NEW YORK (dpa-AFX) - Am US-Aktienmarkt dürften sich nach mehreren verlustreichen Tagen wieder Schnäppchenjäger in Stellung bringen. Trotz der allgemein düsteren Aussichten deuteten sich am Dienstag Gewinne für die wichtigsten US-Börsen (ETR:SXR4) an. In den vergangenen Wochen hatten steigende Zinsen und die Sorge vor einem Konjunktureinbruch auf den Kursen gelastet.
Etwa eineinhalb Stunden vor Handelsbeginn taxierte der Broker IG den technologielastigen Index Nasdaq 100 1,7 Prozent höher bei 11 443,80 Punkten. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial dürfte demnach bei 29 613,70 Zählern liegen und damit 1,2 Prozent höher als am Vortag.
Eine erste Erholung werten Börsianer allerdings noch nicht als Signal einer Wende. Mit ihren raschen Zinsschritten schürten Notenbanker weltweit die Sorge vor einer Rezession, schrieb Christian Henke von IG Markets. "Vor allem befürchten die Anleger eine harte Landung der US-Wirtschaft", so der Experte, der auch eine Stagflation nicht ausschließt. Von einer Stagflation sprechen Experten, wenn die Teuerung hoch ist und die Wirtschaft nicht wächst. Dass zusammen mit den Aktienkursen auch Anleihen und Rohstoffe fielen, spreche für dieses Szenario, analysierte Henke.
Die Wachstumssorgen wurden am Montag noch befeuert, nachdem sich US-Notenbanker zur restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed bekannten. Susan Collins, der Präsidentin der regionalen Notenbank von Boston, forderte eine zusätzliche Straffung der Geldpolitik, um die hohe Inflation einzudämmen. Sie warnte davor, dass der Prozess zu Arbeitsplatzverlusten führen könne. Laut Raphael Bostic, Präsident der Fed von Atlanta, hat die Notenbank dabei noch einen weiten Weg vor sich.
Im Handelsverlauf dürfte die Anleger noch auf eine Rede des obersten US-Währungshüters Jerome Powell blicken. Zudem könnten Daten zum Auftragseingang langlebiger Güter Aufschluss über die Stimmung in den Unternehmen geben.
Dass Anleger vor diesem Hintergrund einen Bogen um Aktien machen sollten, bestätigten auch zwei Größen aus der US-Finanzbranche. Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) und der Investor Blackrock warnten, dass eine Rezession noch nicht am Aktienmarkt eingepreist sei. Schmerzhafte Korrekturen stünden also noch bevor, weshalb Aktien kurzfristig nicht das Mittel der Wahl seien.
Unter den Branchen dürften am Dienstag Tech-Aktien (NYSE:XLK) in den Fokus rücken. Sie sanken bereits am Montag weniger stark als der Gesamtmarkt, nachdem die Experten der US-Bank JPMorgan in einer Studie von einem günstigen Einstiegspunkt für Anleger sprachen.