BRASÍLIA (dpa-AFX) - Angesichts der tiefen Rezession will Brasilien so viele neue Schulden machen wie seit rund 20 Jahren nicht mehr. Die Interimsregierung rechnet für 2016 mit einem Minus von bis zu 170,5 Milliarden Reais (42,7 Mrd Euro). Der Kongress gab dafür am Mittwoch grünes Licht. Das gibt der Regierung mehr Spielraum zur Bekämpfung der Rezession - und bewahrt sie vor rigorosen Kürzungsmaßnahmen. Es ist der erste Erfolg von Interimspräsident Michel Temer. 2015 war die Wirtschaftsleistung um 3,8 Prozent eingebrochen.
Für das laufende Jahr wird ein ähnliches Minus in der siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt erwartet. Mit Privatisierungen, etwa im Flughafenbereich, und einer Straffung des Staatsapparats sollen mittelfristig die Ausgaben deutlich gesenkt werden. Auch deutsche Unternehmen wie der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport (XETRA:FRAG) haben bereits Interesse an Investitionen bekundet. Es wäre dem Portal "Globo" zufolge das höchste Defizit seit 1997. Temer hat die wegen des Vorwurfs der Haushaltstrickserien und unerlaubten Kreditvergaben suspendierte Präsidentin Dilma Rousseff abgelöst. Die Vorwürfe gegen sie werden nun geprüft, im Herbst wird dann über eine endgültige Amtsenthebung entschieden. Große Hoffnungen liegen auf dem früheren Zentralbankchef Henrique Meirelles, der als Finanzminister an den Märkten großes Ansehen genießt. Er kündigte bereits an, dass auch das Renteneintrittsalter hochgesetzt werden könnte, um das Defizit in den Griff zu bekommen - Steuererhöhungen plant er vorerst nicht. Die Brasilianer können oft schon mit 55 Jahren bei vollen Rentenbezügen in den Ruhestand gehen.