MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Gewinnmargen der Autobauer könnten sich nach Einschätzung der Unternehmensberatung Bain in den kommenden zwei Jahren halbieren. Grund seien steigende Kosten, eine rückläufige Nachfrage und sinkende Preise. "Insbesondere Volumenhersteller werden darunter leiden, dass sich ihre Kundschaft konjunkturbedingt mit Neuwagenkäufen zurückhalten wird", sagte Bain-Branchenexperte Klaus Stricker am Dienstag.
Den Autoherstellern seien zuletzt durchschnittlich 8,5 Prozent vom Umsatz als Gewinn vor Steuern und Zinsen verblieben - eine Ergebnismarge auf Rekordniveau. Weil Halbleiter und andere Teile fehlten, hatten sich die Hersteller auf profitablere Modelle fokussiert und höhere Preise durchgesetzt. Aber jetzt werde die Versorgung mit Halbleitern besser, die Wirtschaftslage dagegen schlechter: "In der Folge setzt ein Verdrängungswettbewerb ein, und die hohen Preise werden aufgrund von verkaufsfördernden Maßnahmen wieder sinken, während die Kosten inflationsbedingt zunehmen."
Für Autobauer begännen härtere Zeiten: "Gemessen am zuletzt erreichten Rekordniveau könnten sich die durchschnittlichen Margen der Autobauer faktisch halbieren", sagte Stricker. Die Berater rechnen in den kommenden zwei Jahren mit Ebit-Margen von durchschnittlich 4 bis 6 Prozent.
Zulieferer hätten schon seit zwei Jahren mit rückläufiger Profitabilität zu kämpfen. Aufgrund hoher Material- und Energiekosten sei ihre Marge in den ersten drei Quartalen 2022 durchschnittlich auf 4,5 Prozent gesunken. Dabei habe sie vor der Corona-Pandemie mit 5 bis 8 Prozent jahrelang 1 bis 2 Prozentpunkte über der Marge der Hersteller gelegen.
"Die Autobauer werden nur gemeinsam mit leistungsfähigen Lieferanten ihre Ziele erreichen", sagte Bain-Partner Dominik Foucar. "Sie müssen mehr denn je darauf achten, dass sie ihre Partner nicht überfordern, sonst werden sie bereits in Kürze systemkritische Zulieferer unterstützen müssen."
Die Autobauer sollten versuchen, "die Kundschaft an die höheren Preise für Elektromobilität heranzuführen", Produktionskapazitäten eher knapp zu halten, nicht monetarisierbare Angebote und Funktionen zu streichen und Spezifikationen zu verringern. Noch seien die Autobauer zum Teil stark abhängig von einzelnen Absatzmärkten, Lieferanten und Systempartnern: Mehr Standbeine wären besser.