Investing.com - Die US-Börsen (ETR:SXR4) dürften heute mit Verlusten in den Handelstag starten, nachdem gestern vor allem der Technologiesektor noch für Kursgewinne gesorgt hatte. Im Fokus steht aktuell eine mögliche Zerschlagung des Suchmaschinenriesen Google (NASDAQ:GOOGL), die das US-Justizministerium in Erwägung zieht. Gleichzeitig sorgt eine große Übernahme für Schlagzeilen: Rio Tinto (NYSE:RIO) übernimmt in einem 6,7 Milliarden Dollar schweren Deal den amerikanischen Lithiumförderer Arcadium (Lithium). Mit diesem Schritt stärkt das Unternehmen seine Position im Markt, um von der erwarteten steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu profitieren.
1. US-Börsen im Minus erwartet
Die US-Märkte starten heute wohl mit leichten Verlusten in den Handelstag, nachdem die wichtigsten Börsenindizes gestern deutliche Gewinne verbuchen konnten.
Aktuell notiert der Dow Future 0,2 % im Minus, der S&P 500 verliert 0,3 %, und der Nasdaq 100 gibt um 0,4 % nach.
Die gestrige positive Marktstimmung ist auf die weitverbreitete Erwartung zurückzuführen, dass die US-Notenbank auf dem richtigen Kurs ist, eine sogenannte „weiche Landung“ für die US-Wirtschaft zu ermöglichen. Dabei soll der Inflationsdruck abnehmen, ohne dass es zu einem deutlichen Rückgang der Arbeitsnachfrage oder der wirtschaftlichen Aktivität insgesamt kommt. Unterstützt wurde diese Hoffnung zuletzt durch günstige Inflations- und Jobdaten.
Zu den größten Gewinnern gehörten gestern Werte aus dem Technologiesektor. Allen voran konnte sich der KI-Favorit Nvidia (NASDAQ:NVDA) um 4 % nach oben schrauben. Auch die Aktie des Mitbewerbers Broadcom (NASDAQ:AVGO) legte um 3 % zu.
2. US-Justizministerium erwägt mögliche Zerschlagung von Google
Das US-Justizministerium erwägt mögliche Sanktionen gegen Google, einschließlich der Zerschlagung des Suchmaschinengiganten. In einem Kartellverfahren wurde Google für schuldig befunden, seine marktbeherrschende Stellung missbraucht zu haben.
Berichten zufolge prüft das US-Justizministerium „verhaltensbezogene und strukturelle Abhilfemaßnahmen“, um Google daran zu hindern, Produkte wie seinen Webbrowser, seinen App-Store oder sein Betriebssystem zu nutzen, um sein Suchgeschäft gegenüber der Konkurrenz zu bevorzugen. Zudem könnte der zuständige US-Richter Amit Mehta Google dazu verpflichten, die zugrunde liegenden Daten offenzulegen, die für die Entwicklung seiner Suchmaschine und KI-Produkte verwendet werden.
„Seit mehr als einem Jahrzehnt kontrolliert Google die wichtigsten Vertriebskanäle, was dazu führt, dass Wettbewerber kaum Anreize haben, um Nutzer zu konkurrieren“, so das US-Justizministerium.
Google reagierte in einem Blogbeitrag und warnte, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen negative Auswirkungen auf „amerikanische Innovationen und die Verbraucher in den USA“ haben könnten.
Die jüngste Einreichung des US-Justizministeriums folgt auf die Erklärung von Richter Mehta im August, in der er Google als „Monopolist“ bezeichnete. Google habe demnach Unternehmen wie Telefonherstellern und Webbrowser-Anbietern Milliarden gezahlt, damit diese Google als Standard-Suchmaschine festlegen.
3. Rio Tinto übernimmt Arcadium Lithium
Der Bergbaukonzern Rio Tinto übernimmt für 6,7 Milliarden Dollar den US-Lithiumförderer Arcadium Lithium, wie das Unternehmen heute bekannt gab.
Laut Angaben von Rio Tinto wird das in Pennsylvania ansässige Unternehmen Arcadium für 5,85 Dollar je Aktie übernommen. Dies entspricht einem Aufschlag von 90 % auf den Schlusskurs von Arcadium am 4. Oktober.
Durch diesen strategischen Schritt wird die Lithiumsparte von Arcadium in das Portfolio von Rio Tinto integriert, wodurch die Position des Unternehmens im Hinblick auf die erwartete steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen erheblich gestärkt wird. Lithium ist für die Herstellung von Elektrofahrzeugen von zentraler Bedeutung.
„Die Übernahme von Arcadium Lithium ist ein wichtiger Schritt in der langfristigen Strategie von Rio Tinto. Mit dieser Akquisition schaffen wir neben unseren führenden Aluminium- und Kupferaktivitäten ein Lithiumgeschäft von Weltklasse, um die für die Energiewende benötigten Materialien bereitzustellen“, erklärte Jakob Stausholm, CEO von Rio Tinto.
Die Übernahme wurde sowohl von den Vorständen von Rio Tinto als auch von Arcadium genehmigt und soll bis Mitte 2025 abgeschlossen werden, sofern mindestens 75 % der Arcadium-Aktionäre zustimmen.
4. Boeing zieht Angebot an streikende Arbeiter zurück
Die Konzernleitung von Boeing (NYSE:BA) hat ihr Angebot an die rund 33.000 streikenden Mitarbeiter zurückgezogen und die Verhandlungen mit der zuständigen Gewerkschaft vorerst ausgesetzt.
In einem in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch veröffentlichten Schreiben an die Belegschaft erklärte der Flugzeughersteller, dass die International Association of Machinists and Aerospace Workers „nicht verhandelbare“ Forderungen gestellt habe, was weitere Gespräche „zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll“ mache. Zuvor hatte Boeing eine Lohnerhöhung von 30 % sowie verbesserte Rentenleistungen angeboten.
Dem Abbruch der Gespräche gingen zweitägige Verhandlungen mit einem Mediator voraus,.
Berichten zufolge verzeichnet Boeing aufgrund des Streiks erhebliche finanzielle Verluste, was die bestehenden Herausforderungen für das Unternehmen verschärft, das bereits wegen seiner mangelhaften Sicherheitsbilanz unter verstärkter Beobachtung steht.
S&P Global Ratings gab gestern bekannt, dass Boeings Kreditwürdigkeit und das Rating seiner vorrangigen unbesicherten Verbindlichkeiten auf "Rating Watch Negative" gesetzt wurden. Demnach würde die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung auf Ramschstatus steigen, sollte der Streik bis Jahresende andauern.
5. Ölpreis erholt sich
Der Ölpreis zeigt sich heute auf Erholungskurs und macht damit einen Teil der deutlichen Verluste des Vortages wett. Allerdings haben Berichte über einen signifikanten Anstieg der US-Rohöllagerbestände die Aufwärtsbewegung begrenzt.
Aktuell steigt der Preis für die Nordseesorte Brent um 0,8 % auf 77,83 Dollar pro Barrel, während US-Rohöl (WTI) ebenfalls um 0,8 % zulegt und bei 74,12 Dollar pro Barrel notiert.
Beide Kontrakte waren am Vortag um mehr als 4 % gefallen, ausgelöst durch die Enttäuschung über das Ausbleiben weiterer fiskalischer Stimulierungsmaßnahmen seitens Chinas, dem weltweit größten Ölimporteur. Zudem berichteten Quellen, dass die libanesische Hisbollah möglicherweise einen Waffenstillstand mit Israel anstrebt, was auf eine potenzielle Deeskalation der Spannungen im Nahen Osten hindeutet.
Aus den gestern veröffentlichten Daten des American Petroleum Institute (API) geht hervor, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 10,9 Millionen Barrel gestiegen sind – ein Wert, der die Erwartungen von lediglich 1,95 Millionen Barrel deutlich übertrifft.
Die offiziellen Bestandsdaten der Energy Information Administration (EIA), die im Laufe des Tages erwartet werden, könnten weitere Sorgen über eine nachlassende Kraftstoffnachfrage in den USA auslösen, insbesondere angesichts der jüngsten verheerenden Wirbelstürme, die den Süden des Landes getroffen haben.