MANNHEIM (dpa-AFX) - Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich erneut aufgehellt. Wegen der Geldschwemme der EZB, einer Rekordjagd am Aktienmarkt, einem günstigen Eurokurs und billigem Rohöl legten die Umfragewerte des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) weiter zu. Im März sei der Indikator für die Konjunkturerwartungen um 1,8 Punkte auf 54,8 Zähler gestiegen, teilte das ZEW am Dienstag in Mannheim mit. Dies ist der fünfte Anstieg in Folge und der höchste Stand seit Februar 2014.
Bankvolkswirte hatten bei den Konjunkturerwartungen allerdings mit einem stärkeren Anstieg auf 59,4 Punkte gerechnet. Deutlich besser fielen hingegen die Umfragewerte bei der Beurteilung der aktuellen Lage aus. Hier verbesserte sich der entsprechende ZEW-Indikator stark um 9,6 Zähler auf 55,1 Punkte. Dieser Umfragewert lag deutlich über den Markterwartungen.
ZEW-CHEF: 'KONJUNKTURERWARTUNGEN AUF HOHEM NIVEAU'
"Die Konjunkturerwartungen für Deutschland bewegen sich weiter auf einem hohen Niveau", kommentierte ZEW-Chef Clemens Fuest. Allerdings hätten sich die Krise in der Ukraine und der Schuldenstreit mit Griechenland "dämpfend auf die Erwartungen ausgewirkt".
Generell sehe es aber immer besser aus für die deutsche Konjunktur, kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank aus Liechtenstein, Thomas Gitzel. Der Schuldenstreit mit Griechenland und die Gefahr eines möglichen Austritts der Griechen aus der Eurozone ("Grexit") scheint seiner Einschätzung nach unter den befragten Analysten kaum noch Schrecken zu verbreiten. "Die Konjunkturskepsis der vergangenen Monate wird in kleinen Schritten zur Seite geschoben", sagte Gitzel.
EXPERTE: FRÜHLINGSGEFÜHLE IN DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT
Ähnlich äußerte sich auch der Chefvolkswirt der ING-Diba, Carsten Brzeski. Seiner Einschätzung nach signalisieren die ZEW-Daten "Frühlingsgefühle" in der deutschen Wirtschaft, die mittlerweile alle Wachstumssorgen hinter sich gelassen habe. Experte Ulrich Wortberg von der Helaba sieht außerdem eine "positive Indikation" für das Ifo-Geschäftsklima, das in der kommenden Woche veröffentlicht wird.
Eine kräftige Stimmungsaufhellung meldete das ZEW-Institut bei den Umfragewerten zur Eurozone. Hier verbesserten sich die Konjunkturerwartungen im März um 9,7 Punkte auf 62,4 Zähler. Bei der Einschätzung der aktuellen Lage im Währungsraum stieg der Indexwert um 11,8 Punkte auf minus 36,6 Zähler.
An der Frankfurter Börse reagierten Anleger jedoch enttäuscht auf die ZEW-Daten. Der Dax (DAX) weitete seine Verluste moderat auf etwa ein Prozent aus. Der Index hielt sich aber weiter über der Marke von 12 000 Punkten. Am Devisenmarkt reagierte der Euro (FX1:EURUS) kaum auf die Daten.