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Börse Frankfurt-News: Immer neue Renditehochs (Anleihen)

Veröffentlicht am 21.10.2022, 16:24
© Reuters.
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FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der höchste Stand seit 2011 oder sogar seit 2007: Die Renditen deutscher und anderer Staatsanleihen klettern auf Mehrjahreshochs. Das macht sie auch für die Anlage wieder interessanter. Anleihen solider Unternehmen winken ebenfalls mit attraktiven Renditen.

21. Oktober 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Talfahrt am Anleihemarkt setzt sich fort, im Gegenzug steigen die Renditen auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren. "Nach einer Phase der Beruhigung und verstärkter Zuversicht ist an den Märkten wieder Ernüchterung eingekehrt", erklärt Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen dominierten wieder das Handelsgeschehen. "Die schwierigen Märkte gehen weiter", bemerkt Rentenhändler Tim Oechsner von der Steubing AG.

Zehnjährige Bundesanleihen werfen aktuell 2,46 Prozent ab, in der Spitze waren es 2,49 Prozent - so viel wie zuletzt 2011. Die Rendite zweijähriger Bundesanleihen erreichte mit über 2 Prozent sogar den höchsten Stand seit 2008. Unterdessen hat sich die Rendite zehnjähriger US-Treasuries bei über 4 Prozent festgesetzt, aktuell sind es 4,26 Prozent.

"Wir sehen wieder Kunden, die Staatsanleihen kaufen, auch Bundesanleihen", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. Viele Käufe meldet er auch für eine ungarische Staatsanleihe in US-Dollar (6:US445545AF3=MI). Die läuft bis 2041 und bietet einen Kupon von 7,625 Prozent, beim aktuellen Kurs ergibt sich eine Rendite von 8,16 Prozent. Wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank feststellt, trennen sich Anlegerinnen und Anleger hingegen von spanischen Staatsanleihen, etwa der bis 2029 laufenden mit Kupon von 0,6 Prozent (6:ES0000012F4=MI) und der bis 2026 laufenden mit 1,3 Prozent (6:ES00000128H=MI).

EZB-Sitzung: "Jumbo"-Schritt erwartet

Am kommenden Donnerstag steht die nächste EZB-Sitzung an. Am Markt wird überwiegend davon ausgegangen, dass die Notenbanker die Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben werden - "Jumbo"-Schritt wird das genannt. "Ein solcher Zinsschritt ist allerdings in den Geldmarkt-Forwards eingepreist und dürfte niemanden überraschen", bemerkt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank (ETR:CBKG). "Entscheidender könnten Ankündigungen zur Veränderung der TLTRO-Konditionen werden, zu denen sich Banken große Mengen an Geld von der EZB geliehen haben."

Neuemissionen von deutschen Staatsanleihen stoßen übrigens derzeit auf wenig Gegenliebe, wie Brunner erklärt: "Bei der Auktion einer siebenjährigen Anleihe herrschte Flaute, die Gebote waren so niedrig wie noch nie." Im Raum schwebe immer noch die Emission neuer EU-Anleihen zur Abfederung der Energiekrise. "Das würde auf Bundesanleihen lasten." Aufgekauft wurden die geschmähten Anleihen aus der Neuemission von der Finanzagentur selbst. "Die Finanzagentur sorgte diese Woche für eine kleine Überraschung, indem sie mit Anleihen im Wert von 54 Milliarden Euro ihr eigenes Portfolio aufgestockt hat", bemerkt Siemßen. Sie plane, diese Anleihen zu verleihen, um die Liquidität am Markt zu verbessern.

EZB-Sitzung: "Jumbo"-Schritt erwartet

Am kommenden Donnerstag steht die nächste EZB-Sitzung an. Am Markt wird überwiegend davon ausgegangen, dass die Notenbanker die Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben werden - "Jumbo"-Schritt wird das genannt. "Ein solcher Zinsschritt ist allerdings in den Geldmarktforwards eingepreist und dürfte niemanden überraschen", bemerkt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. "Entscheidender könnten Ankündigungen zur Veränderung der TLTRO-Konditionen werden, zu denen sich Banken große Mengen an Geld von der EZB geliehen haben."

Neuemissionen von deutschen Staatsanleihen stoßen übrigens derzeit auf wenig Gegenliebe, wie Brunner erklärt: "Bei der Auktion einer siebenjährigen Anleihe herrschte Flaute, die Gebote waren so niedrig wie noch nie." Im Raum schwebe immer noch die Emission neuer EU-Anleihen zur Abfederung der Energiekrise. "Das würde auf Bundesanleihen lasten." Aufgekauft wurden die geschmähten Anleihen aus der Neuemission von der Finanzagentur selbst. "Die Finanzagentur sorgte diese Woche für eine kleine Überraschung, indem sie mit Anleihen im Wert von 54 Milliarden Euro ihr eigenes Portfolio aufgestockt hat", bemerkt Siemßen. Sie plane, diese Anleihen zu verleihen, um die Liquidität am Markt zu verbessern.

"Wieder gute Renditen für Investment Grade-Anleihen"

Auch Unternehmensanleihen kommen den Händlern zufolge wieder besser an - vor allem kurzlaufende. "Kurzlaufende Investment Grade-Anleihen bieten wieder gute Renditen", stellt Brunner fest. Viele Käufe registriert er für Anleihen von Grenke (ETR:GLJn) mit 1,5 Prozent bis 2023 (XS1910851242), die Rendite liegt aktuell bei knapp 3 Prozent. Großer Beliebtheit erfreuten sich auch Papiere von Fresenius Medical Care (ETR:FMEG) mit 3,875 Prozent bis 2027 (XS2530444624) und BMW (ETR:BMWG) mit 0,75 Prozent bis 2024 (0:XS1548436473=TX). "Leittragende sind Mittelstandsanleihen, da sehen wir im Moment kaum Käufe."

Daniel sieht eine gute Nachfrage nach VW-Anleihen, konkret der bis 2026 laufenden mit Kupon von 2,25 Prozent (0:XS1893631769=TX) und der bis 2025 laufenden mit 0 Prozent (XS2374595127). Grenke-Papiere (XS1799162588) würden hingegen abgestoßen

Metalcorp: Abstimmung startet morgen

Weiter hohe Umsätze auf der Geld- und Briefseite meldet Oechsner für die bis 2026 laufende Anleihe der Metalcorp Group mit 8,5 Prozent (). Der Kurs war vor drei Wochen von 86 Prozent auf rund 30 Prozent gefallen, nachdem das Rohstoffunternehmen eine fällige Anleihe (DE000A19MDV0) nicht zurückzahlen konnte. Aktuell liegt der Kurs bei 28 Prozent.

Ab morgen und bis zum kommenden Dienstag können Anleihehalter über eine Verlängerung der nicht zurückgezahlten Anleihe abstimmen. "Metalcorp strebt eine Verlängerung der Laufzeit um ein Jahr bis zum 2. Oktober 2023 an, der Zinskupon soll von 7 Prozent auf 8,50 Prozent steigen", erläutert Oechsner. "Für einen Beschluss des Vorhabens ist ein Quorum von 50 Prozent der ausstehenden Schuldverschreibungen erforderlich." Ebenfalls betroffen sind laut Oechser Anleihen der Muttergesellschaft Monaco Resources Group MRG sowie einer weiteren MRG-Tochter, dem Hafeninfrastrukturbetreiber R-Logitech (DE000A19WVN8, DE000A3K73Z7).

Neuemissionen bleiben rar. "Neuemissionen erfolgen nur im Bereich von drei bis vier Jahren. Es gibt kaum Nachfrage der Investoren", stellt Oechsner fest.

von: Anna-Maria Borse, 21. Oktober 2022, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG

Über die Autorin

Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.

Feedback und Fragen an redaktion@deutsche-boerse.com

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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