LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Mit einem soliden Jahresstart und Zuversicht verabschiedet sich Bayer-Konzernchef (ETR:BAYN) Marijn Dekkers. "Den Ausblick für 2016 bestätigen wir", sagte Dekkers am Dienstag laut Mitteilung bei seiner letzten Quartalsbilanz für den neu geformten Gesundheits- und Agrarchemiekonzern. Zum 1. Mai übernimmt Strategiechef Werner Baumann in Leverkusen das Ruder. Dank gut laufender Pharmageschäfte legte der Gewinn in den ersten drei Monaten des Jahres überraschend deutlich zu, während sich der Umsatz nur leicht erhöhte. Am Markt konnte Bayer punkten. Bayer-Aktien setzten sich auch dank der vom US-Konkurrenten Dupont in der Nacht verbreiteten Zuversicht mit einem Kursplus von 1,78 Prozent an die Dax-Spitze.
Dekkers hatte beim Umbau des Dax-Schwergewichts zum reinen Gesundheits- und Agrarchemiekonzern zuletzt entscheidende Weichen gestellt und Bayer zum wertvollsten Dax-Konzern gemacht. Dazu gehörten der Börsengang der Kunststofftochter Covestro Anfang Oktober, eine neue Organisationsstruktur zum Jahreswechsel sowie der interne Chefwechsel. Bei Bayer dreht sich nun alles um die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze.
AUSBLICK BESTÄTIGT
Inklusive der im Oktober an die Börse gebrachten Kunststofftochter Covestro dürfte der Umsatz im laufenden Jahr auf über 47 Milliarden Euro klettern. Das entspreche einem um Währungseinflüsse und Zu- und Verkäufe bereinigten Wachstum im unteren einstelligen Prozentbereich. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten dürfte dabei etwas kräftiger zulegen. Die Steigerung dürfte im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen. Beim Ergebnis je Aktie peilt Bayer 2016 einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Ohne Covestro wäre das erwartete Umsatzplus etwas höher.
Gut laufende Geschäfte mit Pillen und Salben sorgten in den ersten drei Monaten des Jahres für Schwung. Das Ebitda vor Sonderposten schnellte um 15,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro hoch. Unter dem Strich blieben 1,51 Milliarden Euro hängen - 13,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte dank neuerer Medikamente um 0,5 Prozent auf 11,94 Milliarden Euro zu. Negative Preis- und Währungseffekte machte der Konzern durch ein deutliches Mengenwachstum wett. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie um Wechselkursschwankungen hätte das Plus 3,2 Prozent betragen. Analysten hatten im Schnitt etwas mehr Umsatz weniger Gewinn erwartet.
NEUE PHARMAMITTEL SORGEN FÜR SCHWUNG
Im Pharmageschäft punktete Bayer mit neueren Medikamenten. Der Blutverdünner Xarelto, das Augenmittel Eylea, die Krebsmittel Stivarga und Xofigo sowie das Lungenhochdruckmittel Adempas sorgten für ein kräftiges Umsatzplus. Der Erlös mit diesen Mitteln schnellte auf fast 1,2 (Vorjahr: 0,9) Milliarden Euro hoch. 2016 werden laut früheren Angaben mehr als 5 Milliarden Euro angepeilt. Zudem profitiert Bayer auch vom gut zehn Milliarden Euro schweren Kauf rezeptfreier Medikamente vom US-Konzern Merck & Co (FSE:MCC) (NYSE:MRK). Insgesamt ging der Umsatz in diesem Geschäft aber trotz höherer Preise wegen negativer Währungseffekte zurück. Auch die Wirtschaftskrise in Russland bremste.
VIEL BEWEGUNG IN BRANCHE
Im Agrarchemiegeschäft blieb das Umfeld angesichts der Wirtschaftskrise in Brasilien und des Preisdrucks wichtiger Agrargüter schwach. Nur in Nordamerika konnte Bayer dort zulegen. Abwertungen in Lateinamerika sorgten auf der Währungsseite für Druck. Auch das Geschäft zur Schädlingsbekämpfung war schwach. Die Profitabilität erhöhte sich dank höherer Preise bei gesunkenen Produktionskosten aber deutlich. Das Agrochemiegeschäft hat sich laut DZ-Bank-Experte Peter Spengler insgesamt aber überraschend gut entwickelt. Bayer habe alles in allem sehr gute Zahlen vorgelegt. Die Anfang Oktober an die Börse gebrachte Kunststoff-Tochter Covestro steigerte laut Angaben vom Montag bei einem Umsatzrückgang den Gewinn kräftig. Derzeit hält Bayer rund 64 Prozent an Covestro.
In der Branche ist viel Bewegung: Mit der bisher teuersten chinesischen Firmenübernahme im Ausland will etwa der Chemiekonzern ChemChina den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta schlucken. Der Druck erhöhte sich auch durch die geplante Mega-Fusion der US-Chemieriesen Dow Chemical und Dupont. Mit Dowdupont soll der weltgrößte Chemiekonzern noch vor dem alten Spitzenreiter BASF (ETR:BAS) aus Deutschland entstehen. Es ist die größte Firmenhochzeit in der Branche. Nach der Fusion soll der Konzern aber in drei einzelne und jeweils börsennotierte Unternehmen für Agrarchemikalien, Spezialchemikalien und Kunststoffe aufgespalten werden.
In der Nacht hatte Dupont nach einem starken Jahresstart seine Prognose erhöht. Zwar könne ein Vergleich nur begrenzt mit deutschen Agrarchemiekonzernen wie Bayer und BASF gezogen werden, sagte ein Händler. Trotzdem seien die Aussagen positiv für deren Aktien.