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ROUNDUP: Ruf nach europäischer Ratingagentur wird lauter

Veröffentlicht am 07.12.2011, 12:19
Aktualisiert 07.12.2011, 12:20
BERLIN/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Angesichts der drohenden Herabstufung der Kreditwürdigkeit quasi der gesamten Euro-Zone durch Standard & Poor's wird der Ruf nach einer europäischen Ratingagentur wieder lauter. Die US-amerikanisch geprägten Noten-Verteiler seien in der Euro-Schuldenkrise 'nicht nur ein neutrales Fieberthermometer, sondern sie treiben das Fieber mit nach oben', sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Gerd Billen, der Nachrichtenagentur dpa. Dies führe dazu, 'dass demokratisch legitimierte Staaten von der Finanzindustrie vor sich hergetrieben werden'.

Billen forderte daher eine europäische Alternative zu den drei großen Anbietern S&P, Moody's und Fitch - eine Konkurrenz, 'die unabhängig ist und verantwortlich handelt'. Auch Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) sprach sich in der 'Bild'-Zeitung (Mittwoch) dafür aus, 2012 eine europäische Ratingagentur aufzubauen. Als Vorbild nannte er die Stiftung Warentest.

Konkret arbeitet derzeit die Unternehmensberatung Roland Berger aus eigener Initiative an einem solchen Modell, das als privat finanzierte Stiftung organisiert werden soll. 'Die Gespräche für ein Konsortium laufen', sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Als Starttermin sei Ende März 2012 angepeilt. Träger sollen nach früheren Angaben rund 30 große europäische Finanzdienstleister sein, darunter Banken, Börsen und Fondsgesellschaften.

Billen sprach sich für ein Stiftungsmodell aus, an dem etwa auch die produzierende Wirtschaft beteiligt ist. Damit könne sichergestellt werden, dass das Ziel einer solchen Organisation im Blick gehalten werde - nämlich das seriöse Bewerten von Kreditrisiken. FDP-Generalsekretär Christian Lindner sagte der 'Bild'-Zeitung: 'Mehr Transparenz und Wettbewerb bei den Agenturen sind nötig.'

S&P hatte in den vergangenen Tagen das Rating der Euroländer, darunter auch Deutschland und alle anderen Staaten mit der Bestnote 'AAA', unter verschärfte Beobachtung gestellt - damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung in den kommenden Wochen. Auch der Rettungsfonds EFSF könnte sein Top-Bonität verlieren.

Kritisiert wurde der Zeitpunkt der Mitteilung wenige Tage vor einem weiteren Gipfel zur Euro-Rettung, doch die Finanzmärkte reagierten im Gegensatz zu früheren Ankündigungen von S&P, Moody's oder Fitch unaufgeregt. S&P-Europa-Chefanalyst Moritz Kraemer sagte, entscheidend für die weitere Entwicklung der Ratings sei, dass das Treffen der Staats- und Regierungschef der EU am Donnerstag und Freitag in Brüssel 'glaubwürdige und solide Lösungen' bringe.

Die gewinnorientierten Ratingagenturen stehen seit der Finanzkrise 2008 in der Kritik, weil sie riskante Wertpapiere, in denen zum Beispiel faule Immobilienkredite gebündelt waren, teilweise mit Bestnoten bewertet hatten. In der Schuldenkrise basieren die Benotungen einzelner Länder oder Banken häufig auf schon bekannten Daten, lösen aber zum Veröffentlichungszeitpunkt an den Märkten erneute Verunsicherung aus. Zudem hatte bei S&P vor einigen Wochen eine Computerpanne für Verwirrung gesorgt.

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sieht mögliche Herabstufungen der Ratings auch für Deutschland gelassen. Er verwies bei 'Handelsblatt Online' auf Japan und die USA, die ihre S&P-Bestnote 'AAA' bereits verloren haben, ohne dass dies zu ernsthaften Problemen bei der Staatsfinanzierung geführt habe./mi/DP/jkr

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