FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat in der neuen Woche Analysten zufolge noch Luft nach oben. "Die Stimmung hat gedreht - es geht voran", schrieb Expertin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Inzwischen habe sich der Leitindex Dax (DAX) oberhalb der Marke von 10 000 Punkten festgesetzt. Auch wenn die Kurse am Freitag etwas geschwächelt hätten, scheine dem Dax inzwischen die Wende gelungen zu sein.
Der Stimmungsumschwung ist umso erstaunlicher, als die Anleger den verpatzten Jahresstart des Dax noch in schlechter Erinnerung haben. Der starke Kursrutsch war einhergegangen mit einem Verfall der Rohstoffpreise, der bei Investoren Sorgen um den Zustand der Weltwirtschaft geweckt hatte. Doch mittlerweile steigen die Notierungen für Rohöl, Eisenerz & Co wieder. Nach Einschätzung der WGZ Bank-Analysten muss im Umkehrschluss gefolgert werden, dass das Vertrauen der Anleger in den letzten Wochen wieder sukzessive zugenommen habe.
FED-LEITZINSENTSCHEIDUNG
Dagegen würden Problemfelder am Markt derzeit ausgeblendet. Als mögliche Gefahren nannten die WGZ-Analysten die sinkenden Gewinne von US-Unternehmen und das zunehmende politische Risiko vor allem innerhalb der Europäischen Union mit der nahenden Abstimmung über einen EU-Austritt Großbritanniens ("Brexit") am 23. Juni.
Doch aktuell freuen sich die Anleger unter anderem über Rückenwind von den Notenbanken. So hält sich die Europäische Zentralbank auch nach der jüngsten Verschärfung ihres Anti-Krisen-Kurses die Tür für weitere Schritte zur Stützung der Wirtschaft offen. Zudem ist es laut Helaba-Analystin Windt längst ausgemachte Sache, dass die US-Notenbank (Fed) am Mittwoch den Leitzins nicht erhöhen wird. Die Fed reagiere mit ihrer behutsamen Geldpolitik unter anderem auf das schwache Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn.
IFO-GESCHÄFTSKLIMA
Außerdem könnten auch gute Konjunkturdaten aus der Eurozone für Kursgewinne beim Dax sorgen. So dürften Windt zufolge am Freitag Daten zum Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone positiv überraschen. Auch der erwartete, leichte Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag würde den jüngsten Anstieg des Leitindexes untermauern.
Unter den Experten gibt es aber auch mahnende Stimmen. Laut Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research etwa zeigen jüngste, eher enttäuschende Geschäftszahlen von Konzernen wie Daimler (XETRA:DAIGn), dass manche Unternehmen reichlich Vorschuss bekamen, mit dem ihre Ergebnisse nicht mithalten können.
DEUTSCHE BANK-BILANZ
Im Verlauf der Woche könnte sich erweisen, ob die Skepsis berechtigt ist. Die Berichtssaison gewinnt immer weiter an Fahrt. Den Anfang macht am Dienstag unter den Dax-Unternehmen der Chemie- und Pharmakonzern Bayer (ETR:BAYN). Zur Wochenmitte folgen dann die Deutsche Börse (XETRA:DB1Gn) und aus dem Index der mittelgroßen Werte der Lichtspezialist Osram (XETRA:OSRn).
Noch dichter gedrängt ist das Programm am Donnerstag. Dabei dürfte vor allem die Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) mit ihren Quartalszahlen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
3 DAX-WERTE AM FREITAG
Ebenfalls am Donnerstag legen einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe ihre Zahlen vor. Beispiele sind Wacker Chemie (XETRA:WCHG), der Flugzeugbauer Airbus (XETRA:AIRG) (PSE:PAIR), der Triebwerkshersteller MTU (XETRA:MTX) und die Mobilfunkgesellschaft Telefonica Deutschland (XETRA:O2Dn).
Am Freitag schließlich stehen mit dem Chemiekonzern BASF (ETR:BAS), dem Autozulieferer Continental (XETRA:CONG) und dem Industriegase-Hersteller Linde (XETRA:LING) gleich drei Dax-Unternehmen auf der Agenda. Hinzu kommt der Schmierstoff-Hersteller Fuchs Petrolub (ETR:FPE3).