FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Stimmungsumschwung an den Börsen wirkt sich auch positiv auf den Handel mit Exchange Traded Funds (ETF) aus. Anleger*innen zeigen großes Interesse an den Produkten und greifen sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen und Krypto-Assets zu.
07. November 2023. Nach den zuletzt eher umsatzschwachen Monaten zeigt sich an der Börse Frankfurt eine spürbare Belegung des ETF-Handels. Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN) berichtet von einer "sehr aktiven Woche" mit deutlich erhöhten Umsätzen und einem klaren Käuferüberhang (>60 Prozent). Im Bereich der Market Maker ist das Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen normalerweise ausgeglichen, weshalb er die aktuelle Lage auch als "außergewöhnlich" beschreibt. Ähnlich sieht es bei der Baader Bank aus, wo Holger Heinrich bei anziehenden Umsätzen sogar doppelt so viele Käufe wie Verkäufe verzeichnet.
Wachstumswerte gesucht
Auch bei der ICF Bank hat der Stimmungsumschwung "Umsatz gebracht", wie Jan Duisberg konstatiert. Im Fokus stehen hier auf der Aktienseite vor allem ETFs auf den Nasdaq 100, allen voran von Invesco (3:EQQQ) und mit Hebeleffekt von WisdomTree (6:QQQ3). Reges Interesse besteht zudem an dem Deka STOXX Europe Strong Growth 20 (4:ETFSG2P), über den Investoren laut Duisberg "in der Wachstumsecke" aktiv sind. "Immer ganz schöne Umsätze" gibt es auch bei dem Invesco MSCI World (3:MXWO).
In den Büchern der Baader Bank finden sich bei den globalen ETFs vor allem ESG Lösungen wie der JPM (NYSE:JPM) Climate Change Solutions (3:T3MP) oder der UBS MSCI World Socially Responsible (4:4UB1). Zudem setzt die Kundschaft ihren Schwerpunkt auf die während der Korrektur besonders stark gefallen Nebenwerte. Heinrich berichtet von starkem Interesse an dem HSBC (LON:HSBA) MSCI World Small Cap ESG (3:HWSC).
USA-ETFs im Fokus
Bei der Société Générale gibt es große Nachfrage nach den großen US-Indizes. Als Beispiele nennt Mohr die ETFs auf den S&P 500 von Vanguard (3:VUSA) und HSBC (3:HSPX). Wie zum Monatsanfang üblich herrscht zudem reger Handel bei Produkten auf den über Retail-Sparpläne verstärkt abgedeckten MSCI World. Hier nennt der Händler ETFs von iShares (3:IWDA) und Amundi (3:WLDD).
Während beim iShares Core DAX (4:GDAXIEX) das Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen bei der Société Générale nahezu ausgeglichen ist, sind mit Blick auf Europa bei dem L&G Europe ESG (3:RIEU) "mehr Abgaben" zu sehen. Für die Baader Bank hingegen berichtet Heinrich von starkem Interesse an europäischen ETFs wie dem BNP Paribas (ETR:BNPP) Easy STOXX Europe 600 (4:ETSZ), dem Deka MSCI EMU Climate Change ESG (4:D6RS) oder dem Lyxor MSCI EMU Small Cap (6:MSSM).
Tech und Energie statt Zykliker
Bei den Branchen-ETFs sieht Mohr vor allem bei Technologie und Energie einen "klaren Kaufüberhang". Im Tech-Segment wird neben dem iShares S&P 500 IT Sector (4:QDVE) besonders der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (5:XAIX) nachgefragt. Und das schon eine ganze Weile lang. "Hier gab es in den letzten Wochen immer wieder Käufe", erklärt Mohr. Im Energie-Sektor werden vor allem der Amundi STOXX Europe 600 Energy ESG (9:ENRGA) und der iShares MSCI World Energy Sector (7:WENS) geordert. "Kräftig verkauft" wird hingegen der Xtrackers MSCI World Industrials (4:XDWI), was mit den zuletzt nicht so berauschenden Quartalszahlen vieler Zykliker (NYSE:XLY) und den verhaltenen Konjunkturaussichten zu tun haben könnte.
Käufe bei Kryptos und Kurzläufern
Auch die im Bereich der Krypto-Assets zuletzt recht deutlich gestiegenen Notierungen haben das Interesse der Anleger*innen geweckt. Laut Duisberg ist in diesem Segment wieder "ein bisschen Musik und Vertrauen reingekommen", wenngleich die Umsätze noch lange nicht das Niveau erreicht haben, das es zu den Boomphasen der Kryptos gab. Gefragt sind vor allem klassische Tracker. Neben dem VanEck Bitcoin ETN (0:0P0001L7B6) wurde über den VanEck Solana ETN (4:VS0L) und den 21Shares Ripple XRP ETP (5:AXRP) auch auf etwas exotischere Kryptowährungen gesetzt. "Die Flut hebt alle Boote", so Duisberg, der zudem beobachtet, dass hier die Trader vor allem auf kurzfristige Bewegungen spekulieren.
Im zuletzt schon deutlich belebten Handel mit Anleihen-ETFs stehen weiterhin die Kurzläufer im Fokus. In die als Festgeld-Ersatz dienenden Produkte wie den Xtrackers Overnight Rate (4:XEON) oder den Amundi EUR Overnight Return (9:LYXEUC) wird laut Mohr seit Monaten schon "Geld ohne Ende reingespült". Passend zur immer noch inversen Zinskurve sieht er daneben auch Nachfrage nach dem Lyxor Euro Government Bond 1-3Y (4:LYQ2), der Anleihen mit maximal drei Jahren Restlaufzeit beinhaltet.
Von Thomas Koch, 7. November 2023 © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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