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Wirtschaft schrumpft erstmals seit 2015 - "Keine Rezession"

Veröffentlicht am 14.11.2018, 16:29
© Reuters. Workers are silhouetted on amongst scaffold at Potsdamer Platz square in Berlin
CRDI
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- von Rene Wagner

Berlin (Reuters) - Probleme in der Autoindustrie haben die deutsche Wirtschaft im Sommerquartal erstmals seit dreieinhalb Jahren schrumpfen lassen.

Durch den Zulassungsstau infolge der Umstellung auf den neuen Abgasprüfzyklus sank das Bruttoinlandsprodukt von Juli bis September um 0,2 Prozent zum Vorquartal. Das war der erste Rückgang seit Anfang 2015 und zugleich der stärkste seit fünfeinhalb Jahren, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Eine Rezession erwarten aber weder Bundesregierung noch Ökonomen. "Ausschläge der Zahlen nach oben und unten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen: Der Aufschwung in Deutschland und im Euro-Raum bleibt intakt", zeigte sich Bundesbank-Chef Jens Weidmann optimistisch. Wachstumsraten wie in den ersten beiden Quartalen mit Plus 0,4 und 0,5 Prozent erwarten die meisten Analysten angesichts der schwächelnden Weltkonjunktur aber vorerst nicht.

Experten machen einhellig die Autoindustrie für das schwache Abschneiden verantwortlich. "Die verbindliche Umstellung auf den neuen Prüfzyklus hat einen Zulassungsstau ausgelöst", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. "Die Industrie konzentrierte ihre Produktion auf die bereits zugelassenen Typen und die privaten Haushalte im In- und Ausland warteten mit ihren Käufen ab." Die Folge: Trotz Rekordbeschäftigung und steigender Löhne gaben die Verbraucher dadurch weniger für den Konsum aus, während zugleich die Exporte schrumpften. Die Probleme der Autobranche hätten die Wirtschaftsleistung um bis zu 0,4 Prozentpunkte gedämpft.

"KEIN KONJUNKTUR-, SONDERN EIN AUTOPROBLEM"

"Der Rückgang ist ein Ausrutscher und nicht der Beginn einer Rezession", sagte deshalb der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit (MI:CRDI), Andreas Rees. "Bereits im vierten Quartal wird die deutsche Wirtschaft wieder stark zulegen." DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle sieht das ähnlich: "Deutschland hat kein Konjunkturproblem, sondern ein Automobilproblem". Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier rechnet nicht mit einer Rezession, von der bei zwei aufeinanderfolgenden Minus-Quartalen gesprochen wird. Er gehe davon aus, dass es am Jahresende wieder günstiger aussehen werde, sich die Entwicklung "normalisiert" und der Aufschwung weitergehe.

© Reuters. Workers are silhouetted on amongst scaffold at Potsdamer Platz square in Berlin

Ein Garant dafür dürfte der anhaltende Bauboom sein. Bereits in den Sommermonaten wurde erneut mehr in Bauten investiert, ebenso in Ausrüstungen wie Maschinen. Das verhinderte einen größeren Rückgang der Wirtschaftsleistung. Der Staatskonsum legte leicht zu. Allerdings konnte auch das nicht verhindern, dass Deutschland diesmal hinter der Euro-Zone herhinkte. In der Währungsunion wuchs die Wirtschaft im Sommer um 0,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat eine frühere Schätzung bestätigte. "Noch ist die Wachstums-Show nicht beendet, fortan werden jedoch kleinere Brötchen gebacken", sagte der Chefökonom vom Bankhaus Lampe, Alexander Krüger, dazu. "Soll die Konjunktur schneller laufen, bedarf es neuer Wachstumsimpulse." Ohnehin wäre das Plus ohne das Doping niedriger Zinsen der Europäischen Zentralbank niedriger ausgefallen.

Größere Sprünge sehen Analysten auch für Deutschland vorerst nicht. Im Gegenteil: Derzeit ballen sich die Risiken - vom anstehenden EU-Abschied Großbritanniens über den Handelskonflikt zwischen den weltgrößten Volkswirtschaft USA und China bis hin zur Krise in einigen Schwellenländern wie der Türkei. "Die Investitionsdynamik in den Firmen bleibt hinter früheren Aufschwüngen zurück – verständlich angesichts der zahlreichen Unwägbarkeiten im internationalen Umfeld", warnt etwa der Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW, Jörg Zeuner.

Die Wirtschaftsweisen senkten auch wegen des schwachen Sommerquartals ihre Prognose für das Wachstum in diesem Jahr auf 1,6 Prozent. 2019 soll es sogar nur zu 1,5 Prozent reichen. Das Expertengremium ist damit pessimistischer als die Bundesregierung, die für beide Jahre 1,8 Prozent voraussagt.

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