FRANKFURT (dpa-AFX) - Die noch immer nachwirkenden Aussichten auf eine Geldflut durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben den Dax (DAX) am Montag abermals auf ein Rekordhoch getrieben. Zudem entspannte sich die Situation im Schuldenstreit mit Griechenland etwas. Am Nachmittag sorgte dann ein steigender US-Aktienmarkt für neue Dynamik.
Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 1,25 Prozent auf 10 828,01 Punkte aus dem Handel. Höher hatte das Börsenbarometer noch nie gestanden. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Gewinn auf mehr als 10 Prozent. Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Konzerne ging es zum Wochenstart um 0,52 Prozent auf 18 689,95 Punkte nach oben. Der TecDax (TecDAX) sank hingegen um 0,87 Prozent auf 1483,61 Punkte.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) rückte um 0,56 Prozent auf 3370,11 Punkte vor. Die nationalen Indizes in Paris und London stiegen ebenfalls. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow 30) stand zum europäischen Handelsende moderat höher.
'EZB-MASSNAHMEN ÜBERSTRAHLEN ALLES'
"Die Maßnahmen der EZB überstrahlen aktuell alles, auch die Sorgen um die Weltwirtschaft oder Griechenland, denn diese Geldmengen entbehren jeglicher Vorstellungskraft", sagte Portfolio-Manager Philipp Müller von der Performance IMC Vermögensverwaltung AG. Ab März will die EZB insgesamt mehr als eine Billion Euro in Staats- und Unternehmensanleihen stecken, um sich gegen Wachstums- und Inflationsschwäche zu stemmen.
In Griechenland will die neue links-rechts-Regierung derweil künftig zwar nicht mehr mit den Geldgeber-Kontrolleuren der Troika zusammenarbeiten, der neue Ministerpräsident Alexis Tsipras signalisierte allerdings Kompromissbereitschaft. Diese Woche tourt er durch Europa, um seine Vorschläge zur Lösung der griechischen Schuldenkrise zu präsentieren.
Wenig erfreuliche Daten von der Konjunkturseite fanden zum Wochenauftakt kaum Beachtung. So hatte sich die Stimmung in der chinesischen sowie in der amerikanischen Industrie (gemessen am ISM-Index) eingetrübt. Zudem hatten sich die privaten Haushalte in den USA wenig ausgabefreudig gezeigt.
LUFTHANSA-AKTIE MIT ABSTAND AM DAX-ENDE
Die Aktien der Lufthansa (XETRA:LHAG) knickten als Dax-Schlusslicht um mehr als 3 Prozent ein. Auf die Stimmung drückte der Geschäftsausblick des Konkurrenten Ryanair (FSE:RY4) (ISE:RYA) (EID:RY4). Zudem schlossen sich der Autobauer BMW (XETRA:BMWG) und der Zulieferer Continental (XETRA:CONG) der Milliardenklage der Deutschen Bahn wegen eines Luftfracht-Kartells an, an dem auch die Lufthansa beteiligt gewesen war. Sorgen über neue Streiks in der deutschen Luftfahrtindustrie griffen ebenfalls wieder um sich.
Gute Laune hingegen bei den Anteilseignern von Lanxess (XETRA:LXSG): Die Aktien des Chemiekonzerns setzten ihren jüngsten Aufwärtstrend mit einem Plus von 2,60 Prozent fort. Im MDax verteuerten sich die Papiere der Metro (XETRA:MEOG) um 2,45 Prozent. Der schwache Rubel belastet das operative Ergebnis des Handelskonzerns möglicherweise mit rund 200 Millionen Euro, wie Konzernchef Olaf Koch in einem Gespräch mit der "Wirtschaftswoche" sagte. Zugleich aber laufen die Geschäfte offenbar gut. Rückgänge seien nicht zu spüren.
AKTIEN VON KUKA UND NEMETSCHEK AUF REKORDHOCHS
Die Aktien des Roboterbauers Kuka (XETRA:KU2G) stiegen bis auf 63,99, den höchsten bisher erreichten Kurs. Auslöser war ein Bericht der "Welt am Sonntag" über den zunehmenden Einsatz intelligenter Roboter beim Autobauer Volkswagen (XETRA:VOW3) (VW) (XETRA:VOW3) (XETRA:VOWG). Das sorgte laut einem Händler bei Kuka-Aktien für Fantasie, weil der Roboterbauer vielleicht mit neuen Aufträgen rechnen könne. Zum Xetra-Schluss notierten die Kuka-Papiere 1,80 Prozent im Plus bei 61,10 Euro.
Die Nemetschek-Aktien (ETR:NEM) sprangen im TecDax vorübergehend auf ein Rekordhoch bei 99,46 Euro. Am Ende blieb ein Plus von knapp 7 Prozent auf 99,00 Euro übrig. Der Spezialist für Architektur- und Bauplanungssoftware wachst weiter kräftig und hatte im abgelaufenen Jahr die eigenen Ziele beim Umsatz und der operativen Ergebnismarge übertroffen. Die Papiere von Aixtron (ETR:AIXA) finden hingegen derzeit einfach keinen Halt. Sie sackten um mehr als 9 Prozent ab.