, das im Vorjahr bei rund 100 Millionen Euro lag, konnte Rewe verdoppeln. Die endgültigen Zahlen sollen zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt werden. Rewe-Chef Caparros sieht das Unternehmen für die Zukunft gut gerüstet. Die Modernisierung der Filialen werde fortgesetzt und das Online-Geschäft ausgebaut. Dazu stehen in diesem Jahr 1,6 Milliarden Euro für Investitionen bereit.
Rewe betrieb Ende 2013 weltweit insgesamt knapp 15 000 Märkte, davon gut 10 000 in Deutschland. Der Wettbewerb sei hierzulande besonders stark, sagte Caparros. Der Händler wird nicht nur von Discount-Größen wie Aldi und Lidl bedrängt, sondern auch von anderen Vollsortimentern wie Edeka, dem derzeit größten Lebensmittelhändler in Deutschland.
Um der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen, baut Rewe sein Online-Geschäft aus, führte einen Lieferservice ein und setzt auf neue Zusatzformate, wie Rewe-To-Go, einem Convenience Store, der mit Sandwiches oder Salaten Schnellrestaurants und Imbissbuden Kunden abjagen will. Die Zahl dieser Märkte von derzeit fünf in Deutschland will Rewe in diesem Jahr verdoppeln. Gleiches gilt für die Temma-Läden, Bio-Supermärkten mit angeschlossener Gastronomie.
In Kürze startet zudem ein einjähriger Test mit dem Tankstellenbetreiber Aral. In zehn Tankstellen in den Regionen Bochum, Düsseldorf und Köln sollen Rewe-To-Go-Shops entstehen. In Österreich kooperiert der Konzern bereits seit einiger Zeit mit der Aral-Mutter BP (FSE:BPE5)