Investing.com - Die globalen Finanzmärkte werden in der kommenden Woche vor allem den neuen Federal Reserve Vorsitzenden Jerome Powell im Visier haben, als dieser seinen ersten wichtigen Auftritt als Zentralbankchef absolvieren wird, wenn er vor Ausschüssen des US-Kongresses Stellung nimmt.
Weiterhin kommt aus den USA ein Report zu den Privateinkommen und -ausgaben, die auch die Inflation der Verbraucherpreise beinhalten, welche das von der Fed bevorzugte Maß für die Inflation ist und daher ebenfalls auf der Agenda stehen dürften.
In Europa werden die Investoren die monatlichen Inflationsdaten aus der Eurozone abwarten, um besser abschätzen zu können, wie schnell die Europäische Zentralbank ihr massives Anleihekaufprogramm abwickeln wird.
In Großbritannien dürften sich die Händler vor allem auf zwei Berichte zur Lage im produzierenden Gewerbe und in der Bauwirtschaft konzentrieren, die weitere Aufschlüsse auf die konjunkturelle Lage liefern könnten und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank von England in diesem Jahr die Zinssätze anheben wird.
Ansonsten gibt es aus China Daten von der Industrieproduktion, angesichts jüngster Anzeichen, dass die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt weiter robust ist.
Vor der anstehenden Woche hat Investing.com eine Liste der fünf wichtigsten Wirtschaftsereignisse zusammenstellt, die höchstwahrscheinlich die Märkte bewegen werden.
1. Fed-Vorsitzender Powell nimmt Stellung
Der Federal Reserve Vorsitzende Jerome Powell wird vor Ausschüssen beider Häuser des US-Kongresses seine halbjährliche Stellungsnahme zur Geldpolitik abgeben.
Powell soll am Dienstag um 16:00 MEZ vor dem Bankenausschuss des Senats aussagen. Am Donnerstag wird er dann vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses zur gleichen Uhrzeit auftreten.
Der Text seiner Aussagen wird 90 Minuten vor dem Beginn der Rede öffentlich gemacht.
Powells Kommentare dürften genau verfolgt und auf jegliche neue Einsichten analysiert werden, wie er den jüngsten Anstieg der Inflation einschätzt und wie dieser den derzeitigen Zinsfahrplan beeinflussen könnte. Die Investoren werden zudem nach Kommentaren aus den Märkten selbst Ausschau halten, im Licht des jüngsten Aufflackerns der Volatilität.
Das letzte Protokoll vom Offenmarktausschuss der Fed aus der vergangenen Woche hat Spekulationen befeuert, dass die US-Notenbank die Zinsen schneller als derzeit erwartet anheben könnte.
In der Tat haben viele Ökonomen begonnen, vier Zinserhöhungen für dieses Jahr einzuplanen, mehr als die drei, die die Fed derzeit vorhersagt, nachdem in jüngster Zeit eine Reihe von US-Inflationsdaten stärker als erwartet ausgefallen waren.
Die US-Notenbank wird ihre nächste Sitzung zur Geldpolitik vom 20. bis 21. März abhalten. Die Zinsfutures preisen jetzt eine 80 prozentige Chance auf eine Zinserhöhung bei dieser Sitzung ein, so das Fed Rate Monitor Instrument von Investing.com.
2. US-Verbraucherpreisinflation
Das US-Handelsministerium wird am Donnerstag um 14:30 MEZ Daten zu den Privateinkommen und -ausgaben für Januar herausgeben, zu denen auch die privaten Konsumausgaben (personal consumption expenditures PCE) gehören, die das bevorzugte Maß der Fed für die Inflation sind.
Die Konsensusschätzung für den Report sagt, dass dieser einen Anstieg des PCE-Preisindexes von 0,3% im vergangenen Monat zeigen wird, nachdem er im Vormonat noch um 0,2% gestiegen war. Im Vergleich zum Vorjahr soll der Anstieg bei 1,5%, was keine Veränderung gegenüber Dezember wäre.
Die Federal Reserve benutzt den Index als eine Entscheidungshilfe um zu ermitteln, ob sie die Zinsen anheben oder senken sollte, mit dem Ziel die Inflation auf oder unter 2% zu halten.
Auf dem Kalender dieser Woche steht auch die zweite BIP-Schätzung für das vierten Quartal, die am Mittwoch erscheinen wird und für die mit einer kleineren Korrektur nach unten von 2,6% auf 2,5% gerechnet wird.
Der ISM-Index zum produzierenden Gewerbe, das Verbrauchervertrauen vom Conference Board, Umsätze mit neugebauten Wohnungen, sich in Schwebe befindliche Immobiliengeschäfte und die monatlichen Automobilverkäufe stehen außerdem auf dem Programm.
Unterdessen gibt es an der Wallstreet in der kommenden Woche Ergebnisse von Einzelhandelsketten wie Macy's (NYSE:M), Nordstrom (NYSE:JWN), Kohl’s (NYSE:KSS) und JC Penney (NYSE:JCP), die die letzte große Welle an Ergebnissen zum vierten Quartal bestimmen werden.
Außerdem dürften auch Nachrichten aus der US-Hauptstadt Washington die Investoren in Atem halten werden, als die Ermittlungen in Präsident Donald Trumps Beziehungen zu Russland weiterlaufen.
3. Vorläufige Inflationsdaten aus der Eurozone
In der Eurozone erscheinen am Mittwoch um 11:00 MEZ die vorläufigen Inflationsdaten vom Februar, die, wenn sie stark ausfallen, die Europäische Zentralbank einen Schritt näher an die Beendigung ihres massiven Stimulusprogramms heran bringen könnte.
Die Konsensusprogrognose ist, dass der Report einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,2% zeigen wird, etwas weniger als die 1,3% im Januar, was hinter dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2% oder knapp darunter zurück bleibt.
Vielleicht wichtiger ist der Wert der Kerninflation, der volatile Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt, die sich den Vorhersagen nach auf 1,0% halten soll, unverändert gegenüber dem Vormonat.
Aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien werden über die Woche hin ihre eigenen Inflationsdaten vorlegen.
Der Präsident der Europäische Zentralbank Mario Draghi nimmt am Montag um 15:00 MEZ vor dem Ausschuss für Wirtschafts- und Währungsfragen des Europäischen Parlaments in Brüssel zur Geldpolitik und dem Inflationsausblick Stellung.
Seine Sicht auf die Anzeichen steigender Inflation, sowie jegliche Hinweise, wie schnell die Bank damit beginnen könnte, ihre massiven Programm der quantitativen Lockerung zu beenden, wird von Bedeutung sein.
Das Protokoll der letzten EZB-Sitzung aus der vergangenen Woche hat offengelegt, dass die EZB-Ratsmitglieder sogar eine unwesentliche Änderung der geldpolitischen Botschaft der Bank ablehnten und argumentierten, dass es angesichts der schwachen Inflationswerte verfrüht sei, eine Normalisierung der Geldpolitik zu signalisieren.
Trotz dieser Bemerkungen bleiben die Marktteilnehmer davon überzeugt, dass die Politik des lockeren Geldes in der Region eher früher als später zu Ende gehen wird.
Die Zentralbank hatte ihre monatlichen Anleihekäufe im Oktober von 60 Mrd Euro auf 30 Mrd Euro gesenkt, aber das Programm bis Ende September 2018 verlängert und das mit dem geringen Preisdruck gerechtfertigt.
Die nächste EZB-Sitzung kommen am 8. März.
4. Britische Einkaufsmanagerindizes
In Großbritannien kommt am Donnerstag um 10:30 MEZ der Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe im Februar heraus, dem am Freitag von einem Bericht aus der Bauwirtschaft folgt.
Der Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe soll den Vorhersagen nach auf 55,0 nach 55,3 im Vormonat nachgeben, während es in der Bauwirtschaft zu einem leichten Anstieg von 50,2 auf 50,7 kommen soll.
Dann gibt es am Freitag noch eine Rede der britischen Premierministerin Theresa May über die Beziehungen Großbritanniens mit der Europäischen Union nach Vollzug des Brexit, als die Entwicklungen rund um den Austritt des Königreichs weiter im Zentrum stehen.
Während die britische Wirtschaft in der globalen Erholung ein Nachzügler ist, hat sie sich besser gehalten, als es die düsteren Vorhersagen in 2016 während der Abstimmung zum Austritt aus der EU hätten vermuten lassen.
Die Bank von England hat die Zinsen in diesem Monat unverändert gelassen aber signalisiert, dass sie diese eher früher als später und stärker als vor einigen Monaten gedacht anheben wird, als sie versucht, die Inflation unter Kontrolle zu halten.
5. Chinesischer Einkaufsmanagerindex zur Industrieproduktion
Der chinesischer Verband für Logistik und Einkauf wird am Mittwoch um 02:00 MEZ Daten zur Lage im produzierenden Gewerbe im Februar herausgeben, wobei mit einer kleineren Beschleunigung auf 51,4 gerechnet wird, nachdem der Index im Januar auf 51,3 hereingekommen war.
Der Caixin-Index zur erzeugenden Industrie, bei dem vor allem kleinere und mittlere Unternehmen befragt werden, kommt dann am Donnerstag um 02:45 MEZ. Es wird mit einer Abnahme um 0,2 Punkte auf 51,3 von 51,5 gerechnet.
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) wird als guter Indikator für das wirtschaftliche Umfeld angesehen und wird von einigen Analysten sogar den BIP-Daten vorgezogen, das von Saisoneffekten beeinflusst sein kann und daher anfällig für Revisionen ist.
Ein Wert über 50,0 signalisiert Wachstum, einer darunter deutet auf eine Schrumpfung des Sektors hin.
Die chinesische Wirtschaft wuchs im vierten Quartal um 6,8% gegenüber dem Vorjahr, wozu eine Erholung in der Industrie, ein robuster Immobilienmarkt und ein starkes Exportwachstum geholfen haben.
Bleiben Sie auf dem Laufenden über die Wirtschaft in dieser Woche und schauen Sie bei http://www.investing.com/economic-calendar/ vorbei.